Astronautinnen-Phantome haben Flug um den Mond wohlbehalten überstanden
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
19. Januar 2023
Im Rahmen des Projekts MARE wurde erstmals erfolgreich die
Strahlenbelastung auf den weiblichen Organismus bei einem Flug zum Mond und
zurück gemessen. Dazu dienten zwei Astronautinnen-Phantome an Bord der Mission
Artemis I. Nun wurden die Helga und Zohar getauften Puppen wieder an
das DLR übergeben. Die gesammelten Daten werden nun ausgewertet.
Die beiden Astronautinnen-Phantome Helga
(vorne) und Zohar bestückt mit den mitgeführten
DLR-Messgeräten im Kennedy Space Center der NASA.
Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0) [Großansicht] |
Es war eine historische Reise: Im Rahmen der NASA-Mission Artemis I
flog das Raumschiff Orion angetrieben und versorgt vom europäischen
Servicemodul ESM erstmals zum Mond und zurück. Mit an Bord waren die beiden
Astronautinnen-Phantome Helga und Zohar, die erstmals in der Raumfahrt die
Strahlenbelastung auf den weiblichen Körper bei solch einem Flug gemessen haben.
Nach der erfolgreichen Landung der Orion-Kapsel am 11. Dezember 2022 im Pazifik
hat die NASA nun am Kennedy Space Center beide Messpuppen an das vom
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geleitete MARE-Forschungsteam
übergeben. Noch vor Ort finden erste Auswertungen der Messdaten statt. Im
Februar werden Helga und Zohar zurück am DLR-Standort Köln erwartet.
"Wir sind froh und stolz, Helga und Zohar so wohlbehalten mit einem Schatz an
Daten zurückerhalten zu haben", sagt Prof. Jens Jordan, Direktor des
DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin, der stellvertretend für das DLR
die Astronautinnen-Phantome gemeinsam mit dem Forschungsteam entgegennahm.
"Jetzt sind wir gespannt auf alle Details aus den Strahlungsmessungen in bis zu
mehr als 400.000 Kilometer Entfernung von der Erde."
Über die gesamte Mission bis zur Landung haben Helga und Zohar die
Strahlungswerte gemessen. Die beiden Astronautinnen-Phantome sind weiblichen
Körpern samt Fortpflanzungsorganen nachempfunden, sodass die Strahlungsdosis
auch in besonders strahlungsempfindlichen Organen gemessen werden kann. Die
beiden Messkörper bestehen aus jeweils 38 Scheiben, sind 95 Zentimeter groß, 36
Kilogramm schwer und enthalten aus Kunststoff nachgebildete Organe und Knochen
unterschiedlicher Dichte. Zohar, bereitgestellt von der israelischen
Raumfahrtagentur ISA, wiegt mit der zusätzlichen AstroRad-Strahlenschutzweste
der Firma StemRad sogar 62 Kilogramm.
"Die aktiven Strahlungsdetektoren des DLR überprüfen wir direkt hier am
Kennedy Space Center und lesen deren Messdaten aus", sagt der
MARE-Projektleiter Dr. Thomas Berger vom DLR-Institut für Luft- und
Raumfahrtmedizin. "Wir haben bereits jetzt hervorragende Daten von der ersten
bis zur letzten Minute des mehr als 25-tägigen Fluges – Helga und Zohar haben
auf ihrer Reise zum Mond einen super Job gemacht! Eine detaillierte
Datenauswertung folgt nun allerdings in den kommenden Monaten."
Im Inneren und auf der Oberfläche beider Phantome sind insgesamt 18 aktive
Detektoren der NASA (CADs) und 16 aktive Detektoren des DLR (M-42) verbaut, die
über den gesamten Flug die Strahlungsdosis unter anderem in den
strahlenempfindlichsten Organen des Körpers – Lunge, Magen, Gebärmutter und
Knochenmark – gemessen haben. Hinzu kommen über 12.000 passive
Strahlungsdetektoren aus kleinen Kristallen, die über die gesamten Messkörper
verteilt platziert sind.
Mit dem Auslesen der Kristalle entsteht ein dreidimensionales Abbild des
menschlichen Körpers, das zeigt, wie hoch die Strahlenbelastung auf Knochen und
Organen an unterschiedlichen Stellen während eines Mondflugs insgesamt ist.
Zusätzlich wird betrachtet, wie viel Abschirmung die mitgeführte Strahlungsweste
bei Zohar ermöglichte. Diese aufwendige Auswertung wird zum größten Teil am DLR
in Köln, aber auch in den Laboren der Projektpartner der NASA und der
internationalen Universitäten erfolgen. Die Rückkehr der Luna-Twins an das
DLR-Institut für Luft-und Raumfahrtmedizin ist im Laufe des Februars geplant.
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