Marsmond Phobos aus der Nähe
von Stefan Deiters astronews.com
16. März 2010
Die europäische Weltraumagentur ESA hat gestern neue
Aufnahmen der Marssonde Mars Express veröffentlicht, die diese am 7.
März während eines Vorüberflugs am Marsmond Phobos gemacht hatte. Sie zeigen
Details des Trabanten mit einer Auflösung von 4,4 Metern pro Pixel. Zu erkennen
sind darauf auch die Regionen, in denen die russische Phobos-Grunt-Mission
landen könnte.
Der Marsmond Phobos mit den vorgesehenen
Landestellen der Mission Phobos-Grunt. Mars
Express war bei diesem Vorüberflug etwa 130
Kilometer von Phobos entfernt.
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)
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Von den Sonden, die sich derzeit im Orbit um den Mars befinden,
ist nur die europäische Sonde Mars Express in der Lage, Nahaufnahmen
des Marsmondes Phobos zu machen. Ihr elliptischer, polarer Orbit bringt die
Sonde nämlich etwa alle fünf Monate in die Nähe des Trabanten. Da Phobos dem
Mars immer die gleiche Seite zuwendet, muss eine Sonde eine Region außerhalb
seines Orbits erreichen, um auch die marsabgewandte Seite des Mondes
fotografieren zu können. Genau dies tat Mars Express am 7., 10. und 13.
März. Neben zahlreichen Aufnahmen machte die Sonde dabei auch Untersuchungen mit
anderen Instrumenten.
Phobos ist ein unregelmäßiger 27 mal 22 mal 19 Kilometer durchmessender
Brocken, dessen Ursprung noch nicht vollständig geklärt ist. Ähnlichkeiten mit
der C-Asteroiden-Familie deuten nach Ansicht vieler Astronomen darauf hin, dass
es sich um einen vom Mars eingefangenen Asteroiden handelt. Wie sich dieser
Einfang allerdings abgespielt haben soll und wie der Brocken dann anschließend
auf seine heutige Bahn geraten ist, können die Forscher noch nicht richtig
erklären. Alternativ könnte sich Phobos auch im Orbit um den Mars gebildet haben
und wäre damit ein Überrest aus der Phase der Planetenentstehung.
Diese und weitere Fragen beantworten helfen soll die russische Mission
Phobos-Grunt. Der Start ist für 2011 geplant. Die Sonde soll auf
dem Marsmond landen, eine Bodenprobe entnehmen und diese anschließend zurück zur
Erde schicken. Die in Aussicht genommenen Landestellen auf der
marsabgewandten Seite des Mondes wurden bereits bei Überflügen im Juli und
August 2008 von der hochauflösenden Stereokamera an Bord von Mars Express
fotografiert (astronews.com berichtete). Die in diesem Jahr gemachten Bilder
zeigen die Region aus einem anderen Blickwinkel und bei besserer
Sonnenausleuchtung und sollten für die Vorbereitung der Mission daher weitere
wichtige Informationen liefern können.
Bodenstationen der ESA werden sich vermutlich an der Phobos-Grunt-Mission
beteiligen. Grundlage dafür ist ein Abkommen zwischen der russischen
Weltraumagentur und der ESA für die Vorhaben Phobos-Grunt und
ExoMars. Mars Express wird noch bis Ende März an Phobos
vorüberfliegen und während dieser Zeit weitere Untersuchungen des Marsmondes
machen.
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