Brüssel fördert RadioNet
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
31. März 2009
RadioNet, das europäische Radioastronomie-Programm, wird über das
siebte europäische Rahmenprogramm FP7 der Europäischen Union mit einem
Betrag von insgesamt 10 Millionen Euro gefördert. RadioNet ist eine
europaweite Initiative, die alle größeren Radio-Observatorien in Europa
zusammenführt und einen ausgedehnten Frequenzbereich zwischen 10 Megahertz
und 10 Terahertz abdeckt. Die Unterstützung aus Brüssel gibt es von 2009 bis
2011.
Das 100-Meter-Radioteleskop des
Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in der
Nähe von Effelsberg. Das "Trans National
Access"-Programm im Rahmen von FP7 ermöglicht es
auch europäischen Astronomen das Teleskop zu
nutzten.
Foto: Norbert Tacken, MPIfR |
Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn ist an sämtlichen
Teilaktivitäten des RadioNet-Programms beteiligt und hat die Leitung in
zwei der Netzwerk-Aktivitäten (Ingenieur-Forum und Spektrum-Management)
übernommen. Über das TNA- (Trans National Access) Programm bietet es
Zugang zu Beobachtungszeit mit dem 100 Meter-Radioteleskop Effelsberg. Das erste
Treffen der an RadioNet-FP7 beteiligten Partnerinstitute (im
Wissenschaftler-Sprachgebrauch Kickoff Meeting genannt) findet derzeit
in den Niederlanden statt.
Bereits im Rahmen des FP6-Programms hat RadioNet begonnen, die
europäische Radioastronomie zu verändern. Es ist inzwischen fast der Normalfall
für Radioastronomen in Europa, Zusammenarbeit über Staatsgrenzen hinweg als
erfolgversprechendsten Weg anzusehen. Die Intention von RadioNet als
Integrationsprojekt besteht darin, die Nutzung und die Weiterentwicklung der
existierenden Radioteleskope in Europa speziell in Richtung zukünftiger
Großprojekte zu optimieren, und zwar unter Einschluss der nächsten Generation
großer Radioteleskope wie ALMA (Atacama Large Millimeter Array) und SKA
(Square Kilometer Array).
Ein vorrangiges Ziel ist dabei, dass europäische Forscher Zugang zu den
radioastronomischen Einrichtungen erhalten, die sie für ihre Forschungszwecke
benötigen. Dazu soll sichergestellt werden, dass innovative technologische
Entwicklungen in der Radioastronomie europaweit unterstützt werden, wobei das
gesamte Spektrum vorhandener Kenntnisse und Fähigkeiten und Ressourcen zum
Einsatz kommen soll. So wird gewährleistet, dass der technologische Fortschritt
nicht langsam und isoliert erreicht wird, sondern schnell und effizient über
wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit auf einer breiten Basis.
Das RadioNet-Programm ist im Lauf der Jahre auf 26 Partner aus 13
verschiedenen Ländern angewachsen, die zu insgesamt 18 separaten Arbeitspaketen
beitragen. Darunter sind mehrere Partnerinstitute aus Deutschland: Das
Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR), das I. Physikalische Institut
der Universität zu Köln (KOSMA) und das Fraunhofer-Institut angewandte
Halbleiterforschung (IAF). Die Arbeitspakete umfassen gemeinsame
Forschungsinitiativen, Studenten- und Doktorandenschulungen, Workshops zu neuen
Forschungsbereichen und vor allem auch den einfacheren Zugang für
Wissenschaftler zu den leistungsstärksten Radioteleskopen in Europa.
Das MPIfR nimmt als Partnerinstitut an einer Reihe von Tätigkeiten im Rahmen
von RadioNet-FP7 teil. Bei den Netzwerktätigkeiten hat es die
Federführung in zwei Bereichen übernommen: im Ingenieur-Forum, mit dem
Kommunikation, Training und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen
Ingenieuren verstärkt werden soll und im Spektrum-Management, mit dem eine
gemeinsame Stimme gegenüber den Regulierungsbehörden zum Schutz
radioastronomischer Frequenzbänder geschaffen wird.
Darüber hinaus stellt das MPIfR im Rahmen des TNA-Programms Beobachtungszeit
mit dem Radioteleskop Effelsberg zur Verfügung. Mit einem Durchmesser von 100
Metern ist es das größte und empfindlichste Radioteleskop in Europa. Dabei
kommen über 1.000 Stunden Beobachtungszeit exklusiv mit dem 100-Meter-Teleskop
und noch einmal 336 Stunden für Messungen im Verbund in den Jahren 2009-2011
zusammen. Auf der Grundlage der wissenschaftlichen Qualität der beantragten
Beobachtungen haben Wissenschaftler aus Ländern der EU und weiteren
Partnerländern Zugang zu diesem Teleskop.
Das MPIfR ist zudem Partnerinstitut in einer Reihe von gemeinsamen
Forschungsinitiativen wie z.B. APRICOT (All Purpose Radio Imaging Cameras on
Telescopes), ALBiUS (Advanced Long Baseline interoperable User Software)
und AMSTAR+ (Focal plane Arrays at Millimetre/Sub-millimetre wavelengths and
THz frequencies for Astronomical Research). Im Rahmen von APRICOT werden
Design und Systemtechnologie für Breitband-Empfänger entwickelt, mit denen
Radiostrahlung im Frequenzbereich von 30 bis 50 GHz aufgenommen werden kann.
"Die wichtigste Herausforderung besteht darin, die zahlreichen
Einzelbestandteile zusammenzuführen und in das System zu integrieren. Vor allem
die kryogenisch gekühlten Bestandteile müssen sorgfältig ausgelegt werden, um
den Empfänger mechanisch und kryogenisch zu stabilisieren. Und dabei soll er
auch noch einfach zu bedienen sein", erklärt Reinhard Keller. "Unsere
Elektronik-Abteilung am MPIfR untersucht die geeignete Architektur für die
Empfänger mit dem Ziel, ein fertiges Design für eine Multi-Pixel-Kamera
bereitzustellen."
Neben den EU-Mitgliedsländern nehmen auch Südkorea, die USA und Südafrika an
dem Programm teil. Das RadioNet-FP7-Management basiert auf der engen
Zusammenarbeit, die viele radioastronomische Forschungsinstitute im Rahmen des
Europäischen VLBI-Netzwerks (EVN) in den vergangenen 30 Jahren entwickelt haben.
EVN ist eine Netzwerk von 16 wichtigen Radioteleskopen in Europa und anderen
Teilen der Erde, vor allem China und Südafrika. "RadioNet gibt uns den Rahmen
für wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit in der Radioastronomie",
sagt Anton Zensus, Direktor und Leiter der VLBI-Forschungsgruppe am MPIfR. "Es
eröffnet neue Wege für hervorragende Forschung und Entwicklung in unserem
Institut."
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