Neue Hinweise auf gewaltigen Ozean
von Stefan Deiters astronews.com
18. März 2015
Mithilfe des Weltraumteleskops Hubble glauben
Astronomen den bislang besten Beweis dafür gefunden zu haben, dass unter der
eisigen Oberfläche des Jupitermonds Ganymed ein gewaltiger Salzwasserozean
existiert. Er könnte mehr Wasser enthalten, als es auf der Erdoberfläche gibt. Ganymed
ist der größte Mond im Sonnensystem.
Das Magnetfeld des Jupiter beeinflusst die
Polarlichter des Mondes Ganymed und diese
verraten etwas über das Innere des Mondes.
Bild: NASA, ESA und G. Bacon (STScI)
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Die Existenz von flüssigem Wasser gilt als entscheidende Voraussetzung für
die Entstehung von Leben wie wir es kennen. Daher haben Forscher bei der Suche
nach flüssigem Wasser auf anderen Welten des Sonnensystem auch immer die Frage
im Hinterkopf, ob es vielleicht möglich wäre, dass sie auch dort Leben
entwickelt haben könnte.
Eine derartige Suche
konzentrierte sich lange Zeit vor allem auf den Planeten Mars. In den letzten
Jahren rückten aber auch immer mehr die Eismonde der Gasplaneten Jupiter und Saturn
in den Fokus. Bei einigen dieser Trabanten hatte man nämlich Hinweise dafür
gefunden, dass sich unter ihrer Eiskruste ein flüssiger Ozean verbergen könnte.
Neue Hinweise in Bezug auf den Jupitermond Ganymed, den größten Mond im
Sonnensystem, kommen nun vom Weltraumteleskop Hubble. "Diese Entdeckung stellt
einen signifikanten Meilenstein dar und macht deutlich, was nur mit Hubbles
Hilfe möglich ist", unterstreicht John Grunsfeld von der Wissenschaftsabteilung
der amerikanischen Weltraumbehörde NASA. "In seinen 25 Jahren im All hat
Hubble
viele Entdeckungen auch in unserem eigenen Sonnensystem gemacht. Ein tiefer
Ozean unter der Eiskruste von Ganymed eröffnet weitere faszinierende
Möglichkeiten für Leben jenseits der Erde."
Ganymed ist größer als der sonnennächste Planet Merkur. Er ist auch der
einzige Mond im Sonnensystem, der ein eigenes Magnetfeld besitzt, das für Polarlichter rund um
die Pole des Mondes sorgt. Ganymed befindet sich aber gleichzeitig auch im
Magnetfeld des Gasriesen Jupiter, so dass sich Änderungen in dessen Magnetfeld
auch in den Polarlichtern auf Ganymed widerspiegeln.
So entsteht ein typisches
"Schaukeln" der Polarlichter vor und zurück. Durch die Beobachtung der
Polarlichter und dieses Wechselspiels gelangten die Wissenschaftler zu der
Überzeugung, dass das Magnetfeld von Ganymed durch eine große Menge von
Salzwasser im Inneren des Mondes beeinflusst werden muss.
"Ich habe mir immer darüber Gedanken gemacht, wie man Teleskope in ganz
anderer Art und Weise verwenden kann", erzählt Joachim Saur von der Universität
Köln. "Könnte man mit einem Teleskop auch irgendwie ins Innere eines planetaren
Objekts schauen? Dann sind mir die Polarlichter eingefallen. Diese werden durch
Magnetfelder beeinflusst. Wenn man sie auf geeignete Weise beobachtet, lernt man
etwas über das Magnetfeld. Und wenn man etwas über das Magnetfeld weiß, weiß man
auch etwas über das Innere des Mondes."
Ein Salzwasserozean unter der Oberfläche von Ganymed sollte dazu führen, dass
das Magnetfeld von Jupiter hier ein sekundäres Magnetfeld erzeugt, das dann den
Einfluss des Magnetfelds des Jupiter dämpft. Durch diese "magnetische Reibung"
wird auch das beobachtete "Schaukeln" der Polarlichter deutlich reduziert
- und genau dies konnte man beobachten. Die Wissenschaftler schätzen, dass die
Ozeanschicht etwa 100 Kilometer dick sein muss und
in einer Tiefe von 150 Kilometern unter der Oberfläche beginnt. Der Ozean wäre
damit etwa zehn Mal tiefer als die Ozeane der Erde.
Ein Ozean auf Ganymed war schon länger vermutet worden. Erste konkrete Hinweise
lieferten
Beobachtungen der Jupitersonde Galileo zu
Beginn des Jahrtausends,
doch reichten die Daten nicht aus, um die Veränderungen des Magnetfelds durch
ein sekundäres Magnetfeld sicher zu identifizieren. Dies gelang nun durch Hubble-Beobachtungen im ultravioletten Bereich des Lichts. Ultraviolettes Licht
wird zum großen Teil von der Erdatmosphäre verschluckt, so dass solche
Untersuchungen nur mit einem Weltraumteleskop möglich sind.
Über ihre Ergebnisse berichteten die Wissenschaftler in einem Fachartikel,
der in der vergangenen Woche in der Zeitschrift Journal of Geophysical
Research: Space Physics erschienen ist.
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