Reticulata, Rosenrot oder doch Gulliver?
von
Stefan Deiters astronews.com
16. Oktober 2019
Bis zum 20. September konnten Schulen und Vereine Vorschläge
zur Benennung des Gasplaneten HD 32518 b und seines Zentralsterns machen, bis
zum 14. November 2019 können nun alle im Internet über fünf Namensvorschläge für
Stern und Planet abstimmen. Auch in Österreich und der Schweiz ist man auf
Namenssuche für einen Exoplaneten und seine Sonne.
Künstlerische Darstellung des Gasriesen um den Exoplaneten HIP
11915, der HD 32518b ähnlich sein könnte.
Bild: ESO/L.
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Für die Benennung von Himmelsobjekten ist die Internationale Astronomische
Union (IAU) zuständig, die in diesem Jahr das 100. Jubiläum ihrer Gründung
feiert. Anlässlich ihres Geburtstages wurde die Öffentlichkeit nun von der IAU wieder zur Benennung von Sternen
und Planeten eingeladen, allerdings mit einem anderen Verfahren als bei der
letzten derartigen Aktion: Diesmal erhält jedes Land sein
eigenes Exoplanetensystem, für das es einen Namen bestimmen darf. Für
Deutschland ist dies der Stern HD 32518 und sein Gasriese HD 32518 b.
Der Planet HD 32518 b hat etwa die dreifache Masse des Jupiter und
umkreist seinen Stern alle 157,5 Tage. Der Planet wurde 2009 von Michaela Döllinger (damals bei der ESO), Artie Hatzes (Landessternwarte Tautenburg), Luca
Pasquini (ESO), Eike Guenther (LST) und Michael Hartmann (LST) mit der
sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt.
Der Stern mit der Katalognummer HD 32518 ist ein roter Riesenstern im
nördlichen Sternbild Giraffe. Er hat ungefähr dieselbe Masse, aber einen zehn
Mal größeren Durchmesser wie die Sonne. Das unscheinbare Sternbild Giraffe liegt
in der Nähe des Polarsterns. HD 32518 ist mit dem Fernglas, für sehr geübte
Beobachter unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar.
In der ersten Phase der Namensfindung konnten bis zum 20. September 2019
von Kindergartengruppen,
Schulklassen und amateurastronomische Vereinen Vorschläge eingereicht werden - und zwar
jeweils ein
Namensvorschlag für den Stern und ein anderer Namensvorschlag für den Planeten,
wobei beide Namen einen direkten Bezug zueinander haben sollten. Aus den
eingegangenen Vorschlägen wurden nun fünf Namenspaare ausgewählt, über die nun
jeder im Internet
abstimmen kann.
Vom Wahlkurs Astronomie am Paul-Klee-Gymnasium in Gersthofen kam der
Vorschlag, den Planeten Reticulata und den Stern Peralta zu nennen, da sich HD
32518 im Sternbild Giraffe befindet. Reticulata und Peralta sind Teil der
Bezeichnung von zwei Giraffenarten. Einen Bezug zu Giraffen hat auch der
Vorschlag des Physikkurses des Max-Born-Gymnasiums in Neckargemünd: Hier soll
der Planet Neri den Stern Mago umkreisen. Mago ist der Name eines äthiopischen
Nationalparks, der insbesondere auch dem Schutz von Giraffen dient. Neri ist ein
Fluss in dem Nationalpark.
In die Welt der Märchen führt der Vorschlag der Dr.-Kurt-Schöllhammer-Schule
in Simmern: Sie schlägt den Namen Rosenrot für den Planeten und Schneeweißchen
für den Stern vor. Auch die Kinder des Kindergartens im Moselviertel im Berlin
fanden einen passenden Namen in einem Märchen: Sie schlagen als Namen für den
Planeten Gulliver vor, der den Stern Brobdingnag umkreist. In Jonathan Swifts
Roman "Gullivers Reisen" reist Lemuel Gulliver unter anderem in das fiktive Land
der Riesen, Brobdingnag.
Die Schüler-AG "Weltraumdetektive" am Planetarium Merseburg schlägt
schließlich einen Namen mit Raumfahrtbezug vor: Hier soll der Planet Pioneer um
den Stern Voyager kreisen - immerhin fliegt Voyager 1 sogar in Richtung
des Sternbilds Giraffe. Abgestimmt werden kann noch bis zum 14. November 2019.
In Österreich läuft aktuell noch die Vorschlagsphase für Namen für den Stern
HAT-P-14 und seinen Planeten im Sternbild Herkules. Bis zum 20. Oktober 2019
können Kindergärten, Schulen und amateurastronomische Vereinigungen und
Privatpersonen ihre Namensvorschläge für das Planetensystem noch abgeben. Vom
27. Oktober bis 10. November läuft dann auch dort die öffentliche Abstimmung
über eine Auswahl der Vorschläge.
In der Schweiz darf der Planet HD 130322 b und sein Stern im Sternbild
Jungfrau benannt werden. Hier läuft bereits die Abstimmungsphase und es stehen
zwölf Namenspaare zur Auswahl - darunter einige Namen mit deutlichem
Lokalkolorit. So stehen etwa Bezeichnungen wie Planet "Eiger" und Stern
"Mönch" oder Planet "Raclette" und Stern "Fondue"
zur Auswahl. Die Abstimmung
läuft auch hier noch bis zum 10. November.
Die Siegernamen werden anschließend nicht sofort bekannt gegeben, da sie erst
noch offiziell von der IAU bestätigt werden müssen.
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