Erfolgreicher Start von Artemis I zum Mond
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
16. November 2022
50 Jahre nach der letzten Mondlandung leitete die NASA heute
mit dem Start ihrer neuen, 98 Meter hohen Schwerlastrakete Space Launch
System vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral aus die Rückkehr zum Mond
ein - und dies mit internationalen Partnern: Das European Service Module
ESM1 ist integraler Bestandteil der Mission.
Start von Artemis I am Morgen des 16.
November 2022.
Foto: NASA TV [Großansicht] |
Am 16. November 2022 ist die NASA-Mission Artemis I von der
Startrampe 39B am Kennedy Space Center der NASA in Florida zum Mond
gestartet. Um 7:47 Uhr MEZ hob die neue SLS-Rakete mit ihrem Raumschiff
Orion an Bord in Richtung unseres Erdtrabanten ab. Die Mission soll 26 Tage
dauern. Das Raumschiff Orion, dessen Service- und Antriebsmodul das
hauptsächlich in Deutschland gebaute ESM (European Service Modul) ist, soll
dabei den Mond mehrfach umrunden. Mit an Bord befinden sich auch zwei
Strahlenmesspuppen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die
Rückkehr des Orion-Raumschiffs zur Erde ist für den 11. Dezember 2022 geplant.
Artemis I ist die erste in einer Reihe von Missionen des
Artemis-Programms der NASA. Es sieht vor, nach mehr als 50 Jahren wieder
Menschen auf dem Mond zu landen, dort gemeinsam mit internationalen Partnern
eine dauerhafte Basis zu errichten und eine Raumstation in der Mondumlaufbahn zu
bauen, von der aus Menschen zu weiter entfernten Zielen, einschließlich des
Mars, aufbrechen sollen. Artemis I ist der erste Schritt auf diesem
Weg. Bei dieser noch unbemannten Mission werden alle neu entwickelten Systeme im
Zusammenspiel getestet – das Orion-Raumschiff, die Schwerlastrakete SLS (Space
Launch System) und die Bodensysteme.
Ein zentraler Teil der Orion-Raumschiffe ist das Europäische Servicemodul
ESM, das im Auftrag der NASA von der europäischen Weltraumorganisation ESA zu
wesentlichen Teilen in Deutschland gebaut wird. Die Deutsche Raumfahrtagentur im
DLR mit Sitz in Bonn steuert im Auftrag der Bundesregierung die deutschen
ESA-Beiträge. Ohne das ESM kann das neue Crew-Raumschiff Orion nicht
fliegen. Es beinhaltet das Haupttriebwerk und liefert über vier Solarsegel den
Strom, außerdem reguliert es Klima und Temperatur im Raumschiff und lagert
Treibstoff, Sauerstoff und Wasservorräte für die Crew. Mit der
Artemis-Kooperation greift die NASA zum ersten Mal bei einer kritischen
Komponente für astronautische Missionen auf Partner aus anderen Staaten zurück –
ein enormer Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit der europäischen
Raumfahrtnationen.
Mit an Bord des Orion-Raumschiffs befinden sich zwei
"Astronautinnen-Phantome" mit Namen Helga und Zohar. Sie sind mit speziellen
Strahlungsdetektoren ausgestattete Messkörper, die den weiblichen Torso samt
seinen Fortpflanzungsorganen nachbilden, sodass die Strahlungsdosis in den
besonders strahlungsempfindlichen Organen gemessen werden kann. MARE (Matroshka
AstroRad Radiation Experiment), so der Name des Experiments, das vom
DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin geleitet wird, erforscht, welche
Strahlenbelastung auf die zukünftigen Artemis-Crews zukommen wird.
Auch die DLR-Einrichtung "Raumflugbetrieb und Astronautentraining" ist an der
Mission beteiligt. Die ihm zugehörige Zentralstation des Deutschen Bodensystems
in Weilheim wurde als Partner ausgewählt, um wissenschaftliche
Unterstützungsleistungen für Artemis I durchzuführen. Hierbei handelt
es sich um eine "One-Way Doppler Messung" als derzeit präzisestes Verfahren zur
Bahngeschwindigkeitsbestimmung des Rahmflugobjekts. Die Daten aus Weilheim
werden im NASA-Headquarter ausgewertet. Für diese Doppler-Messungen bietet die
Bodenstation Weilheim die nötige Antennenausstattung, die richtige geographische
Lage und die technische Fähigkeit – damit ist sie ein "offizieller Unterstützer"
von Artemis I.
Das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC) des DLR-Raumflugbetriebs in
Oberpfaffenhofen leistet ebenfalls einen Beitrag zur Mission: Es betreibt den
europäischen Teil des Bodensegments, das heißt, es leitet alle relevanten Daten
weiter zum Europäischen Weltraumforschungs- und Technologiezentrum ESTEC – das
Support Center des Europäischen Service Moduls ESM. Das ist, perspektivisch
gesehen, das erste Mitwirken des GSOC bei zukünftigen Mond-Missionen. Auch der
Betrieb des "Human Exploration Control Centers" (HECC) wird bereits vorbereitet
– das europäische Kontrollzentrum für astronautische Missionen zum Mond und
Mars.
|