Mars-Sonnenfinsternis hochaufgelöst und farbig
von
Stefan Deiters astronews.com
21. April 2022
Der NASA-Marsrover Perseverance ist Anfang April
Zeuge eines Transits des Marsmonds Phobos vor der Sonnenscheibe geworden. Wegen
seiner geringen Größe konnte Phobos die Sonne dabei nicht komplett verdecken.
Ein solche "Sonnenfinsternis" ist schon mehrfach beobachtet worden, allerdings
bislang nicht mit dieser Auflösung und in Farbe.
Der Marsrover Perseverance verfolgte am 2. April 2022, wie der
Marsmond Phobos vor der Scheibe der Sonne vorüberzog.
Bild: NASA / JPL-Caltech / ASU / MSSS / SSI [Großansicht] |
Der NASA-Marsrover Perseverance hat am 2. April 2022 von seinem
Standort im Jezero-Krater aus eine "Sonnenfinsternis" beobachtet: Der Rover
verfolgte, wie der kartoffelförmige Marsmond Phobos vor der Sonne vorüberzog.
Da der Marsmond sehr viel kleiner als der Erdmond ist, konnte er die Sonne
nicht komplett verdecken. Die "Finsternis" dauerte zudem nur etwas mehr als 40
Sekunden, was viel kürzer ist als eine typische Sonnenfinsternis mit dem Erdmond.
Die gestern vorgestellten Beobachtungen könnten helfen, die Umlaufbahn von Phobos
besser zu verstehen und wurden mit der Kamera Mastcam-Z gemacht.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Transit eines Marsmondes vor der
Sonnenscheibe von der Oberfläche des Planeten aus beobachtet wurde: Im Jahr 2004
machten die beiden NASA-Rover Spirit und Opportunity die
ersten Zeitrafferfotos von Phobos während einer Sonnenfinsternis. Curiosity
setzte die Beobachtungen mit Videos fort, die mit dem Kamerasystem Mastcam
aufgenommen wurden. Perseverance hat nun das bisher am stärksten
vergrößerte Video einer Phobos-Sonnenfinsternis geliefert - und das mit der
höchsten Bildrate aller Zeiten.
Das ist dem neuen Mastcam-Z-Kamerasystem von Perseverance zu
verdanken, einem zoombaren Upgrade von Curiositys Mastcam.
"Ich wusste, dass es gut werden würde, aber ich hatte nicht erwartet, dass es so
beeindruckend sein würde", sagte Rachel Howson von Malin Space Science
Systems in San Diego, die zum Kamera-Betriebsteam gehört.
Die Aufnahmen wurden zudem in Farbe gewonnen. Mastcam-Z verfügt
über einen Sonnenfilter, der wie eine Sonnenbrille wirkt, um die Lichtintensität
zu reduzieren. "Sie können Details in der Form des Schattens von Phobos sehen,
die auf Unebenheiten in der Mondlandschaft hindeuten", sagte Mark Lemmon vom
Space Science Institute in Boulder im US-Bundesstaat Colorado, der die
meisten Phobos-Beobachtungen von Mars-Rovern koordiniert hat. "Man kann auch
Sonnenflecken sehen. Und es ist cool, dass man diese Sonnenfinsternis genau so
sehen kann, wie der Rover sie vom Mars aus gesehen hat."
Der Marsmond Phobos ist ein unregelmäßiger 27 mal 22 mal 19 Kilometer
durchmessender Brocken, dessen Ursprung noch nicht vollständig geklärt ist.
Vieles deutet aber darauf hin, dass es sich bei dem Mond um einen vom Mars
eingefangenen Asteroiden handelt. Phobos kreist in einem Abstand von unter 6000
Kilometern um den Mars - das ist so nahe, dass der Mond dies nicht mehr lange
durchhalten kann: Das gravitative Wechselspiel mit dem Planeten führt dazu, dass
er sich Mars immer weiter annähert und in einigen Millionen Jahren zerbricht
oder abstürzt. Finsternisbeobachtungen liefern neue Daten über die genaue Bahn
des Mondes und damit auch über die gravitativen
Wechselwirkungen zwischen Mond und Planet und zur Zukunft von Phobos.
Der Marsrover Perseverance ist im Februar 2021 im Jezero-Krater des
Mars gelandet. Der Rover hat gerade ein ausgetrocknetes Flussdelta erreicht, in
dem er nun nach Hinweise von früher vorhandenem Leben suchen und auch
Bodenproben für einen späteren Rücktransport zur Erde sammeln soll. Ein Film der
von Perseverance beobachteten Sonnenfinsternis ist auch bei
Youtube zu sehen.
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