Neue Instrumente für Großteleskope
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
21. Juli 2014
Viele bedeutende Teleskope befinden sich heute in Chile,
insbesondere die Observatorien der ESO. Deren Instrumente allerdings werden in
Europa entwickelt, unter anderem auch an der Universität Göttingen. Hier hat man
gerade erfolgreich Gelder für fünf Forschungsprojekte eingeworben. Unter anderem
sollen dabei Instrumente für das neue Riesenteleskop E-ELT entstehen.
So könnte das
E-ELT einmal aussehen. In Göttingen werden schon
jetzt Instrumente für das Teleskop entwickelt.
Bild: Swinburne Astronomy Productions /
ESO [Großansicht] |
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert insgesamt fünf
Forschungsprojekte am Institut für Astrophysik der Universität Göttingen über
einen Zeitraum von drei Jahren mit 2,7 Millionen Euro. Die Projekte werden im
Rahmen der Verbundforschung "Erdgebundene Astrophysik und Astroteilchenphysik"
unterstützt und behandeln ausschließlich die Entwicklung leistungsfähiger
Instrumente für die Europäische Südsternwarte ESO, die in Chile drei
Observatorien betreibt. Bald wird mit dem European Extremely Large Telescope
(E-ELT) ein weiteres Teleskop hinzukommen. Die Bauarbeiten dafür haben gerade
begonnen.
Die Göttinger Forscher statten unter anderem das Very Large Telescope
(VLT) mit zwei Geräten der zweiten Generation aus, das im Bau befindliche E-ELT
mit drei neuen Instrumenten. Alle fünf Forschungsarbeiten sind eingebettet in
europäische Forscherteams und schließen sich nahtlos an die Entwicklungen an,
die seit 1990 in Göttingen speziell für ESO stattfinden.
"Mithilfe der Micado-Kamera, auch ELT-CAM genannt, wird das 39 Meter
große E-ELT, das neue Flaggschiff der europäischen Astronomie, in Betrieb
genommen. Sie ermöglicht den Wissenschaftlern ungewohnt scharfe Ausblicke in das
ferne Universum beziehungsweise Einblicke in die Kinderstube der Sternentstehung
und die Zentren der Galaxien", erklärt der Göttinger Astronom Dr. Harald Nicklas.
"Mit ihr soll unter anderem das supermassive Schwarze Loch im Zentrum der
Milchstraße genauer untersucht und in dessen nahen Umfeld die Genauigkeit der
Allgemeinen Relativitätstheorie überprüft werden", so Nicklas.
Die Göttinger Astrophysiker gehören außerdem zum deutschen Entwicklungsteam
beim Bau des Mosaic-Spektrographen (ELT-MOS). Sie tragen zur
Entwicklung der optischen Fasereinkopplung für Multi-Objekt-Spektroskopie bei.
"Beim ELT-HIRES-Instrument werden die Göttinger Forscher die in den eigenen
Laboren weiterentwickelten modernsten Frequenzstandards zur hochgenauen
Kalibrierung der spektroskopischen Aufnahmen beisteuern", so Prof. Dr. Ansgar
Reiners. Deren Stabilität soll die Entdeckung erdähnlicher Planeten ermöglichen
und dazu beitragen, die Atmosphäre dieser Planeten auf erdähnliche
Lebensbedingungen hin zu untersuchen.
Zwei weitere Vorhaben betreffen existierende Beobachtungsplattformen am VLT.
"Das Instrument Muse (Multi Unit Spectroscopic Explorer), dessen
Hardware in wesentlichen Teilen bereits in Göttingen entwickelt wurde, soll
mithilfe spezieller Softwarewerkzeuge insbesondere übervölkerte Kernregionen in
Kugelsternhaufen besser beobachten können", beschreibt Prof. Dr. Stefan Dreizler
eines der Projekte.
Am Infrarot-Spektrographen Crires erfolgt darüber hinaus ein
Upgrade, das die Empfindlichkeit und Effizienz um das Zehnfache steigern wird.
"Göttingen entwickelt für das multi-nationale Projekt neue Technologien zur
Kalibration sowie Analyse-Software, die die Möglichkeiten zur Entdeckung und
Charakterisierung von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems drastisch
verbessern wird", so Reiners.
Durch die Förderung des BMBF, die dem Antragsvolumen in vollem Umfang
entspricht, kann das Göttinger Forscherteam mit neun Stellen für den vollen
Förderzeitraum personell aufgestockt und mit den notwendigen
Entwicklungswerkzeugen ausgestattet werden. Beides ermöglicht den Göttinger
Astrophysikern, die Entwicklung modernster Techniken und Instrumentarien
voranzutreiben und die schließlich gewonnenen Beobachtungsdaten zum
frühestmöglichen Zeitpunkt wissenschaftlich auszuwerten.
|