Oft ist es heller als gedacht
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und
Binnenfischerei (IGB) astronews.com
31. Juli 2017
Lichtverschmutzung ist ein Problem, das nicht nur
Amateurastronomen betrifft, sondern auch beispielsweise zahlreiche nachtaktive
Tiere beeinflusst. Die Messung der Lichtverschmutzung ist allerdings nicht immer
ganz einfach. So konnten Forscher mit einem neuen Verfahren nun zeigen, dass
auch an eigentlich sehr dunklen Orten der Himmel heller ist als angenommen.
Verteilung der Lichtverschmutzung über den
gesamten Himmel in einer klaren Nacht (oben) und
bei teilweile bewölktem Himmel (unten).
Bild: Andreas Jechow / IGB [Gesamtansicht] |
Selbst ausgewiesene dunkle Orte wie Sternenparks sind nicht überall so frei
von Lichtverschmutzung wie bisher angenommen. Wissenschaftler der
Forschungsverbünde Loss of the Night und STARS4ALL beschäftigen sich
seit Jahren mit den ökologischen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen
Auswirkungen der Lichtverschmutzung. Nun konnten sie mit einer einfachen
Messmethode zeigen, wie stark die Lichtverschmutzung über den
gesamten Nachthimmel verteilt ist.
Frühere Studien wie der "Weltatlas der
Lichtverschmutzung" haben sich vor allem auf den Nachthimmel direkt über unseren
Köpfen konzentriert. Mit den aktuellen Messungen konnten die Forscher
nachweisen, dass ein Himmel, der über uns fast frei von Lichtverschmutzung ist,
am Horizont deutlich heller sein kann. Die Wissenschaftler untersuchten dazu den
nächtlichen Himmel zwischen dem Sternenpark Parc Astronòmic Montsec und der 27
Kilometer entfernten Stadt Balaguer im Norden Spaniens.
Die Messungen ergaben,
dass der gesamte Himmel über dem Sternenpark in bewölkten Nächten genauso hell
war, wie ein lichtverschmutzter wolkenloser Himmel nur fünf Kilometer vom
Stadtzentrum entfernt. Natürlicherweise müsste der bewölkte stadtferne Himmel
deutlich dunkler sein, da die Wolken das Licht von Mond und Sternen abschirmen
und so den Himmel verdunkeln. 18 Kilometer außerhalb der Stadt war der Himmel
direkt über den Forschern kaum lichtverschmutzt.
Unter Berücksichtigung des Lichtes aus allen Richtungen aber, war der Himmel
66 Prozent heller als ein natürlicher Himmel in einer sternenklaren Nacht. Bei
Bewölkung war er sogar 3,5-mal heller, da die Wolken das Licht vom Boden -
erzeugt durch die Beleuchtung der nahen Stadt - reflektierten. Das ist sehr viel
zusätzliches Licht für nachtaktive Arten, die sich im Laufe ihrer Evolution
darauf verlassen konnten, dass Wolken den Himmel tatsächlich verdunkeln.
Für die Messungen haben die Wissenschaftler ein einfaches und
bedienungsfreundliches Abbildungssystem verwendet, das auf kalibrierten,
handelsüblichen Kameras mit Fischaugenobjektiv - einer extremen Weitwinkellinse
- basiert. "Wir hoffen, dass es diese einfache und relativ kostengünstige
Methode vielen Forscherinnen und Forschern sowie Bürgerwissenschaftlerinnen und
Bürgerwissenschaftlern weltweit ermöglicht,
das künstliche Himmelsleuchten unter unterschiedlichen Wetterbedingungen zu
kartieren", erläutert Andreas Jechow, Leiter der Studie und Physiker am
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, die
Bedeutung der neuen Messmethode.
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