Internationale Kooperation für Riesenteleskop
Redaktion /
Pressemitteilung des MPIfR astronews.com
6. März 2008
Die deutschen Radioastronomen schließen weiter
internationale Partnerschaften. Nach einer entsprechenden Vereinbarung mit dem
amerikanischen NRAO unterzeichnete das Max-Planck-Institut für Radioastronomie
jetzt ein Abkommen mit der Australia Telescope National Facility. Ziel
ist unter anderem der Aufbau eines gigantischen Radioteleskops der nächsten
Generation.
So stellt man sich derzeit die Zentralstation
des Square Kilometer Array vor.
Bild:
Max-Planck-Institut für Radioastronomie |
Zwei der größten radioastronomischen Forschungseinrichtungen, die
Australia Telescope National Facility (ATNF) in Australien und das
Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Deutschland, haben ein
Abkommen zur Verstärkung ihrer wissenschaftlichen und technischen Zusammenarbeit
unterzeichnet. Es ist eine strategische Kooperation, vor allem in Hinblick auf
die Entwicklung eines gigantischen Radioteleskops der nächsten Generation, des
Square Kilometer Arrays (SKA) als internationalem Großprojekt.
Eine lang andauernde Zusammenarbeit sowohl in der Forschung als auch in der
technologischen Entwicklung in der Radioastronomie in beiden Ländern hat bereits
zu einer Reihe von erfolgreichen Forschungskooperationen in den vergangenen
Jahrzehnten geführt. Sie erstreckte sich über die Erforschung der
Zentralregionen aktiver Galaxien, Magnetfelder im Universum oder die
Untersuchung von Pulsaren.
Das jetzt unterzeichnete Abkommen zwischen der Max-Planck-Gesellschaft in
Deutschland, vertreten durch das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR),
und der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation
(CSIRO), vertreten durch die Australia Telescope National Facility
(ATNF), bietet eine neue Grundlage für die Zusammenarbeit bei der Entwicklung
neuer Instrumente für die Radioastronomie und zur Verstärkung der
wissenschaftlichen Zusammenarbeit in der Radioastronomie zwischen Forschern
beider Länder. Das Abkommen wurde unterzeichnet von Prof. Karl Menten und Prof.
Anton Zensus, beide Direktoren am MPIfR, und von Prof. Brian Boyle, dem Direktor
des ATNF. Die Unterzeichnung fällt zusammen mit dem Berlin-Besuch des
australischen Ministers für Innovationen, Industrie, Wissenschaft und Forschung,
Senator Kim Carr, bei seiner deutschen Kollegin, der Ministerin für Bildung und
Forschung, Dr. Annette Schavan.
Beide Institute, ATNF und MPIfR, sind am Programm für Entwicklung und Aufbau
des globalen Square Kilometer Array (SKA) Forschungsprojekts beteiligt.
Sie engagieren sich in sogenannten Pfadfinderprogrammen, die schließlich zum SKA
führen werden, wie dem Australian SKA Pathfinder (ASKAP) oder den
LOFAR-Teleskopstationen in Deutschland. Beim SKA handelt es sich
nicht um ein Einzelteleskop, sondern um ein Netzwerk von Tausenden von
Einzelantennen, die bis zu 3.000 Kilometern voneinander getrennt sein können.
Die Hälfte der Einzelantennen wird allerdings in einem zentralen Bereich von
rund fünf Kilometern Durchmesser aufgestellt sein.
Australien bildet (neben dem südlichen Afrika) einen von zwei möglichen
Standort-Kandidaten für das SKA. Dessen endgültiger Standort wird von einer
internationalen Kommission in naher Zukunft festgelegt. Das SKA wird 50-mal
empfindlicher sein als die besten Radioteleskope der Gegenwart. Es wird ein
neues Fenster ins Universum öffnen zur Erforschung der ersten Sterne und
Galaxien im frühen Universum und der Magnetfelder in nahen und fernen Galaxien.
Es dient auch zur Untersuchung der Dunklen Energie, die das Universum mit immer
größerer Geschwindigkeit auseinandertreibt.
"Wir haben eine ganze Reihe von gemeinsamen Interessen. Die notwendigen
technischen Entwicklungen, die überhaupt erst den Weg zum SKA freimachen, werden
einen Durchbruch bei der Erforschung des Universums und bei der
Weiterentwicklung der Radioastronomie bewirken", so Zensus, der auch
Vorsitzender des europäischen SKA Konsortiums ist.
Die wissenschaftliche Zusammenarbeit in der Radioastronomie zwischen
Deutschland und Australien berührt eine Reihe von Forschungsbereichen in der
modernen Astrophysik. Speziell auf dem Gebiet der Sternentstehung und der
Astrochemie gibt es gemeinsame Forschungsprojekte, ebenso bei der Untersuchung
physikalischer Prozesse in den Zentralbereichen aktiver Galaxien. Beide
Institute, MPIfR und ATNF, betreiben erstklassige Radioteleskope, zu denen
Effelsberg- und IRAM-Teleskop in Europa gehören, sowie APEX in Chile, das
Parkes-Teleskop und das Australia Telescope Compact Array (ATCA)
in Australien. Im Rahmen der neuen Vereinbarung wird es langfristige
Kooperationen geben bei der Entwicklung von neuartigen Verstärkern bei hohen
Frequenzen für das Effelsberg-Teleskop, der Untersuchung von Magnetfeldern im
Universum und von Sternentstehungsprozessen in unserer Milchstraße.
Die Kooperation umfasst auch den Ausbau hochempfindlicher Radiobeobachtungen
im weltweiten Netzwerk, die sogenannte Very Long Baseline Interferometry
(VLBI). Bei VLBI-Beobachtungen sind gleichzeitige Messungen zwischen Teleskopen
an verschiedenen Orten der Erde und die Übertragung der Daten nahezu in Echtzeit
von Interesse. Diese Projekte erfordern schnelle Datenleitungen zwischen Europa
und Australien, deren Ausbau von der europäischen Kommission unterstützt wird.
Australien und Deutschland haben eine lange Tradition in radiastronomischer
Forschung. Die Ursprünge der Radioastronomie in Australien reichen zurück in die
30er und 40 Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die deutsche Radioastronomie hat
ihren Beginn in den 50er Jahren, vor allem mit dem 25-Meter-Radioteleskop auf
dem Stockert. Ein entscheidender Schritt vorwärts in beiden Ländern war die
Inbetriebnahme der beiden großen Parabolspiegel, des 64-Meter-Teleskops bei
Parkes und des 100-Meter-Teleskops bei Effelsberg in der Eifel.
Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie setzt in letzter Zeit verstärkt
auf Kooperationen mit anderen Instituten. Erst im Dezember 2007 war - wie
berichtet - eine entsprechende Vereinbarung mit dem US-amerikanischen
National Radio Astronomy Observatory unterzeichnet worden.
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