Baubeginn für riesiges Radioteleskop auf der Südhalbkugel
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
6. Dezember 2022
Ein Radioteleskop mit einer Sammelfläche von einem
Quadratkilometer - dieses ambitionierte Ziel verfolgt das Projekt Square
Kilometre Array, das in Australien und Südafrika als Verbund zahlreicher
Radioantennen entstehen soll. Nach jahrelangen Planungen begannen nun die
Bauarbeiten. Deutschland war zwar an der Vorbereitung beteiligt, gehört aber
nicht zu den Mitgliedern der SKA-Organisation.
Künstlerische Darstellung der SKA-Antennen
für niedrige Frequenzen (rechts) und für mittlere Frequenzen
(links).
Bild:
SKAO [Großansicht] |
Bereits Ende der 1980er Jahre haben Astronomen und Astronominnen aus mehreren
Ländern den Anstoß gegeben, ein Teleskop mit einer Sammelfläche von annähernd
einem Quadratkilometer (eine Million Quadratmeter) zu bauen. Rund drei
Jahrzehnte später, nach Jahren der technischen Planung und der internationalen
Wissenschaftsdiplomatie, erreichte das Projekt gestern einen weiteren wichtigen
Meilenstein. Am 5. Dezember begannen die Bauarbeiten für die Teleskope des SKAO
mit feierlichen Zeremonien in Südafrika und Australien.
Bereits bis zur Gründung der SKA-Organisation, die für die
Koordinierung der internationalen technischen Planung des SKA verantwortlich
ist, war es ein weiter Weg. In den Jahren zuvor wurde viel Politikarbeit
geleistet, Arbeitsgruppen und Ausschüsse wurden etabliert sowie Vereinbarungen
zur internationalen Zusammenarbeit unterzeichnet. Über Einrichtungen wie das vom
Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn geleitete europäische
RadioNet3-Konsortium erfolgte bereits seit den 2000er Jahren der Anschub von
neuen Aktivitäten in Forschung und Entwicklung der bestehenden
radioastronomischen Einrichtungen und Radioteleskopen der Zukunft wie dem
"Square Kilometre Array".
Eine große Rolle spielte dabei die Auswahl zweier Standorte für ein
Niederfrequenz-Teleskop in Australien und ein Mittelfrequenz-Teleskop in
Südafrika, die im Jahr 2012 festgelegt wurden. Weitere wichtige Meilensteine
waren schließlich die Unterzeichnung der internationalen Konvention zur Gründung
des SKA-Observatoriums im März 2019 sowie das Einsetzen des SKAO-Rates Anfang
2021. Dieser hat im Juni desselben Jahres den Beginn der Bauarbeiten förmlich
genehmigt und damit eine umfassende Phase der Auftragsvergabe eingeleitet, in
der über 50 Verträge unterzeichnet und 150 Millionen Euro eingebunden wurden.
Gemeinsam mit seinen Kollegen und Kolleginnen aus den beteiligten Ländern
blickte Prof. Michael Kramer, Direktor am MPIfR, dem offiziellen Beginn der
Bauarbeiten mit Begeisterung entgegen: "Ich bin seit über 20 Jahren in das SKA
involviert und in dieser Zeit ist viel passiert. Mit der Aufnahme der Arbeiten
auf den Baustellen werden unsere Visionen jetzt tatsächlich zur Realität und das
bedeutet, dass sich all unsere Anstrengungen gelohnt haben. Das ist ein sehr
wichtiger und freudiger Augenblick."
Das MPIfR und die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) waren maßgeblich an der
Entwicklung und am Bau der SKA-Prototypantenne für das Mittelfrequenz-Teleskop
beteiligt, die im Herbst 2019 in Südafrika ihren Betrieb aufnahm. "Die
notwendigen Spezifikationen für das Teleskop und die Anforderung, einen Prototyp
zu konstruieren, der sowohl für die Massenfertigung geeignet als auch
kosteneffizient ist, waren technisch gesehen bisher die größten
Herausforderungen" erklärt Dr. Gundolf Wieching, Abteilungsleiter Elektronik im
MPIfR.
Zwar ist die deutsche Astronomie, die gerade im Bereich der Beobachtung im
Radiobereich über langjährige Erfahrungen verfügt, von Beginn an an der
Entwicklung des Projekts beteiligt, Mitglied in der SKA-Organisation ist
Deutschland allerdings nicht - nachdem die Bundesregierung im Jahr 2014
überraschend ihren Austritt aus dem Verbund erklärt hatte. Seitdem hofft man von
Seiten der Wissenschaft auf eine baldige Wiederaufnahme in die Organisation.
Bislang hat Deutschland hier nur Beobachterstatus und wird als mögliches
zukünftiges Mitglied geführt.
|