Größtes Feststofftriebwerk erfolgreich getestet
von Stefan Deiters astronews.com
17. Juli 2018
Auf dem europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in
Französisch-Guayana wurde gestern mit dem P120C das weltweit größte
Feststofftriebwerk erfolgreich getestet. Das Triebwerk soll ab dem kommenden
Jahr auf einer Weiterentwicklung der kleinen Vega-Trägerraketen zum
Einsatz kommen und ab 2020 dann auch als Booster der neuen Ariane 6.
Die Testfeuerung des P120C-Treibwerks für die
Vega-C und Ariane 6 gestern.
Foto: ESA / CNES [Großansicht] |
Der Markt für Trägerraketen ist hart umkämpft: Neue Wettbewerber, wie etwa
das US-amerikanische Unternehmen SpaceX, setzen auch die aus Europa stammenden
Trägerraketen Vega und Ariane mit günstigen Preisen unter Druck. Daher werden seit einigen Jahren Wege
gesucht, Nutzlasten günstiger ins All zu transportieren - etwa durch eine
Optimierung der Fertigungsprozesse oder durch die Verwendung leichterer
Materialien.
Eine wichtige Rolle spielt dabei das neue Feststofftriebwerk P120C. Seine
Entwicklung beruht auf den Erfahrungen, die man mit der P80-Raketenstufe der
kleinen Trägerrakete Vega gemacht hatte und soll diese in der neuen
Vega-Variante Vega-C künftig ersetzen. Zudem können zwei oder vier
P120C-Feststofftriebwerke als Booster an die neue Ariane-6-Trägerrakete montiert
werden. Die Vega-C soll im kommenden Jahr erstmals zum Einsatz kommen, für die
Ariane 6 ist der Jungfernflug 2020 geplant.
Das P120C ist 13,5 Meter lang und hat einen Durchmesser von 3,4 Metern. Es
enthält 142 Tonnen festen Treibstoff und soll nominell im Vakuum einen maximalen
Schub von 4615 kN über eine Brennzeit von 135 Sekunden liefern. Gestern wurde
das Triebwerk auf einem Teststand für 140 Sekunden gefeuert und 4650 kN an Schub
gemessen. Es gab keinerlei Unregelmäßigkeiten, die detaillierte Auswertung aller
Messdaten wird aber einige Monate dauern.
Bislang waren alle Komponenten des Triebwerks einzeln getestet worden, mit
dem gestrigen Test wollte man nun sicherstellen, dass auch alles zusammen wie
erwartet funktioniert. Die Messdaten werden dazu mit Computermodellen des
Triebwerks verglichen, um zu sehen, wie die theoretischen Werte von den
tatsächlichen Messungen abweichen.
Bevor das Triebwerk zum Einsatz kommt, ist noch ein weiterer Test mit einem
Modell geplant, bei dem die Erkenntnisse aus der gestrigen Zündung noch
berücksichtigt werden. Dieser Test ist für Ende des Jahres vorgesehen.
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