Jüngster Meteosat-Satellit im All
Redaktion
/ Pressemitteilungen der ESA und von Eumetsat astronews.com
16. Juli 2015
Mit einer Ariane-5-Rakete wurde in der vergangenen
Nacht ein neuer europäischer Wettersatellit ins All gebracht. Als letzter
Satellit der zweiten Meteosat-Generation soll er einen der älteren
Wettersatelliten ablösen und so die Zeit überbrücken, bis die Wettersatelliten
der dritten Generation einsatzbereit sind. Zunächst wird Meteosat-11
allerdings im Erdorbit geparkt.

Der Wettersatellit MSG-4 wurde jetzt
erfolgreich in eine Erdumlaufbahn gebracht.
Bild: Eumetsat [Großansicht] |
Der Wettersatellit MSG-4, jüngster Spross von Europas erfolgreicher zweiter
Meteosat-Generation, wurde am 15. Juli um 23.42 Uhr MESZ mit einer
Ariane-5 von Europas Raumflughafen in Kourou in Französisch-Guayana in den
Weltraum gestartet. Das aus zwei Satelliten bestehende MSG-System stellt alle 15
Minuten aktuelle Wetterinformationen für Europa und Afrika und alle fünf Minuten
sogenannte Rapid-Scan-Aufnahmen von Europa bereit.
Gut 40 Minuten nach dem Start fand in der geplanten Übergangsbahn die
Abtrennung des MSG-4 von der Ariane-5 statt. In den kommenden zehn
Tagen wird der Satellit von seinem Antriebssystem in eine geostationäre
Umlaufbahn rund 36.000 Kilometer über dem Äquator gebracht, in der seine
Geschwindigkeit genau der der Erdrotation entspricht.
Sobald diese anfänglichen, vom europäischen Raumfahrtkontrollzentrum ESOC in
Darmstadt durchgeführten Betriebsabläufe abgeschlossen sind, wird der Satellit
zur Einsatzerprobung an seinen Eigentümer, die Europäische Organisation für die
Nutzung meteorologischer Satelliten (Eumetsat), übergeben.
"Nach nur zwei Wochen als neuer ESA-Generaldirektor war es für mich eine
besondere Freude, nicht nur den Start dieses Satelliten, sondern auch die
kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen der ESA und Eumetsat mitzuverfolgen", so
ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner. "Mit dem heutigen Start werden auch
weiterhin Wetterbeobachtungen von hoher Qualität aus dem Weltraum und die rasche
Erfassung von Extremwetterlagen und entsprechenden Frühwarnungen, die für die
Sicherheit der europäischen Bürger unerlässlich sind, ermöglicht."
Nach der Einsatzerprobung wird MSG-4 in Meteosat-11 umgetauft und
zunächst einmal in einem treibstoffsparenden Schlafmodus "geparkt", bis er
einen seiner Vorgänger ablösen muss und damit die kontinuierliche Erfassung von
Wetterdaten gewährleistet. Er soll diese Aufgabe wahrnehmen, bis ab 2019 die
ersten Meteosat-Satelliten der dritten Generation (MTG) in Betrieb
gehen. Es wird erwartet, dass Meteosat-11 frühestens Ende 2015 zum
Einsatz kommen muss.
"Wir haben bereits eine Menge über das langfristige 'Parken' von Satelliten
gelernt, was uns für künftige Betriebssysteme wie die Sentinel-Satelliten
von Nutzen sein wird", so der ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme Volker
Liebig. "Der hervorragende Zustand der Meteosat-Satelliten in der
Umlaufbahn hat dazu geführt, dass der Start von MSG-4 fünf Jahre später als
ursprünglich erwartet erfolgt."
"Die Lagerung des Satelliten im Orbit nach dem Start und der Inbetriebnahme
wird die Kosten für die Lagerung am Boden, die Auslagerung und weitere Tests
sparen", beschreibt Alain Ratier, Generaldirektor von Eumetsat, die Vorteile.
"Darüber hinaus wird auch die Lebensdauer des Satelliten verlängert und
gleichzeitig sichergestellt, dass er zur Verfügung steht, um gegebenenfalls
sofort einen der in die Jahre gekommenen MSG-Satelliten zu ersetzen."
Der MSG-4 ist der letzte der MSG-Satelliten aus dem Kooperationsmodell
zwischen Eumetsat und der ESA. Die ESA ist für die Entwicklung von Satelliten,
die die von Eumetsat festgelegten Nutzer- und Systemanforderungen erfüllen,
sowie für die Beschaffung nachfolgender Satelliten im Auftrag von Eumetsat
verantwortlich. Eumetsat entwickelt die Bodensysteme, die erforderlich sind, um
Nutzern Produkte zu liefern und Dienstleistungen zu erbringen und ihren sich
weiterentwickelnden Bedürfnissen gerecht zu werden.
Eumetsat ist eine zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Darmstadt mit
derzeit 30 europäischen Mitgliedsstaaten. Sie betreibt gegenwärtig die
geostationären Satelliten Meteosat-8, -9 und -10 über
Europa und Afrika sowie Meteosat-7 über dem Indischen Ozean. Eumetsat
betreibt außerdem zwei polarumlaufende Metop-Satelliten als Bestandteil
des Initial Joint Polar System (IJPS) mit der US National Oceanic
and Atmospheric Administration (NOAA). Weiterhin arbeitet Eumetsat im
Rahmen der Jason-2-Mission zur Höhenmessung der Ozeane, die am 20. Juni
2008 gestartet wurde, als Partner mit NOAA, NASA und CNES zusammen.
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