IAU startet Wettbewerb zur Planetentaufe
von Stefan Deiters astronews.com
6. Oktober 2014
Die Internationale Astronomische Union hat Ende der
vergangenen Woche eine Webseite freigeschaltet, auf der sich astronomische
Vereine und Organisationen registrieren können, um ab Januar des kommenden
Jahres Namensvorschläge für insgesamt 305 extrasolare Planeten einreichen zu
können. Über die endgültigen Bezeichnungen sollen dann aber alle abstimmen.

Wer als Verein
beim Wettbewerb zur Benennung von extrasolaren
Planeten Namensvorschläge einreichen möchte, muss
sich zuvor im "IAU Directory for World Astronomy"
registrieren.
Bild: IAU [Großansicht] |
Im Sommer hatte die Internationale Astronomische Union (IAU), eine
Organisation, in der die professionellen Astronomen zusammengeschlossen sind,
ihre Pläne vorgestellt, um die allgemeine Öffentlichkeit an der Benennung von
extrasolaren Planeten zu beteiligen (astronews.com berichtete).
Bislang sind die Namen der fernen Welten nämlich meist alles andere als
handlich: Um sie zu benennen, fügen die Astronomen lediglich einen
Buchstaben an den Katalognamen des Sterns, den die ferne Welt umkreist. Die
daraus resultierenden Bezeichnungen eignen sich für eine
Diskussion abseits der astronomischen Fachtagungen dann allerdings nur sehr begrenzt.
Nun war die IAU in der Vergangenheit nicht unbedingt dafür bekannt, auf die
Öffentlichkeitswirksamkeit ihrer Benennungen große Rücksicht zu nehmen: Die
Organisation hat schließlich zu gewährleisten, dass Bezeichnungen für Objekte
oder auch für Geländestrukturen auf anderen Himmelskörpern gewissen Anforderungen
genügen und beispielsweise eindeutig sind und sich auch international verwenden
lassen.
Dies hat meist sehr viel mit Formalismen und Regeln zu tun, für die man selbst
die astronomieinteressierte Öffentlichkeit nur selten begeistern kann.
So dürfte es auch für die jetzt gestartete Beteiligung der Öffentlichkeit an
der Benennung von insgesamt 305 extrasolaren Planeten einen Auslöser gegeben
haben, der in den offiziellen Pressemitteilungen der IAU zwar nicht genannt
wird, der jedoch jedem Kenner der Materie bekannt ist: Im letzten Jahr nämlich war
die IAU mit der Initiative Uwingu aneinander geraten, die
öffentlichkeitswirksam einen Namen für den damals gerade entdeckten Planeten um
Alpha Centauri B suchte.
Da Uwingu aber für einen Namensvorschlag
4,99 US-Dollar und für die Abstimmung 0,99 US-Dollar verlangte, brachte sich die
IAU klar gegen diese Initiative in Stellung (astronews.com berichtete) und
musste sich dafür als überheblich und "von gestern" bezeichnen lassen.
Die neue IAU-Initiative dürfte also auch als Reaktion auf diese Aktivitäten
zu sehen sein. Das jetzt begonnene Verfahren ist allerdings vergleichsweise
komplex. Dafür, so die IAU, soll aber auch sichergestellt werden, dass die
schließlich ausgewählten Namen alle Anforderungen erfüllen, um zu offiziellen
IAU-Bezeichnungen für die fernen Planeten zu werden.
Aus diesem Grund kann auch nicht jeder einen Namensvorschlag machen: Dieses
Recht haben nur Astronomievereine
und ähnliche Organisationen. Diese müssen sich bis Ende Dezember auf einer speziellen
Webseite der IAU registrieren, die seit einigen Tagen freigeschaltet ist. Jeder dort gemeldete Verein und jede
Organisation erhält dann ab Januar die Möglichkeit, sich aus den insgesamt 305 zur
Benennung anstehenden extrasolaren Planeten ihre 20 bis 30 Lieblingskandidaten
auszusuchen.
Die Registrierung auf der Webseite erfolgt dabei nicht nur für den Zweck der
Planetenbenennung, sondern die Daten werden auch gleichzeitig in das IAU Directory
for World Astronomy aufgenommen, das künftig als Plattform für die
weltweite Gemeinschaft der Astronomieinteressierten und als
Informationslieferant für die Öffentlichkeit dienen soll, um sich über lokale
und internationale Aktivitäten im Bereich Astronomie zu informieren. So ist
geplant, auf der Webseite auch einen Veranstaltungskalender einzurichten.
Ab Februar 2015 nimmt die IAU dann Namensvorschläge der Vereine und
Organisationen an, wobei das genaue Verfahren hier noch zu einem späteren
Zeitpunkt detaillierter festgelegt werden soll. Jede registrierte Gruppe soll
dabei nur einen Planeten benennen dürfen und dies nach bestimmten, auf der
IAU-Webseite festgelegen Regeln. So kommen die Namen noch lebender Personen oder auch die von
Firmen und Produkten beispielsweise nicht als Planetennamen in Frage. Die
Bezeichnungen sollten sich zudem in mehreren Sprachen einfach aussprechen
lassen.
Ab April 2015 hat dann die allgemeine Öffentlichkeit das Wort: Sie kann über
die einzelnen Namensvorschläge abstimmen. Die Namen mit den meisten Stimmen werden
schließlich von der zuständigen Arbeitsgruppe der IAU geprüft und dann bei einer
Zeremonie während der Generalversammlung der IAU August 2015 in Honolulu
vorgestellt.
In Deutschland wird die Namensgebung von der deutschen Mitgliedsorganisation
der IAU, dem Rat Deutscher Sternwarten (RDS) sowie von der Astronomischen
Gesellschaft unterstützt. Der Rat Deutscher Sternwarten (RDS) vertritt die
gemeinsamen Interessen aller deutschen astronomischen Institute gegenüber
Förderinstitutionen, Regierungen und internationalen Organisationen.
"Die Suche nach extrasolaren Planeten ist nicht nur für uns Astronomen hoch
spannend. Sie geht einher mit der Erforschung der Bedingungen zur Entstehung von
Leben im All bis hin zur Suche nach einer sogenannten zweiten Erde", so
Matthias Steinmetz vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, Vorsitzender
des Rats Deutscher Sternwarten und Präsident der Astronomischen Gesellschaft.
"Mit dem IAU-Projekt können nun alle Interessierten bei der Namensgebung dieser
fernen Welten mitwirken."
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