MUSE für Einblick in Galaxienentwicklung
Redaktion / idw / Universität
Göttingen
astronews.com
11. Juli 2005
Ab
2011 soll das Very Large Telescope mit Hilfe eines neuen Instruments noch
leistungsfähiger werden. Der Multi Unit Spectroscopic Explorer (MUSE)
wird den Forschern einen bislang unerreichten Einblick in die Entstehung und
Entwicklung von Galaxien erlauben. Deutsche Astronomen sind bei diesem Projekt
an entscheidender Stelle dabei.
Modell von MUSE. Im Hintergrund eine Teleskopeinheit des Very
Large Telescope. Bild:
Universität Göttingen / idw |
Wissenschaftler und Techniker des Instituts für Astrophysik der Universität
Göttingen sind maßgeblich an der Realisierung eines neuen hochleistungsfähigen
3D-Spektrographen für die Beobachtung von Galaxien beteiligt. Das Team unter der
Leitung von Dr. Harald Nicklas ist beim Bau des so genannten Multi Unit
Spectroscopic Explorer (MUSE) verantwortlich für den Bereich der optischen
Strahlführung und der Instrumentenmechanik.
Das Forschungsgerät wurde im
vergangenen Jahr von der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Auftrag gegeben und
soll von 2011 an am Very Large Telescope des Paranal Observatoriums in
Chile eingesetzt werden. MUSE wird Einblicke in die Entstehung und Entwicklung
von Galaxien bieten und damit neue Erkenntnisse über das Universum ermöglichen.
Um ihre weiteren Arbeiten abzustimmen, trafen sich 25 Experten Ende letzter
Woche in Göttingen.
Mit Hilfe von Spektrographen kann das Licht von Galaxien in ihr jeweiliges
Spektrum zerlegt werden. Die daraus gewonnenen Daten geben Aufschluss über die
in diesen Galaxien vorhandenen Sterne. MUSE setzt sich aus 24 Spektrographen
zusammen. Mit diesem hochkomplexen Aufbau soll das neue Forschungsinstrument
nicht nur zweidimensionale, sondern dreidimensionale Raumausschnitte liefern.
"Auf der Basis einer entsprechend leistungsfähigen Software erhalten wir einen
Daten-Kubus, der einen gewaltigen 'Raumwürfel' aus unserem Kosmos
herausschneidet und für die Analyse bereitstellt. MUSE wird damit über eine
einmalige Kapazität bei der Beobachtung des Umfangs und der Tiefe des Universums
verfügen", erläutert Dr. Nicklas.
Das Team am Göttinger Institut für Astrophysik
ist dabei verantwortlich für die Entwicklung und Realisierung der
Strahlführungsoptik und der Mechanik. Dazu gehören Management, Design,
Herstellung und Beschaffung sowie Integration und Test, schließlich auch die
Inbetriebnahme am Teleskopstandort in Chile. Das Bundesministerium für Bildung
und Forschung fördert diese Arbeiten in einer ersten Phase mit rund 500.000
Euro.
An der früheren Sternwarte der Universität Göttingen - nach dem Umzug an
einen neuen Standort in Institut für Astrophysik umbenannt - wurden bereits
zahlreiche Instrumente für unterschiedliche Teleskopanlagen in aller Welt
konstruiert und realisiert. Bei MUSE handelt es sich um das vierte und bisher
größte Forschungsgerät, das für das optische Teleskop der ESO gebaut wird.
An
den Arbeiten werden nach Angaben von Dr. Nicklas mindestens sieben Techniker und
Ingenieure beteiligt sein. Die eigentliche Fertigung der 24 Einheiten für den
neuen 3D-Spektrographen erfolgt dann in Industrieunternehmen. Die
wissenschaftliche Begleitung und Expertise liefern die Göttinger Astrophysiker
Prof. Dr. Stefan Dreizler und Prof. Prof. Dr. Wolfram Kollatschny, die dem
Science Team des MUSE-Konsortiums angehören. Neben der
Georg-August-Universität und dem Astrophysikalischen Institut Potsdam sind
weitere Experten aus Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz an dem
Großprojekt beteiligt. Die Leitung liegt beim Zentrum für Astronomieforschung in
Lyon.
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