Spektrographen in Serienproduktion
Redaktion
/ Pressemitteilung des Astrophysikalischen Instituts Potsdam astronews.com
1. März 2010
Bei der Entwicklung eines neuen Instrumentes für das Very Large
Telescope der ESO auf dem Gipfel des Paranal in Chile wurde jetzt ein
wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Fertigstellung erreicht: Die
Wissenschaftler testeten erfolgreich die ersten in Serie produzierten
3D-Spektrographen. Kombiniert werden sie einmal ein Instrument ergeben, mit
dem weit entfernte, junge Galaxien untersucht werden sollen.
Einer der 24 Spektrographenköpfe bei der Montage
am AIP. Foto:
Rainer Arlt / AIP |
Für den Multi Unit Spectroscopic Explorer (MUSE), ein
zukünftiges Instrument am Very Large Telescope (VLT) der Europäischen
Südsternwarte (ESO), wurden die ersten der in Serie produzierten
3D-Spektrographen fertig gestellt. Wissenschaftler und Ingenieure der
ESO, des Centre de Recherche Astrophysique de Lyon (CRAL) und
des Astrophysikalischen Instituts Potsdam (AIP) entwickelten diese
neuartigen Instrumente und konnten nun bei erfolgreichen Tests damit
Spektren erzeugen, die eine besonders hohe Bildqualität sowie die
überragende Empfindlichkeit des Systems bestätigen.
"Nach vielen Jahren harter Arbeit sind wir sehr zufrieden, dass der Traum
Wirklichkeit wird", sagt Roland Bacon vom CRAL, der die Entwicklung der
Instrumente leitet. "Das MUSE Konzept, das erstmals die Serienproduktion von
Spektrographen vorsieht, ist neu in der optischen Astronomie und bahnbrechend in
Hinblick auf die nächste Generation von Instrumenten für das VLT sowie auch für
das geplante European Extremely Large Telescope."
MUSE ist ein Hightech-3D-Spektrograph mit großem Gesichtsfeld, der zeitgleich
mosaikartig Spektren von vielen benachbarten Regionen am Himmel aufzeichnet.
3D-Spektrographen vermessen das Universum in drei Dimensionen (Position am
Himmel und Wellenlänge). Mit MUSE können noch Galaxien am Rande des
beobachtbaren Universums entdeckt werden, die viel zu schwach sind, um auf
zweidimensionalen Bildaufnahmen zu erscheinen.
Um ein möglichst großes Gesichtsfeld zu erreichen, nutzt MUSE nicht nur eine
einzelne Spektrographenoptik, sondern kombiniert 24 modulare Subsysteme zu einem
komplexen Gesamtsystem. Jeder Spektrograph ist mit neu entwickelten,
empfindlichen CCD-Detektoren (4000 x 4000 Pixel) ausgestattet, die hier erstmals
an einem Instrument der ESO verwendet werden. Mit der industriellen Auslieferung
des ersten Spektrographen und der ersten Detektoren, welche zum Teil am AIP
integriert wurden, ist nun ein wichtiger Meilenstein erreicht. "Mit der
beginnenden Serienproduktion kommt dem AIP eine bedeutende Rolle zu", erklärt
Dr. Martin M. Roth, der MUSE-Projektmanager am AIP, "da die Abnahmetests aller
Detektoren, die Kalibration des Gesamtinstruments und die nötige
Datenreduktionssoftware Arbeitspakete des AIP sind."
Im Jahre 2012 soll MUSE erstmals am Paranal-Observatorium der ESO in der
chilenischen Atacama-Wüste zum Einsatz kommen und sich dort der Erforschung von
jungen, weit entfernten Galaxien widmen. "MUSE wird eine Vielzahl
astrophysikalischer Probleme untersuchen", erläutert Prof. Dr. Lutz Wisotzki,
der Projektwissenschaftler von MUSE am AIP. "Die Bandbreite reicht von
Sternpopulationen in unserer Milchstraße bis zu den Vorläufern heutiger Galaxien
im jungen Universum, die bisher völlig unbeobachtbar waren."
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