Bislang erdähnlichster Planet entdeckt
von Stefan
Deiters
astronews.com
25. April 2007
Europäische Astronomen haben in etwas mehr als 20
Lichtjahren Entfernung den bislang erdähnlichsten Planeten aufgespürt: Die
Planetenjäger stellten fest, dass um den Zwergstern Gliese 581 nicht nur ein
Neptun-ähnlicher Planet kreist, sondern auch eine Welt mit der rund fünffachen
Masse der Erde, auf der es theoretisch flüssiges Wasser geben könnte. Auch ein
dritter Planet wird in dem System vermutet.
So stellt sich ein Künstler den Planeten Gliese 581 c vor. Bild:
ESO [Großansicht]
Künstlerische Ansicht des Planetensystems um
Gliese 581 mit den beiden entdeckten Planeten c (im
Vordergrund), b (neptunähnlich blau) und dem vermuteten Planeten
Gliese 581 d (der am weitesten von Gliese 581 entfernte Stern).
Bild: ESO [Großansicht]
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Die Entdeckung gelang den Astronomen mit Hilfe des 3,6 Meter-Teleskops der
ESO im chilenischen La Silla. Der neu entdeckte extrasolare Planet ist der
erdähnlichste Exoplanet, der bislang von Astronomen weltweit gefunden wurde. Er
umrundet seinen Zentralstern Gliese 581 in nur 13 Tagen und ist diesem 14-mal
näher als die Erde der Sonne. Allerdings ist Gliese 581 ein Zwergstern und
deutlich kleiner und kälter als unsere Sonne. Das führt dazu, dass der neu
entdeckte Exoplanet trotzdem in einem Bereich liegt, in dem die Existenz von
flüssigem Wasser auf dem Planeten möglich wäre. Er liegt also in der so
genannten habitablen Zone.
"Wir haben errechnet, dass die mittlere Temperatur auf dieser Super-Erde
zwischen 0 und 40 Grad Celsius liegen dürfte und Wasser hier somit flüssig
wäre", erläutert Stéphane Udry vom Genfer Observatorium, der auch Hauptautor
einer wissenschaftlichen Veröffentlichung über den Fund ist. "Darüber hinaus
sollte der Radius dieser Welt nur etwa 1,5-mal so groß sein, wie der Radius der
Erde. Unsere Modelle sagen daher voraus, dass der Planet entweder wie unsere
Erde aussieht oder aber vollständig von Ozeanen bedeckt ist."
"Flüssiges Wasser ist entscheidend für Leben wie wir es kennen",
unterstreicht Xavier Delfosse von der Universität im französischen Grenoble die
Bedeutung des Fundes. "Wegen seiner Temperatur und seiner relativen Nähe zu uns,
dürfte dieser Planet ein bevorzugtes Ziel künftiger Weltraummissionen sein, die
nach außerirdischem Leben suchen. Auf einer Karte mit den Schätzen des
Universums ist man schon versucht, diesen Planeten mit einem X zu
markieren."
Der neu entdeckte Planet trägt den Namen Gliese 581 c. Sein Zentralstern,
Gliese 581, gehört zu den 100 uns am nächsten gelegenen Sternen und liegt nur
20,5 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Waage. Der Stern hat nur etwa
ein Drittel der Masse der Sonne und gilt deswegen als roter Zwerg. Seine
Leuchtkraft ist um etwa das 50-fache geringer als die Leuchtkraft der Sonne.
Rote Zwerge sind die am häufigsten vorkommenden Sterne in unserer Milchstraße.
Von den 100 nächsten Sterne um unsere Sonne sind allein 80 rote Zwerge.
"Rote Zwerge sind ideale Ziele für die Suche nach Planeten mit nur geringer
Masse auf denen es auch flüssiges Wasser geben könnte", erklärt Xavier Bonfils
von der Universität in Lissabon, der auch an den Forschungen beteiligt war. "Da
diese Sterne so eine geringe Leuchtkraft haben, liegt die habitable Zone sehr
nahe an der jeweiligen Sonne."
Und das ist der entscheidende Punkt: Die meisten Planeten, wie auch der jetzt
entdeckte, werden nämlich mit der so genannten Radialgeschwindigkeits-Methode
aufgespürt. Das Prinzip ist einfach: Jeder Planet, der um seine Sonne kreist,
"zieht" während seines Umlaufs an seinem Zentralstern. Dieser "wackelt" dadurch
ein wenig und zwar mit einer dem Umlauf des Planeten entsprechenden Periode. Die
Planetenjäger versuchen nun ein solches Wackeln bei Sternen zu entdecken und -
nach Ausschluss anderer Erklärungsmöglichkeiten - aus dem Wackeln auf den
unsichtbaren umlaufenden Planeten zu schließen.
Die Methode hat allerdings einen Nachteil: Planeten mit großer Masse, die
dicht um ihren Stern umlaufen, verursachen große Störungen und lassen sich
deswegen relativ gut entdecken. So sind viele der bislang entdeckten
extrasolaren Planeten auch so genannte "heiße Jupiter", massereiche Planeten mit
sehr engen Umlaufbahnen. Je geringer die Masse und je größer der Orbit des
Planeten ist, desto schwieriger wird es, das Wackeln des Zentralsterns von der
Erde aus zu registrieren.
Und genau deswegen sind Zwergsterne für die Entdeckung erdähnlicher Welten
innerhalb einer habitablen Zone so wichtig: Kreist ein Planet mit geringerer
Masse in großer Nähe um seinen Zentralstern, gibt es zum einen eine Chance ihn
mit der Radialgeschwindigkeits-Methode zu entdecken. Zum anderen kann es auf ihm
trotzdem noch flüssiges Wasser geben, da es sich bei dem Zentralstern eben um
einen sehr kühlen und leuchtschwachen Stern handelt. Würde Gliese 581 c in
gleichem Abstand um unsere Sonne kreisen, wäre er nicht viel mehr als ein
glühend heißer Brocken.
Die Genfer Planetenjäger hatten bereits vor zwei Jahren einen Planeten um
Gliese 581 entdeckt. Dieser hatte die 15-fache Masse der Erde und ähnelte damit
dem Neptun. Er umkreist Gliese 581 alle 5,4 Tage. Damals hatten die Astronomen
schon vermutet, dass sich noch ein anderer Planet in dem System befinden muss
und daher weitere Beobachtungen gemacht. Diese führten nun zur Entdeckung der
"Super-Erde". Außerdem glauben die Forscher, dass um Gliese 581 noch ein
weiterer Planet kreist, der etwa die achtfache Masse der Erde hat und den Stern
in 84 Tagen umrundet. Mit drei entdeckten Planeten mit einer Masse von 15
Erdmassen und weniger wäre Gliese 581 wirklich ein außergewöhnliches System.
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Ferne Welten - die astronews.com-Berichterstattung über die Suche nach
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