Blick unter die Oberfläche von Ceres
von Stefan Deiters astronews.com
10. November 2017
Aus bestimmten Strukturen auf der Oberfläche von Ceres
lassen sich Rückschlüsse auf das Innere des Zwergplaneten ziehen. Das ist das
Ergebnis einer jetzt vorgestellten Studie, bei der Bilder der NASA-Sonde
Dawn ausgewertet wurden. Besonders interessierten die Forscher dabei
charakteristische Senken, die in langen Reihen angeordnet sind.
Längliche Ketten aus Senken auf dem
Zwergplaneten Ceres könnten auf Brüche im
Untergrund hindeuten.
Bild: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA [Großansicht] |
Oberflächenstrukturen auf Ceres verraten offenbar mehr über die Entwicklung
im Inneren des Zwergplanten, als man vielleicht vermuten mag. Darauf deutet
zumindest eine Analyse bestimmter Senken auf Ceres hin, die man auf Bildern der
NASA-Sonde Dawn entdeckt hat. Die Studie unterstützt die Vermutung,
dass vor Hunderten von Millionen Jahren Material aus tieferen Schichten an die
Oberfläche von Ceres gewandert ist und dort Brüche in der Kruste verursacht hat.
"Als das Material von unterhalb der Oberfläche von Ceres nach oben stieg,
wurden Teile der Oberfläche auseinandergezogen, so dass Brüche entstanden",
erklärt Jennifer Scully vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. Diese
Hinweise auf Vorgänge unter der Oberfläche könnten für das Verständnis der
Entwicklung des Zwergplaneten von Bedeutung sein.
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler auf Grundlage des Bildmaterials von
Dawn eine Karte mit über 2000 linearen Strukturen erstellt, die eine
Länge von über einem Kilometer haben und sich nicht innerhalb von
Einschlagkratern befinden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Ketten aus
Sekundärkratern, die entstehen, wenn Material bei einem Einschlag in die
Umgebung geschleudert wird und dort weitere kleinere Krater bildet sowie um
Ketten von Senken, die auf Brüche im Untergrund hindeuten.
Nur letztere können den Forschern auch etwas über die Entwicklung unter der
Oberfläche verraten. Die Schwierigkeit bestand nun zunächst darin, die
Sekundärkrater von den Senken zu unterschieden. Dabei half eine genaue Analyse
ihres Aussehens: Sekundärkrater sind nämlich im Vergleich kreisförmiger als die
Senken und verfügen zudem über typische Kraterränder.
Nach Ansicht der Wissenschaftler hätte auch das Ausfrieren eines gewaltigen
Ozeans unter der Oberfläche zu den beobachteten Strukturen führen können, doch
halten sie dieses Szenario für unwahrscheinlich: Dann hätten sich nämlich die
kettenförmig angeordneten Senken gleichmäßig verteilt auf der Oberfläche finden
müssen. Auch ein gewaltiger Einschlag hätte die beobachteten Strukturen
entstehen lassen können, nur hat man auf dem Zwergplaneten keinen Hinweis auf
einen Einschlag mit ausreichender Größe gefunden, so dass auch dies ein eher
unwahrscheinliches Szenario darstellt.
Die wahrscheinlichste Erklärung bleibt daher das Aufsteigen von Material aus
dem Untergrund. Ursache dafür könnte sein, dass dieses Material eine geringere
Dichte hat, als das in seiner Umgebung. Nun sind die Experten am Zug, die sich
detaillierter mit dem Modellieren der inneren Struktur von Ceres befassen.
Die NASA-Sonde Dawn hatte den Zwergplaneten Ceres im März 2015
erreicht. Zuvor hatte Dawn schon den Asteroiden Vesta über ein Jahr
lang aus einer Umlaufbahn erforscht. Dawn ist damit die erste Sonde,
die zwei verschiedene Objekte des Sonnensystems jeweils aus einem Orbit
untersucht hat. Kürzlich hat die NASA die Mission von Dawn erneut
verlängert: Sie soll nun bis in die zweite Hälfte des Jahres 2018 betrieben
werden.
Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Geophysical Research Letters erschienen ist.
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