Nur drei Planeten um Gliese 581?
von Stefan Deiters astronews.com
7. Juli 2014
Um den rund 20 Lichtjahre entfernten Stern Gliese 581
glaubten verschiedene Astronomenteams bis zu sechs Planeten nachgewiesen zu
haben, manche davon sogar in der habitablen Zone. Zweifel daran gab es schon
länger. Jetzt erschien eine Studie, die nur noch von drei Planeten um den Stern
spricht. Für die Fehlinterpretationen sei die Aktivität des Sterns
verantwortlich.
Um den Stern
Gliese 581 kreisen wohl nur drei Planeten.
Bild: ESO / L. Calçada (bearbeitet) [Großansicht] |
Der Stern Gliese 581 gilt schon seit langem als einer der Favoriten, wenn es
um Systeme geht, in denen sich auf erdähnlichen Planeten Leben entwickelt haben
könnte. Bis zu sechs Planeten glaubten verschiedene Astronomenteams zeitweise um
die nur rund 20 Lichtjahre entfernte Sonne nachgewiesen zu haben, wobei nie alle
Entdeckungen unumstritten waren. Besonders die Hinweise auf den sechsten
Planeten galten als sehr schwach.
Von besonderem Interesse waren die Welten um Gliese 581, die sich in der
sogenannten habitablen Zone um den Stern befinden, also in einem Bereich, in dem
es auf einem Gesteinsplaneten theoretisch flüssiges Wasser geben könnte. Wo sich
diese Region genau befindet, hängt von der Leuchtkraft eines Sterns ab. Im Falle
unseres Sonnensystems liegt die Erde genau in dieser Zone.
Entdeckt wurden die Planeten um Gliese 581, einen leuchtschwachen Zwergstern,
mithilfe der sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode. Dabei suchen Astronomen
nach Hinweisen auf ein Wackeln des Sterns, das durch einen oder mehrere
umlaufende Planeten verursacht wird. Dieses Wackeln führt zu einer regelmäßigen
Bewegung auf die Erde zu und von ihr weg und genau dies lässt sich - mithilfe
der sogenannten Dopplerverschiebung - in einem extrem genauen Spektrum des
Sterns nachweisen.
Das Problem allerdings ist, dass auch magnetische Ereignisse im Inneren des
Sterns, die beispielsweise zu Sonnenflecken führen, die Spektren beeinflussen
und den Astronomen so die Existenz eines umlaufenden Planeten vortäuschen
können. "Bei der Suche nach Planeten mit geringer Masse ist es genauso wichtig,
nach Signaturen von magnetischen Ereignissen zu schauen, wie eine möglichst hohe
Präzision bei der Messung der Dopplerverschiebung zu erreichen", erklärt Suvrath
Mahadevan von der Penn State University.
Für ihre Studie haben die Astronomen verschiedene Beobachtungen von Gliese
581 gründlich ausgewertet und besonders die Signale der Planeten betrachtet, die
am meisten von magnetischen Aktivitäten beeinflusst sein könnten. Bei der
sorgfältigen Analyse traten die Signale der drei inneren Planeten immer
deutlicher hervor, während "die Signale, die mit den zwei auch bislang schon
nicht unumstrittenen Planeten in Verbindung standen, immer weiter zurückgingen
und schließlich nicht mehr vom Rauschen zu unterscheiden waren", so Mahadevan.
"Das Verschwinden dieser beiden Signale nach der Korrektur für die stellare
Aktivität bedeutet, dass sie in den Originaldaten durch die Aktivität und
Rotation des Sterns selbst aufgetaucht sind und nicht durch die Anwesenheit der
zwei vermuteten Planeten", fährt der Astronom fort. Nachdem sich der sechste
Planet um Gliese 581 schon seit längerem als Fehlinterpretation herausgestellt
hat, glaubt das Team nun, dass Gliese 581 sicher nur über drei Planeten verfügt.
Die drei durch die Studie bestätigten Planeten umrunden Gliese 581 in 3,1,
5,4 und 12,9 Tagen und haben eine Masse von mindestens der 1,7-, 15,8- und
5,5-fachen Masse der Erde. Keiner der drei Planeten befindet sich sicher in der
habitablen Zone von Gliese 581. Die jetzt bestätigten Planeten sind unter den
Namen Gliese 581e, Gliese 581c und Gliese 581b bekannt.
Obwohl es die Astronomen natürlich bedauern, dass durch ihre Arbeit gleich
zwei potentiell lebensfreundliche Welten wieder von der Liste der Planeten
gestrichen werden müssen, glauben sie, dass ihre Studie langfristig zur
Entdeckung von deutlich mehr erdähnlichen Planeten führen wird. Sie hätten
nämlich nun sehr viel mehr Sicherheit darin gewonnen, die Störungen durch die
stellare Aktivität eines Sterns aus den Signalen zu eliminieren.
Über ihre Untersuchung berichten die Astronomen in einer zukünftigen Ausgabe
der Fachzeitschrift Science. Online ist der Artikel bereits erschienen.
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