Alles bereit für Mission um den Mond
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
24. August 2022
Auf dem Kennedy Space Center in Florida ist alles
bereit für die erste Artemis-Mission. An dem noch ohne Besatzung durchgeführte
Erstflug des Raumschiffs Orion um den Mond hat auch die europäische
Raumfahrt einen wichtigen Anteil: So könnte Orion ohne das European
Service Modul gar nicht fliegen. Das Modul wurde in Bremen endmontiert.
Mit dem Reiseziel Mond wird die NASA-Mission
Artemis 1 der erste unbemannte Raumflug des
NASA-Raumschiffs Orion sein, der die erdnahen
Orbits verlässt.
Bild: NASA [Großansicht] |
Am 22. August 2022 hat die NASA "grünes Licht" für das erste Startfenster von
Artemis I gegeben: Aus technischer Sicht stehen damit die Zeichen gut
für den Erstflug der neuen SLS-Schwerlastrakete mit ihrem Raumschiff Orion
an Bord. Die Mission Artemis I soll 42 Tage dauern und – bei
erfolgreichem Start am 29. August – die Erde am 10. Oktober wieder erreichen.
Das Raumschiff Orion, dessen Service- und Antriebsmodul das
hauptsächlich in Deutschland gebaute ESM (European Service Modul) ist, soll
dabei den Mond mehrfach umrunden. Der Start soll von der Startrampe 39A am
Kennedy Space Center der NASA in Florida erfolgen. Von hier aus sind auch
die Flüge der Apollo-Mondmissionen gestartet.
"Das ist ein beispielloser Vertrauensbeweis der NASA in die Fähigkeiten
unserer Industrie und Deutschland als Partner. Wir sind mit 50 Prozent an den
Servicemodulen der Artemis-Missionen beteiligt, die federführend von Airbus, als
Hauptauftragnehmer der ESA, von einem europäischen Industriekonsortium gefertigt
und in Bremen endmontiert werden", sagt Dr. Walther Pelzer, Leiter der Deutschen
Raumfahrtagentur und DLR-Vorstandsmitglied. Das erste ESM heiße dementsprechend
auch wie die Hansestadt: Bremen.
Die Premiere der "Rückkehr in den Mondorbit" findet dabei noch ohne
Astronautinnen und Astronauten statt: Dafür sind bei dem Erstflug nach 50 Jahren
zwei Messpuppen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt an Bord. Helga
und Zohar sitzen auf den Plätzen der zukünftigen Besatzung und erfassen die
Strahlenbelastung auf dem Flug. Sie sind Teil des Experiments MARE (Matroshka
AstroRad Radiation Experiment) des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin
in Köln.
Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR mit Sitz in Bonn steuert im Auftrag der
Bundesregierung die deutschen ESA-Beiträge. Aktuell ist Deutschland neben
Frankreich der größte Partner der Europäischen Raumfahrtorganisation. Bezogen
auf das Explorationsprogramm der ESA, aus denen die Europäischen Servicemodule
für das Orion-Raumschiff der NASA finanziert werden, ist Deutschland der größte
Beitragszahler. Insgesamt liefern zehn ESA-Mitgliedsstaaten (Deutschland und
Frankreich sowie Belgien, Dänemark, Italien, Niederlande, Norwegen, Spanien,
Schweden und die Schweiz) Teile für die ESM.
Ohne das Servicemodul kann Orion nicht fliegen: Es ist das Herzstück
des neuen Raumschiffs und sitzt unterhalb der Crew-Kapsel. Das ESM beinhaltet
das Haupttriebwerk und liefert über vier Solarsegel den Strom, außerdem
reguliert es Klima und Temperatur im Raumschiff und lagert Treibstoff,
Sauerstoff und Wasservorräte für die Crew. Das Orion-Raumschiff und damit auch
die ESM gelten als zentraler Meilenstein für künftige astronautische
Explorationsmissionen zum Mond, aber auch zum Mars und darüber hinaus.
Die NASA hat aktuell sechs ESM bei der ESA bestellt, von denen das nächste
für die Artemis-II-Mission Anfang 2023 an die NASA ausgeliefert wird. "Die
Bereitstellung der ESM durch Europa ist Teil eines transatlantischen
Tauschhandels. Wir kompensieren damit die Kosten für Betrieb und Versorgung der
ISS durch die NASA", erklärt DLR-Vorstand Walther Pelzer, und ergänzt:
"Besonders freue ich mich, dass wir mit dem ESM auch auf die Expertise der fünf
europäischen ATV-Transporter aufbauen und uns hier weiterentwickeln können."
Die ATV-Raumfrachter hatten die Internationale Raumstation ISS von 2008 bis
2015 regelmäßig mit Nachschub versorgt. Sie wurden ebenfalls wesentlich bei
Airbus in Bremen entwickelt und gebaut. Bei der zweiten Artemis-Mission, die
aktuell für Ende 2023 geplant ist, sollen erstmals Astronautinnen oder
Astronauten mitfliegen. Mit der dritten Mission, Artemis III, sollen dann die
erste Frau und der nächste Mann auf dem Mond landen. Die ESA soll ab 2024 mit
insgesamt drei Plätzen für europäische Astronautinnen und Astronauten an den
Artemis-Missionen zum Lunar Gateway, einer kleinen Station im
Mondorbit, beteiligt sein.
Das Raumschiff Orion besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: dem
US-amerikanischen Crewmodul und dem europäischen Servicemodul. Das Crewmodul
ähnelt der Kapselform der Apollo-Raumschiffe, ist aber rund doppelt so groß:
Statt drei finden bis zu vier Menschen darin Platz. Die rund zehn Tonnen schwere
Kapsel beherbergt auch das Lebenserhaltungssystem sowie die Flugsteuerung. Die
Kapsel tritt am Ende einer Mission wieder in die Erdatmosphäre ein und landet am
Fallschirm hängend im Pazifik. Die Crew wird dort von Schiffen und Hubschraubern
geborgen. Das ESM wiegt voll beladen beim Start etwa 15 Tonnen. Am Ende jeder
Mission trennt sich das ESM von der Orion-Kapsel und verglüht in der
Erdatmosphäre.
Update (29. August 2022): Wegen eines Problems mit einem
Triebwerk wurde der Start am Nachmittag von der NASA abgesagt. Frühestmöglicher
Termin ist nun der kommende Freitag.
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