Start für Europas Datenautobahn im All
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
1. Februar 2016
In der Nacht auf Sonnabend ist der erste Knoten des
Europäischen Datenrelais-Systems EDRS an Bord des kommerziellen
Kommunikationssatelliten Eutelsat 9B ins All gestartet. Mit EDRS soll
es einmal möglich werden, Satellitendaten mit nur minimalem Zeitverzug zur Erde
zu übertragen. Dazu werden spezielle Laserverbindungen eingesetzt.
Das Europäische
Datenrelais-Systems EDRS.
Bild: ESA [Großansicht] |
Es ist der Startschuss für Europas neue "Datenautobahn im All": An Bord einer
Proton-Rakete ist am 29. Januar 2016 um 23.20 Uhr MEZ mit EDRS-A der
erste Laserknoten des Europäischen Datenrelais-Systems EDRS an Bord des
Kommunikationssatelliten Eutelsat 9B vom Raumfahrtzentrum Baikonur in
Kasachstan ins All aufgebrochen - auf dem Weg in den geostationären Orbit.
Neun Stunden nach dem Start - also am 30. Januar 2016 um 8.32 Uhr
Mitteleuropäischer Zeit - hatte sich der Eutelsat-9B-Satellit mit
seiner EDRS-A Nutzlast dann von der Proton-Rakete getrennt. Die finale Position
des Satelliten liegt in 36.000 Kilometern Höhe über dem Äquator auf 9 Grad
östlicher Länge - das entspricht in etwa dem Längengrad von Stuttgart. Die
ersten orbitalen Tests der EDRS-A-Laserverbindung sollen ab dem 22. Februar 2016
beginnen.
"Mit dem Launch von EDRS-A steigt Europas Unabhängigkeit in der
weltraumgestützten Satellitenkommunikation. Deutschland leistet mit der
Entwicklung und dem Bau der Laserkommunikationsterminals und dem Betrieb eines
EDRS-Kontrollzentrums einen wesentlichen Beitrag für diese Mission, die auch
kommerziell einen hohen Nutzen verspricht", so Prof. Pascale Ehrenfreund,
Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Das European Data Relay Satellite System (EDRS) gilt als Meilenstein
in der Telekommunikation. Als sogenannte Private-Public-Partnership (PPP)
zwischen der europäischen Weltraumorganisation ESA und Airbus Defence and
Space soll es Datenvolumen von bis zu 1,8 Gigabit pro Sekunde mit einem
minimalen Zeitverzug vom All auf die Erde transportieren.
Herzstück des Systems, das aus den beiden geostationären "Verteiler"-Knoten
EDRS-A und - ab 2017 - EDRS-C besteht, sind die in Deutschland entwickelten und
gebauten Laserkommunikations-Terminals. "Deutschland hat diese Technologie in
den letzten 25 Jahren entwickelt und über seine ESA-Beiträge und das so genannte
nationale Raumfahrtprogramm rund 280 Millionen Euro investiert", kommentierte
Dr. Gerd Gruppe, DLR-Vorstandsmitglied zuständig für das Raumfahrtmanagement,
den Start und ergänzt: "Wir schaffen damit einen klaren Wettbewerbsvorteil und
großen Effizienzgewinn. Vor allem für die Umweltbeobachtung ist dies relevant,
zum Beispiel für Notfalldienste, bei Naturkatastrophen oder auch für die
Wettervorhersage und die Seefahrt."
Für die Steuerung der Nutzlasten sowie für die Kontrolle des EDRS-C
Satelliten ist das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum des DLR in Oberpfaffenhofen
zuständig. In den Aufbau des Bodensegments und die Vorbereitungen des Betriebs
investierte das DLR aus Forschungsmitteln 8,7 Millionen Euro. Das Bayerische
Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie stellte 7,5
Millionen Euro zur Verfügung.
Aufgrund ihrer festen Position im Weltraum können EDRS-A und EDRS-C die
hochratigen Kommunikationsdaten von niedriger fliegenden
Erdbeobachtungssatelliten aufnehmen und ohne große zeitliche Verzögerungen zur
Erde weiterleiten. Damit sind die Satelliten nicht - wie bislang üblich - an die
kurzen Zeiten mit Sichtkontakt während ihres Fluges über die jeweiligen
Bodenstationen gebunden. EDRS arbeitet mit optischen Laserverbindungen, die mit
bis zu 1,8 Gigabit pro Sekunde eine deutlich höhere Bandbreite als bislang
übliche Funkverbindungen besitzen und damit wesentlich leistungsfähiger sind.
Die Laser-Terminals benötigen weniger als eine Minute, um eine Verbindung
zwischen geostationärem und niedrigem Erdorbit herzustellen. Zudem können sie
die "überfüllten" Frequenzbereiche der herkömmlichen Radio-Verbindungen
vermeiden. Die geostationären Relais-Satelliten senden die gesammelten
Datenpakete an Empfangsstationen in Europa, unter anderem an zwei zum DLR
gehörende Stationen in Weilheim sowie jeweils an eine Station im belgischen Redu
sowie im englischen Harwell.
Der erste EDRS-Knoten, EDRS-A, soll seine Datenrelaisdienste ab Sommer 2016
aufnehmen. Zu den ersten Nutznießern werden die Copernicus-Satelliten
Sentinel-1 und -2 der ESA und der Europäischen Kommission
gehören. Die zweite EDRS-Nutzlast, EDRS-C, soll 2017 mit einer Ariane-5-Trägerrakete
vom europäischen Raumfahrtzentrum in Kourou gestartet werden.
Ab 2018 soll auch die Internationale Raumstation über EDRS mit der Erde
kommunizieren können. In seiner vollständigen Konfiguration soll EDRS eine
globale Abdeckung erreichen und pro Tag mehr als 50 Terabyte an Daten aus der
Umlaufbahn zur Erde weiterleiten können.
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