Geologische Karte des größten Mondes
von Stefan Deiters astronews.com
14. Februar 2014
Wissenschaftler haben jetzt die erste globale geologische
Karte des Jupitermonds Ganymed vorgestellt. Sie basiert auf Daten der
Sonden Voyager 1 und 2 sowie von Galileo und verdeutlicht die
geologische Vielfalt auf diesem größten Mond im Sonnensystem. Die Karte dürfte helfen,
mehr über die Entwicklung dieses und auch anderer Eismonde zu erfahren.
Die jetzt
vorgestellte geologische Karte des Jupitermonds Ganymed.
Bild: USGS Astrogeology Science
Center / Wheaton / NASA / JPL-Caltech [Großansicht und
Vergleichsbild] |
Der Jupitermond Ganymed wurde vor über 400 Jahren durch Galileo Galilei entdeckt
und zählt damit zu den vier galileischen Monden des Gasriesen. Ihre Entdeckung
verdeutlichte den damaligen Astronomen, dass es in unserem Planetensystem
offenbar tatsächlich Objekte gibt, die sich nicht um die Erde drehen - im
Widerspruch zum geozentrischen Weltbild, bei dem sich alles um unseren
Heimatplaneten zu drehen hatte.
Ganymed kann, genau wie die anderen drei großen Monde des Jupiters, bereits mit
einem guten Fernglas beobachtet werden. Der Trabant ist der größte Mond im
Sonnensystem und hat mit 5.262 Kilometern sogar einen größeren Durchmesser als
der innerste Planet Merkur. Details des Mondes lassen sich allerdings erst aus
relativer Nähe erkennen. Die jetzt vom U. S. Geological Survey
herausgegebene
geologische Karte von Ganymed beruht dann auch auf Daten der Sonden Voyager 1 und
2 sowie der Jupitersonde Galileo.
"Diese Karte illustriert die unglaubliche Vielfalt an geologischen Strukturen auf
Ganymed und sollte uns dabei helfen, Ordnung in die komplexe Oberfläche des
Mondes zu bringen, die zunächst chaotisch wirkt", so Robert Pappalardo vom
Jet
Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. "Diese Karte hilft den Planetologen
bei der Erforschung der Entwicklung dieser eisigen Welt und wird auch zur
Vorbereitung künftiger Beobachtungen mit Raumsonden wertvolle Dienste leisten." So
plant etwa die europäische Weltraumagentur ESA mit dem Jupiter Icy Moons
Explorer eine Sonde, die ab 2032 Ganymed umkreisen soll.
Die Vorüberflüge der Sonden Voyager 1 und 2 sowie die detaillierteren Daten der
Jupitersonde Galileo, die 1995 bis 2003 den Gasriesen und seine Monde
untersuchte, haben gezeigt, dass Ganymed eine komplexe eisige Welt mit zwei
sehr unterschiedlichen Geländeformen ist: Der Mond hat dunkle, sehr alte Bereiche mit
unzähligen Kratern, sowie etwas hellere Regionen, die ein wenig jünger sind und
wo es zahlreiche Gräben und Verwerfungen gibt.
Die Wissenschaftler, die an der Erstellung der neuen Karte beteiligt waren,
glauben auf Ganymed im wesentlichen drei geologische Epochen unterscheiden zu
können: Zunächst eine Phase, die durch zahlreiche Einschläge geprägt war, dann
eine Epoche mit starker tektonischer Aktivität und schließlich die Periode, in
der die geologische Aktivität immer weiter nachgelassen hat. Auf der Karte, in der Strukturen wie Furchen und
Einschlagkrater verzeichnet sind, lassen sich nun die verschiedenen geologischen
Epochen nachvollziehen.
"Die sehr detaillierte Farbkarte bestätigt eine Reihe bedeutender
wissenschaftlicher Hypothesen über die geologische Geschichte von Ganymed,
widerspricht aber auch manchen", so Baerbel Lucchitta vom U. S. Geological
Survey, die sich schon seit 1980 mit der Kartierung von Ganymed beschäftigt.
"So haben beispielsweise die detaillierteren Bilder von Galileo gezeigt, dass
Kryovulkanismus, also die Entstehung von Vulkanen, die Wasser und Eis auswerfen,
auf Ganymed sehr selten ist."
Interessant dürfte auch der Vergleich mit anderen Eismonden im
Sonnensystem sein. So finden sich nahezu alle geologischen Strukturen, die man
auf ähnlichen Trabanten beobachten konnte, auch irgendwo auf Ganymed. "Die
Oberfläche von Ganymed ist mehr als halb so groß wie die Landmassen der Erde,
man hat also eine große Vielfalt an Regionen zur Auswahl", so Teamleiter
Geoffrey Collins vom Wheaton College.
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