ESA-Astronaut Maurer startbereit für Cosmic Kiss
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
10. September 2021
Im Rahmen der Mission Cosmic Kiss soll der deutsche
ESA-Astronaut Matthias Maurer voraussichtlich Ende Oktober zur Internationalen
Raumstation ISS starten und dort bis Frühjahr 2022 arbeiten und forschen. Für
Maurer wird es der erste Flug ins All sein. Für seine Aufgaben auf der ISS hat
er sich mehrere Jahre lang vorbereitet.
Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer,
hier im Raumanzug, soll Ende Oktober zur ISS
starten.
Foto: ESA / NASA [Großansicht] |
Voraussichtlich Ende Oktober 2021 wird der deutsche ESA-Astronaut Matthias
Maurer gemeinsam mit den NASA-Astronauten Raja Chari, Thomas H. Marshburn und
Kayla Barron an Bord einer Dragon-Raumkapsel des US-amerikanischen
Raumfahrtunternehmens SpaceX zur Internationalen Raumstation ISS starten. Maurer
soll rund sechs Monate in Schwerelosigkeit verbringen und im April 2022 zur Erde
zurückkehren.
Es ist der erste Raumflug des 51-Jährigen, der seit Juli 2015 Teil des
ESA-Astronautenkorps ist und sich seit dem erfolgreichen Abschluss seiner
Grundausbildung als Astronaut auf seinen ersten Einsatz im All vorbereitet. Dazu
gehörten unter anderem Trainingseinheiten im Astronautenzentrum der ESA in Köln,
am Johnson Space Center der NASA in Houston, im sogenannten SpaceX-Crew-Dragon-Cockpit
in Kalifornien sowie bei den weiteren ISS-Partnern in Russland, Japan und
Kanada.
Maurer ist promovierter Werkstoffwissenschaftler und stammt aus dem
saarländischen St. Wendel. "Mich faszinieren Technik und Wissenschaft und die
Kooperation in internationalen Teams und genau das wird meine Arbeit sein in den
sechs Monaten im All. Ich werde an mehr als 100 Experimenten teilnehmen und
hoffe, dass die Erkenntnisse hieraus zum Fortschritt für unseren Alltag im All,
aber auch hier auf der Erde beitragen werden", so der Astronaut. "Eine
Weltraummission ist nicht einfach", sagt er wenige Wochen vor seinem Start. "Ein
Großteil meiner mentalen Kraft entsteht durch die Begeisterung für das, was
jetzt vor mir liegt. Für mich wird bald ein Lebenstraum in Erfüllung gehen – mit
einem fantastischen Team, auf das ich mich jederzeit blind verlassen kann."
Als ausgebildeter Werkstoffwissenschaftler freut er sich besonders auf die
Versuche mit neuen Materialien, die "wir dann hoffentlich in ein paar Jahren im
Erdalltag wiederfinden werden." Vieles werde einzigartig sein: "Das beginnt mit
dem feurigen Ritt auf einer Rakete, die mich in weniger als zehn Minuten auf
über 28.000 Stundenkilometer beschleunigt. Die Ankunft auf der Raumstation und
meine erste Erdumrundung im All in nur 90 Minuten, wo ich die Schönheit der Erde
von unserem Fenster im All aus, der Cupola, in mich aufsaugen werde. Ein
Außenbordeinsatz wird hoffentlich stattfinden und auch ein Höhepunkt sein."
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist in vielfältiger Weise
in die Mission eingebunden: Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR mit Sitz in
Bonn ist für die Auswahl und Koordination der Experimente und Beiträge deutscher
Universitäten und Hochschulen sowie aus der Industrie verantwortlich. Ebenso
führen DLR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler eigene Experimente durch.
Das Columbus-Kontrollzentrum der ESA, beheimatet im Deutschen
Raumfahrtkontrollzentrum des DLR in Oberpfaffenhofen, ist zuständig für die
Planung und Durchführung der Experimente, die im europäischen Columbus-Modul
auf der ISS stattfinden. Von hier aus gehen die Daten der Experimente an die
nationalen Nutzerkontrollzentren und von dort aus weiter zu den
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und den beteiligten Partnern aus der
Industrie.
36 Experimente der Cosmic-Kiss-Mission Maurers stammen aus Deutschland. Sie
umfassen Grundlagenforschung wie anwendungsorientierte Wissenschaft und
Technologietests aus den Bereichen Lebens- und Materialwissenschaften, Physik,
Biologie, Medizin, Künstliche Intelligenz oder Erdbeobachtung. Zudem steht ein
umfangreiches Nachwuchs-Programm für Schülerinnen und Schüler auf der Agenda von
Maurer.
"Deutschland ist der beitragsstärkste Partner im Explorationsrahmenprogramm
der ESA. Wir sind aber auch der stärkste Nutzer der ISS und schaffen für
Top-Wissenschaftler und die deutsche Raumfahrtindustrie exzellente
Rahmenbedingungen für innovative Forschung und High-Tech an der Grenze des
Machbaren. Die ISS bietet einzigartige Möglichkeiten, um Forschung zum Nutzen
der Menschen auf der Erde durchzuführen. Mit Matthias Maurer haben wir einen
exzellenten Wissenschaftler und einen hervorragenden Botschafter für die
internationale Zusammenarbeit", betont Dr. Walther Pelzer, Mitglied des
DLR-Vorstands und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR, die im Auftrag
der Bundesregierung für das deutsche ESA-Geschäft zuständig ist. "Wir wünschen
Matthias Maurer für Cosmic Kiss 'Alles Gute' und sind gespannt auf die
Ergebnisse seiner Arbeit. Denn Raumfahrt ist ein Innovationsmotor, bietet
erhebliche Chancen für Kommerzialisierung, hochspannende Arbeitsplätze und ist
für mich eine unverzichtbare Investition in unsere Zukunft."
Maurers Mission heißt - wie berichtet - "Cosmic Kiss". Der Missionsname ist
eine Art Liebeserklärung an das Weltall, an die Raumstation als Bindeglied
zwischen Menschheit und Kosmos und an das, was die Menschen dort tun und
zukünftig tun werden. Gleichzeitig steht er für den Wert der partnerschaftlichen
Erkundung des Weltraums und für den respektvollen und nachhaltigen Umgang mit
unserem Heimatplaneten. Maurer ist einer von aktuell sieben aktiven
Astronautinnen und Astronauten der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
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