Mehr als 22.000 wollen im All arbeiten
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
24. Juni 2021
Astronautin oder Astronaut ist für vielen Mädchen und Jungen
noch immer ein Traumberuf: Für einige könnte dieser Traum Wirklichkeit werden,
sucht doch die europäische Weltraumagentur ESA zum ersten Mal seit elf Jahren
wieder astronautisches Personal. In den letzten Monaten haben mehr als 22.000
Interessierte ihre Bewerbungsunterlagen eingereicht.
Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst während eines
Außenbordeinsatzes im Oktober 2014.
Foto: ESA
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Zum ersten Mal seit elf Jahren sucht die europäische Weltraumagentur ESA
wieder neue Astronautinnen und Astronauten – am 18. Juni endete die
Bewerbungsfrist Obwohl die Daten noch nicht endgültig sind, zeigen die ersten
Zahlen, dass sich mehr als 22.000 Personen auf die Stellenausschreibungen der
ESA für Astronautinnen und Astronauten beworben haben. Im Rahmen der letzten
Ausschreibung dieser Art im Jahr 2008 lag die Zahl der Bewerberinnen und
Bewerber, die ihre Bewerbungsunterlagen vollständig einreichten, bei 8413.
Weiterhin bewarben sich mehr als 200 Personen auf die neu ausgeschriebene Stelle
für eine Astronautin oder einen Astronaut mit einer körperlichen Behinderung.
Die Gesamtzahl der Bewerberinnen liegt bei rund 5400, also 24 % – im Jahr
2008 waren es 15,5 %. Die Stelle für eine Astronautin oder einen Astronauten mit
einer körperlichen Behinderung war zum ersten Mal ausgeschrieben worden. Ziel
ist es, die erforderlichen Anpassungen festzulegen, die für eine solche
Astronautin oder einen solchen Astronauten erforderlich sind, um als
professionelles Besatzungsmitglied auf einer zukünftigen Weltraummission zu
arbeiten.
Die ESA erhielt Bewerbungen aus allen Mitglieds- und assoziierten
Mitgliedsstaaten. Dazu gehört auch Litauen, dessen Bürgerinnen und Bürger
aufgrund des neuen Status des Landes als assoziiertes ESA-Mitglied seit Kurzem
für die Auswahl in Frage kommen. Aus Deutschland haben sich 3700 Personen
beworben, davon waren 28 Prozent Frauen, aus Österreich kamen 464 Bewerbungen
(24,8 Prozent Frauen) und aus der Schweiz 670 Bewerbungen (17,8 Prozent Frauen).
Die meisten Bewerberinnen und Bewerber kamen aus Frankreich: Hier gab es 7137
Bewerbungen, womit Frankreich auch das Land mit den meisten Bewerbungen bezogen
auf die Bevölkerungszahl ist - dicht gefolgt von Luxemburg. Das Schlusslicht
bilden hier Rumänien, Polen und Ungarn. Deutschland liegt im Mittelfeld.
Vom Ende der Stellenausschreibungen am 18. Juni 2021 bis zur weltweiten
Bekanntgabe der ausgewählten Astronautinnen und Astronauten Ende 2022 besteht
der Auswahlprozess der ESA aus sechs wichtigen Phasen. Die erste dieser Phasen
ist das Screening. In dieser Phase werden die Bewerbungen anhand aller
eingereichten Unterlagen, des Bewerbungsformulars und des im Rahmen des
Bewerbungsverfahrens ausgefüllten Screening-Fragebogens bewertet. Bewerber für
die Stelle als Astronautin/Astronaut mit körperlicher Behinderung werden auch
medizinisch untersucht. Am Ende jeder Phase werden die Kandidatinnen und
Kandidaten darüber informiert, ob sie in die nächste Phase gelangt sind oder
nicht. Geduld ist hier sehr wichtig, denn der gesamte Auswahlprozess wird sich
über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren erstrecken.
Nach Auskunft von ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher will die Agentur mit
ihrer Einstellungskampagne ein breites Spektrum an Bewerberinnen und Bewerbern
gewinnen, und freut sich auf die Herausforderung, die am besten geeigneten
Kandidaten für Europa auszuwählen: "Die Einrichtung einer Reserve sowie die
Auswahl von vier Astronautinnen und Astronauten in Festanstellung und einer
Astronautin oder einem Astronaut mit einer körperlichen Behinderung bietet mehr
Möglichkeiten als je zuvor. Allerdings gibt es, wie die ersten Zahlen zeigen,
noch immer eine große Konkurrenz um diese begehrten Rollen im Weltraum."
Aschbacher dankte allen, die sich beworben haben, für die Zeit und Mühe, die
sie bereits investiert haben und erinnerte jede und jeden, der sich für den
Weltraum interessiert, daran, dass Astronaut zu sein nicht die einzige
Möglichkeit ist, bei der ESA zu arbeiten: "In den kommenden Jahren werden wir
ein breites Spektrum an Weltraumprofis suchen, und ich möchte Sie ermutigen,
sich diese Möglichkeiten auf der ESA-Karriere-Website anzusehen."
David Parker, ESA-Direktor für Astronautische und Robotische Exploration,
bekräftigt dies und sagt: "Es ist erfreulich, dass sich das
Geschlechterverhältnis dieser Auswahl verbessert hat, aber die Zahlen zeigen
auch, dass noch mehr getan werden muss, um Diversität im Raumfahrtsektor zu
erreichen. Die Repräsentation aller Teile unserer Gesellschaft ist ein Anliegen,
das wir sehr ernst nehmen. Ich bin sehr gespannt, welche dieser Bewerberinnen
und Bewerber sich unserem bestehenden Team anschließen werden und so zu dieser
Repräsentation auf der Erde und im Weltraum beitragen werden."
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