Bündnis gegen Lichtverschmutzung in Hessen
Redaktion
/ Pressemitteilung des hessischen Netzwerks gegen Lichtverschmutzung astronews.com
26. April 2022
Lichtverschmutzung wird in den meisten Regionen Europas zu
einem immer größeren Problem. Um konkrete Aufklärungsarbeit zu leisten und
Hilfestellung für die Vermeidung ungünstiger Beleuchtungsstrategien zu geben,
hat sich in Hessen nun ein Netzwerk Lichtverschmutzung gegründet. Dazu gehören
Vertreter aus Naturschutz, Wissenschaft, Kommunen und der Amateurastronomie.
Die Lichtverschmutzung wird in allen
Regionen der Erde zu einem immer größeren
Problem.
Foto: NASA Earth Observatory [Großansicht] |
In Hessen hat sich aus Vertretern von Naturschutzverbänden, Sternwarten,
Wissenschaft sowie engagierten Bürgerinnen und Bürger ein Netzwerk zur
Eindämmung und Verhinderung von Lichtverschmutzung gegründet. Es hat sich den
Schutz der Nacht zum Ziel gesetzt, um ökologische, energetische und medizinische
Probleme aufzuzeigen und dafür Lösungsansätze anzubieten. Inzwischen sind in
Hessen mehr als 50 Netzwerkerinnen und Netzwerker aktiv und können auf erste
positive Resultate verweisen. Das Netzwerk fordert konkret den Schutz
wildlebender Tiere und Pflanzen vor nachteiligen Folgen der Lichtverschmutzung
im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes, Energieeinsparung sowie ein ästhetisches
Landschafts- und Ortsbild einschließlich Sternhimmel.
Als Lichtverschmutzung bezeichnet man die Aufhellung der Nacht durch Kunstlicht,
wenn diese über ein ökologisch vertretbares Maß hinausgeht. Das geschieht
oftmals aus Unwissenheit bei der Lichtplanung in der Außenbeleuchtung oder durch
unnötige und falsch installierte, beziehungsweise schlecht konstruierte
Leuchten. Neben Blendung, ungewollter weitflächiger Beleuchtung von Landschaften
und Nachthimmel stehen vor allem die negativen Umweltauswirkungen wie das
Insektensterben und der Artenverlust im Fokus. Darüber hinaus führt eine falsche
und übermäßige Beleuchtung zu einem hohen Energie- und Ressourcenbedarf, den es
auch für den Klimaschutz und wegen der aktuellen Energiesituation dringend zu
vermeiden gilt. Besonders problematisch sind insbesondere seit Einführung der
LED Fassaden- und Industriebeleuchtungen, Sportplatz- und Gehwegbeleuchtungen
aber auch übermäßige Straßenbeleuchtungen.
Ziel des ehrenamtlichen Netzwerkes ist es für eine ökologisch vertretbare
Beleuchtung zu werben. Dabei baut das Netzwerk auf Fachkompetenzen und
langjährigen Erfahrungen seiner Mitglieder in den Bereichen Verwaltung, Natur-,
Kultur- und Ingenieurswissenschaften sowie Umweltrecht auf und kooperiert mit
Best-Practice Regionen. Als unabhängiger und ehrenamtlicher Fachverband für
Außenbeleuchtung berät das Netzwerk bereits seit Monaten zahlreiche Kommunen und
Unternehmen und bietet Lösungsstrategien zur Vermeidung und Reduzierung von
Lichtverschmutzung an.
In seinen Zielen gestärkt sieht es sich durch die allgemeine Trendwende zu mehr
Klimaschutz, ein zunehmendes Umweltbewusstsein der Bevölkerung und das Gesetz
zum Schutz der Insektenvielfalt: Denn mit der Anpassung des
Bundesnaturschutzgesetz wird der Nachtschutz seit Sommer 2021 zur Pflichtaufgabe
und fordert konkret den Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen vor nachteiligen
Folgen der Lichtverschmutzung.
Das ehrenamtliche Netzwerk arbeitet interdisziplinär und möchte neben den
unmittelbaren ökologischen Folgen einer zunehmenden nächtlichen Beleuchtung auch
auf kulturelle und bildungspolitische Aspekte hinweisen. Menschen dürfen zudem
nicht das Kulturgut Sternhimmel verlieren und Schüler sollen auch weiterhin der
Zugang über die Astronomie als Schlüssel zu den naturwissenschaftlichen Fächern
(MINT-Fächer) bekommen. Für jedermann muss auch zukünftig der gestirnte Himmel
über Hessen erlebbar bleiben.
Das Netzwerk, zu dem beispielsweise auch Vertreter der Amateurastronomie und
Experten des Sternenparks Rhön und der ersten deutschen "Sternenstadt" Fulda
gehören, hat auch einen Maßnahmenkatalog zusammengestellt, der technische und
rechtliche Forderungen an Entscheidungsträger, Umweltverbände, Unternehmer und
Bürger enthält und der auf der Website des Netzwerks abrufbar ist. Er basiert
auf einschlägigen Fachempfehlungen zu umweltschonender Beleuchtung und sollte,
so das Netzwerk, dringend umgesetzt werden.
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