Vorbereitungen für Cosmic Kiss
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
30. August 2021
Mit einem Dragon-Raumfrachter
sollen heute die ersten Experimente für die Mission Cosmic Kiss des
deutschen ESA-Astronauten Matthias Maurer auf der Internationalen Raumstation ISS
eintreffen. Dabei ist auch ein Versuch, an dem Schülerinnen und Schüler aus
Grundschulklassen beteiligt sind. Zudem soll Maurer einen spannenden Effekt
untersuchen - mit Spielfiguren.
"Hand in Hand um die Welt" - unter diesem
Titel hatte das DLR zu einer Mitmach-Aktion mit
"Klassen-Selfie" aufgerufen. Dabei mussten sich
alle Kinder so zeichnen, dass sie sich in einer
langen Reihe die Hände geben, so dass aus den 30
Gewinner-Bildern auf einem zehn Meter langen
Textilstreifen zusammengefügt eine Menschenkette
entsteht. Dieser Textilstreifen fliegt an Bord
von SpaceX CRS-23 zur ISS.
Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0) [Großansicht] |
Die - wegen des Wetters - mit einem Tag Verspätung gestartete Mission SpaceX
CRS-23 ist eine ISS- Versorgungsmission und der insgesamt 23. kommerzielle Start
des Raumtransporters Dragon im Rahmen des zwischen der NASA und SpaceX
abgeschlossenen Frachtauftrags für die Raumstation. "Für uns ist diese
Versorgungsmission besonders wichtig, weil acht deutsche Experimente mit SpaceX-CRS
23 zur ISS fliegen, mit denen Matthias Maurer während seiner Mission arbeiten
wird", erklärt Volker Schmid, ISS-Fachgruppenleiter und "Cosmic
Kiss"-Missionsleiter in der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR in Bonn. "An Bord
sind fünf wissenschaftliche Experimente aus den Bereichen Medizin,
Materialwissenschaften und Physik und zudem drei Experimente aus dem Bereich
Nachwuchs- und Schulprojekte."
Neben den materialwissenschaftlichen Experimenten zur Reduzierung von
Bakterien an Bord (astronews.com berichtete) sind zahlreiche weitere Experimente
auf dem Weg zur ISS: So können beispielsweise mit dem Thermo-Mini-System
Forschende kontinuierlich die Körperkerntemperatur von Astronautinnen und
Astronauten aufzeichnen. Denn der Aufenthalt im All und dortige Aktivitäten
führen zu einem signifikanten Anstieg der Körperkerntemperatur. Die genauen
Ursachen hierfür sind bislang unbekannt. Der Temperaturanstieg stellt eine
potenzielle Gefahr dar. Thermo-Mini besteht aus Sensoren und einem Stirnband,
das einfach getragen werden kann und kontinuierlich die Körperkerntemperatur
beobachtet.
Mit dem Experiment Retinal Diagnostics hingegen soll die Augengesundheit von
Astronautinnen und Astronauten untersucht werden: Veränderungen an den Sehnerven
sind eine der schwerwiegendsten Beeinträchtigungen, die durch Schwerelosigkeit
auftreten können. Die Untersuchungen sind aber auch für die neurologische
Notfallmedizin auf der Erde bedeutsam. Bei dem Einsatz auf der ISS soll daher
zur Vorsorge und Diagnostik der Sehnervenkopf mithilfe von Aufnahmen mit einer
sehr kleinen, leichten Kamera vermessen werden. So sollen Veränderungen
nachverfolgt, aber auch der Erfolg eingesetzter Gegenmaßnahmen ermittelt werden.
Doch auch öffentlichkeitswirksame Experimente stehen wieder auf dem Programm
von Maurer. Dazu zählt die nationale Grundschulaktion "Space Seeds II -
Weltraumblumen beobachten". Dabei forschen Grundschulkinder mit Wildblumensamen,
die mit SpaceX-CRS-23 zur ISS fliegen und nach der Cosmic Kiss-Mission
wieder zur Erde zurückkehren. Wie haben die Samen die Reise ins All überstanden?
Dazu findet ein Schulwettbewerb im Schuljahr 2022/23 statt. Teilnehmen dürfen
Grundschulkinder der dritten und vierten Klassen. Die Klassen erhalten neben
begleitendem Unterrichtsmaterial die "Space Seeds" aus dem All und
Vergleichssamen zum Aussäen und Beobachten. Kinder werden so selber zu
Forschenden und gleichzeitig sensibilisiert für das Thema Biodiversität und den
Schutz unseres Planeten.
"Hand in Hand um die Welt" - unter diesem Titel hatte das DLR im Herbst 2020
zu einer großen Mitmach-Aktion aufgerufen. Hierbei haben trotz der schwierigen
Corona-Rahmenbedingungen in den Schulen über 1000 Grundschulkinder ab der 3.
Klasse ihr eigenes "Klassen-Selfie" gemalt. Dabei mussten sich alle Kinder so
zeichnen, dass sie sich in einer langen Reihe die Hände geben, so dass aus den
30 Gewinner-Bildern auf einem zehn Meter langen Textilstreifen zusammengefügt
eine Menschenkette entsteht. Dieser Textilstreifen fliegt jetzt ebenso an Bord
von SpaceX CRS-23 zur Internationalen Raumstation ISS. Aber auch alle anderen
Kinder, die mitgemacht haben, sind Gewinner: Denn auch ihre Bilder werden mit an
Bord der ISS sein - und zwar in digitaler Form auf einem USB-Stick gespeichert.
Und noch ein Experiment ist auf Nachwuchsforschende ausgerichtet: Es betrifft
einen verblüffenden Effekt, den schon der Kosmonaut Wladimir Dschanibekow 1985
im All bemerkte. Untersucht wird er mit verschiedenen Duplo-Figuren. Es geht
dabei um die seltsame Taumelbewegung eines mehrachsigen Objektes. Dabei wechselt
sich die scheinbar stabile Rotation plötzlich mit einem schnellen Wenden und
Kippen der Drehachse ab. Der Versuch soll auch dazu genutzt werden, Jugendliche
für die oftmals überraschende "Welt der Physik" zu begeistern.
Weitere Experimente der "Cosmic Kiss"-Mission werden mit dem Start von
Matthias Maurer zur ISS gebracht sowie mit dem nachfolgenden Versorgungsflug
SpaceX CRS-24, der voraussichtlich im Dezember 2021 startet.
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