Alles bereit für Gerst-Mission im Col-CC
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
4. Juni 2018
Nicht nur bei der NASA und bei der russischen
Raumfahrtagentur Roscosmos bereitet man sich auf die ISS-Mission Horizons
des deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst vor, sondern auch im Columbus-Kontrollzentrum
in Oberpfaffenhofen. Von hier aus werden in den kommenden Monaten die
Experimente überwacht, die Gerst im europäischen Weltraumlabor durchführen soll.
Das Columbus-Kontrollzentrum in
Oberpfaffenhofen steuert und überwacht das
Weltraumlabors Columbus auf der ISS.
Foto: DLR (CC-BY 3.0) [Großansicht] |
Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS führen im Columbus-Forschungslabor
zahlreiche Experimente für Forscher weltweit durch. Zuständig für die Planung
und Durchführung der Experimente ist das Columbus-Kontrollzentrum (Col-CC) im
Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC) des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen. Seit über einem Jahr koordinieren und
planen hier etwa 100 Wissenschaftler und Ingenieure, damit Alexander Gerst auf
seiner Weltraum Mission Horizons ab dem 6. Juni 2018 alle geplanten
Experimente durchführen kann.
Seit das europäische Columbus-Labor vor gut zehn Jahren auf der ISS
seinen Betrieb aufgenommen hat, wird es vom Col-CC in Oberpfaffenhofen
gesteuert. Gemeinsam mit den anderen europäischen Nutzerzentren werden die
Astronauten von hier aus bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten unterstützt.
"Das Columbus-Kontrollzentrum hat sich als zentraler europäischer Link
zur Raumstation etabliert und begleitet derzeit sehr viele parallel laufende
Forschungsprojekte im All", erläutert Prof. Hansjörg Dittus, DLR-Vorstand für
den Bereich Raumfahrt. "Ein Team von über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
in Oberpfaffenhofen sorgt rund um die Uhr für Komfort und Sicherheit der
Astronauten. Auch bei der bevorstehenden Mission von Alexander Gerst kommt das
Knowhow des DLR im Col-CC zum Einsatz und wird ein Garant für den Erfolg des
Fluges sein."
Astronauten auf der ISS haben einen durchgetakteten Stundenplan. Marius Bach,
Flugdirektor im Col-CC und sein Team sind dafür verantwortlich, dass jede Minute
bestmöglich genutzt wird: "Unsere Aufgabe ist, es die knappen Ressourcen im All
optimal einzuplanen und gleichzeitig einen machbaren Stundenplan für die
Astronauten zu gestalten. Es ist wie ein Puzzlespiel, neben der effizienten
Arbeitsaufteilung achten wir darauf, dass die Astronauten an normalen Tagen eine
gemeinsame Pause zum Mittagessen haben."
Insgesamt über 100 Stunden hat das Team den deutschen ESA-Astronauten
Alexander Gerst für Experimente im Columbus-Labor eingeplant, er wird
dabei unter anderem Tierwanderungen weltweit beobachten oder die Eigenschaft von
Metallschmelzen in der Schwerelosigkeit analysieren. Bereits seit einem Jahr
arbeitet das Team am Col-CC gemeinsam mit anderen Nutzerzentren weltweit an den
optimalen Ablaufplänen für den deutschen Raumfahrer auf der ISS. Bach freut sich
auf die Zusammenarbeit mit Alexander Gerst: "Es ist schon etwas Besonderes einen
deutschen Astronauten zu betreuen. Zudem kenne ich Gerst bereits aus seiner
ersten Mission und weiß, dass er sehr professionell arbeitet und ein guter
Teamplayer ist."
Die täglichen Abläufe besprechen die Kontrollzentren weltweit jeden Morgen
und Abend mit den Astronauten an Bord der ISS. Darüber hinaus sprechen sich Bach
und sein Team gesondert mit dem Alexander Gerst ab: "15 Minuten in der Woche
sprechen wir vom Col-CC aus alleine mit Gerst, um die Experimente und Prozeduren
im Columbus-Labor abzustimmen." Zudem kann das Col-CC die
ISS-Astronauten jeder Zeit per E-Mail oder über Sprechfunk erreichen. Als
Flugdirektor ist Bach umgekehrt rund um die Uhr auf dem Handy für Gerst
erreichbar. An Urlaub denkt der Ingenieur erst ab Oktober wieder, wenn er das
Amt des leitenden Flugdirektors routinemäßig an seinen Nachfolger übergegeben
hat.
Die Astronauten und das Planungsteam des Col-CC wissen im Vorfeld relativ
genau, wie viel Zeit sie für die einzelnen Experimente einplanen müssen. Alle
Prozeduren und Handgriffe werden auf der Erde geprobt, die Zeit, die die
Astronauten dafür brauchen, wird mehrmals gestoppt. "In seltenen Fällen läuft
ein Experiment anders ab, als ursprünglich geplant und wir brauchen mehr Zeit.
In diesem Fall wird mit den Astronauten besprochen und mit den internationalen
Partnern verhandelt, ob sie etwas nach hinten verschieben können." Extra
Arbeitszeiten für Raumfahrer werden dabei sehr genau abgewogen, in der Regel
arbeiten sie sechseinhalb Stunden und absolvieren ein zweieinhalbstündiges
Fitnessprogramm. Der Rest ist Frei- und Schlafenszeit. "Astronauten müssen sich
auf der ISS wohlfühlen und dafür brauchen sie ihre Regenerationszeiten."
Columbus ist knapp 6,9 Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,4
Meter. Die Startmasse betrug 10,3 Tonnen - die maximale Masse der
Nutzlastschränke ist 9 Tonnen. Bis zu drei Astronauten können gleichzeitig hier
arbeiten. In die zylindrische Form sind standardisierte Nutzlastschränke
eingepasst - sogenannte Racks - in welche die Laborausrüstungen und technischen
Systeme eingebaut sind. Das unter deutscher Führung entwickelte Labor wurde am
11. Februar 2008 dauerhaft an die ISS montiert und in Betrieb genommen. Hiermit
haben sich die Forschungsmöglichkeiten auf der ISS deutlich erweitert.
Das Columbus-Kontrollzentrum (Col-CC) ist im Deutschen
Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC) des DLR in Oberpfaffenhofen untergebracht. Von
hier aus betreuen etwa 100 Wissenschaftler und Ingenieure die europäischen
Aktivitäten auf der Internationalen Raumstation ISS. Mit der Steuerung und
Kontrolle des Weltraumlabors Columbus unterstützt das Col-CC gemeinsam mit den
europäischen Kontroll- und Nutzerzentren die Astronauten bei ihren
wissenschaftlichen Arbeiten. Vom Col-CC aus werden auch die
Lebenserhaltungssysteme wie Luftversorgung, Strom und Kühlung rund um die Uhr
überwacht und gesteuert. Eine weitere Hauptaufgabe ist die Bereitstellung und
der Betrieb des europäischen Bodenkommunikationsnetzes.
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