Am 28. August um 19.45 Uhr Ortszeit (00.45 Uhr MESZ) hob eine europäische
Trägerrakete des Typs Ariane 5 im Raumfahrtzentrum Guayana, dem
Raumflughafen Europas in Kourou (Französisch-Guayana) ab. Die zwei Nutzlasten,
darunter MSG-1, der erste Satellit aus dem Programm für die zweite Meteosat-Generation,
wurden dabei in eine Übergangsbahn zum geostationären Orbit gebracht. In den
kommenden Wochen wird dieser Satellit mit Hilfe seines Bordtriebwerks eine Reihe
von Manövern ausführen, um auf seine geostationäre Endbahn zu gelangen.
Überwacht wird das ganze vom Kontrollzentrum in Darmstadt aus.
"Die ESA ist stolz darauf, zu einem Zeitpunkt, in dem die Staatschefs in
Johannesburg über die Voraussetzungen einer nachhaltigen Entwicklung unseres
Planeten debattieren, für EUMETSAT und zahlreiche Nutzer einen Satelliten
zum Einsatz zu bringen, der es gestattet, die Wettervorhersage und das
Verständnis der sich abzeichnenden Klimaänderungen und der Problematik der
Wasserversorgung auf der Erde zu verbessern", erklärte José Achache, der
Direktor für das Erdbeobachtungsprogramm der ESA.
MSG-1 wurde von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) im Auftrag von
EUMETSAT, der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer
Satelliten, entwickelt und von der Firma Alcatel Space Industries unter
Mitwirkung eines aus über 50 europäischen Unternehmen bestehenden Konsortiums
gebaut. EUMETSAT wird MSG-1 Ende September nach der Überprüfung seiner
Systeme übernehmen und die erforderlichen Abnahmetests zum Nachweis der
Funktionsfähigkeit der Instrumente durchführen. Ende Oktober dürfte der Satellit
das erste Wetterbild zur Erde senden. Etwa ein Jahr nach dem Start soll MSG-1
seinen Dienst über dem Schnittpunkt zwischen dem Nullmeridian und dem Äquator
aufnehmen, wo er Meteosat-7 als Hauptsatellit für die Wetter- und
Klimawacht ablösen wird.
MSG-1 ist wie Meteosat 1 bis 7 ein zylindrischer Satellit, mit
3,22 Meter Durchmesser und 3,74 Meter Höhe aber zweieinhalb Mal so groß. Seine
Masse beim Start betrug rund 2 Tonnen, wovon fast die Hälfte auf den für die
Bahn- und Lageregelung während seines siebenjährigen Betriebs notwendigen
Treibstoff entfiel. Das MSG-Programm soll den Erfolg der Meteosat-Missionen
mit leistungsfähigeren und genaueren Instrumenten für die kontinuierliche
Beobachtung der Erdatmosphäre bis zum Jahr 2014 fortsetzen. Die MSG-Satelliten
treten damit die Nachfolge ihrer Vorgänger Meteosat 1 bis 7
an, die seit einem Vierteljahrhundert eine ununterbrochene Versorgung mit den
für das Verständnis und die Modellierung des Klimas auf unserem Planeten
unerlässlichen Daten gewährleisten.
Das Bildaufnahmegerät SEVIRI (Spinning Enhanced Visible & Infrared Imager)
an Bord von MSG-1 liefert alle 15 Minuten (statt wie bisher alle halbe Stunde)
ein Bild der vom Satelliten beobachteten Erdhalbkugel in zwölf verschiedenen
Wellenlängenbändern des sichtbaren und Infrarotbereichs, d.h. in viermal mehr
Bändern als die bisherigen Meteosat. Diese Erweiterung des
Beobachtungsspektrums stellt im Hinblick auf die Verbesserung der numerischen
Wettermodelle einen bedeutenden Fortschritt dar. Dank der Verkürzung der
Bildabstände von 30 auf 15 Minuten können Klimatologen und Meteorologen zudem
die Entstehung von sich rasch entwickelnden Phänomenen wie Gewitter,
Schneestürme und Nebelbänke sehr viel früher erkennen. Bei einer Auflösung am
Boden von 1 statt 2,5 Kilometer im sichtbaren Licht lassen sich selbst örtlich
begrenzte Vorgänge erfassen und verfolgen.
Das Radiometer GERB (Global Earth Radiation Budget) liefert äußerst
wertvolle Daten über die Strahlungsbilanz der Erde, d.h. über das Verhältnis
zwischen der Menge der auf unseren Planeten einfallenden und der
zurückgestrahlten Sonnenenergie. Dieser bisher noch nicht genau bekannte Faktor
spielt bei der Entwicklung des Klimas auf unserem Planeten eine entscheidende
Rolle.
Darüber hinaus führt MSG-1 ein Instrument mit, das die Messdaten
automatischer Bodenstationen sammelt und nahezu in Echtzeit weiterleitet. Ein
gesonderter Transponder dient zur Übertragung der Notsignale von See-, Luft- und
Landfahrzeugen, die mit einer Bake des internationalen Such- und Rettungssystems
COSPAS-SARSAT ausgerüstet sind.
Auf MSG-1 werden zwei baugleiche Satelliten folgen, deren Kosten und Betrieb
voll von EUMETSAT übernommen werden. Der Start von MSG-2 ist gegenwärtig für
Anfang 2005 und der von MSG-3 für das Frühjahr 2009 vorgesehen. Zur Fortsetzung
des Programms nach 2014 wird der Bau eines vierten Satelliten in Betracht
gezogen.