Schlechte Nachrichten für Gliese 581c
Redaktion /
idw / Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung astronews.com
11. Juni 2007
Der Planet Gliese 581c, der in rund 20 Lichtjahren
Entfernung um einen Roten Zwerg kreist, wurde bei seiner Entdeckung vor knapp
zwei Monaten als der bislang erdähnlichste Exoplanet gefeiert.
Wahrscheinlich hat man sich aber zu früh gefreut: Ein Team des Potsdam-Instituts
für Klimafolgenforschung zeigte jetzt, dass auf der fernen Welt alles andere als
lebensfreundliche Bedingungen herrschen dürften. Besser könnte es da bei Gliese
581d aussehen.
So stellte man sich bei der ESO im April das Planetensystems um Gliese 581 mit den Planeten c (im
Vordergrund), b (neptunähnlich blau) und Gliese 581 d vor. Bild: ESO
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Ein Team von Wissenschaftlern hat unter Federführung des
Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) die Bewohnbarkeit des 20
Lichtjahre entfernten Planetensystems Gliese 581 im Sternbild Waage untersucht.
Mit Hilfe eines Modells für die zeitliche Entwicklung von erdähnlichen Planeten,
das mit einem Klimamodell gekoppelt wurde, konnten sie für den Planeten Gl 581d
lebensfreundliche Bedingungen nachweisen, wohingegen sein kleiner Bruder, Gl
581c, als unbewohnbar eingestuft werden muss. Dies widerspricht der Mitteilung
eines anderen Forscherteams im April dieses Jahres, das Gl 581c als ersten
bewohnbaren Planeten außerhalb unseres Sonnensystems bezeichnet hatte.
Die neuen Untersuchungen der Potsdamer Forscher Werner von Bloh, Christine
Bounama und Siegfried Franck sowie Manfred Cuntz von der Universität Texas in
Arlington berücksichtigen die thermische Entwicklung der Planeten, das heißt die
Abkühlung des Planetenkörpers seit seiner Entstehung und die damit
zusammenhängenden geodynamischen Parameter. Aufgrund seiner großen Masse halten
die Potsdamer eine dichte Atmosphäre für wahrscheinlich.
Die vorangegangenen Berechnungen hatten die Bewohnbarkeit des Planeten Gl
581c allein aus den Temperaturen abgeleitet, die über die Strahlungsbilanz einer
Planetenoberfläche ohne Atmosphäre berechnet wurden. Das Planetensystem Gliese
581 weist vermutlich drei Planeten auf, die um einen Roten Zwerg kreisen. Dieser
Zentralstern leuchtet etwa hundertmal schwächer als unsere Sonne. Die beiden ins
Visier genommenen Planeten sind sogenannte Super-Erden, also Planeten, die bis
zu zehnmal mehr Masse als die Erde besitzen.
Der in der Presse bereits als "zweite Erde" gefeierte Planet Gl 581c ist
unter den bisher entdeckten extrasolaren Planeten den Dimensionen nach der Erde
zwar am ähnlichsten, weil er "nur" fünfmal so viel Masse wie sie besitzt. Er
befindet sich nach den neuen Berechnungen jedoch so dicht an seinem
Zentralstern, dass seine Oberfläche für die Entwicklung von Leben zu heiß ist.
Die Umweltbedingungen auf dem Planeten Gl 581d hingegen, der im Vergleich zur
Erde achtmal so massereich und weiter vom Zentralstern entfernt ist, könnten im
Gegensatz zu den bisherigen Annahmen die Entwicklung primitiver Lebensformen
zulassen.
Da dieser Planet jedoch seinem Stern - wie der Mond der Erde - immer die
gleiche Seite zuwendet, ist die Entstehung höheren Lebens sehr unwahrscheinlich.
Auf seiner Tagseite ist es vermutlich relativ warm, während auf der Nachtseite
eisige Kälte herrscht. Auch für den Menschen könnte Gliese 581d keine zweite
Heimat sein, denn selbst auf seiner beleuchteten Seite herrscht nur rotes
Dämmerlicht und toben heftige Stürme. Die Suche nach einer "zweiten Erde", die
höheres Leben beherbergen kann, ist somit noch lange nicht vorbei.
Doch spannend dürfte die nähere Untersuchung von Gl 581d allemal sein, denn
er liegt immerhin in der Zone, in der die Entstehung von Leben denkbar ist.
Vielleicht weiß man Mitte des nächsten Jahrzehnts schon mehr: Er
und seine Nachbarn befinden sich in Beobachtungsreichweite der von den Europäern
für 2015 geplanten Satellitenmission Darwin, die extrasolare Planeten
beobachten und nach Anzeichen für Leben suchen soll.
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