Wie Planeten mit zwei Sonnen entstehen
von Stefan Deiters astronews.com
4. Februar 2014
Kepler-34(AB)b dürfte mit zu den ungewöhnlichsten
extrasolaren Planeten überhaupt gehören. Lange Zeit hatten Astronomen sogar
vermutet, dass es Planeten wie diesen gar nicht geben kann: Kepler-34(AB)b
umkreist nämlich zwei Sonnen. Mithilfe von Computersimulationen haben Forscher
nun untersucht, wie die Entstehung eines solchen Planeten möglich ist.

So könnte der
Planet Kepler-34(AB)b aussehen.
Bild: David A. Aguilar (CfA) |
Planeten, die um einen Doppelstern kreisen und damit zwei Sonnen haben, hielt
man lange Zeit für ein Produkt einfallsreicher Autoren von
Science-Fiction-Geschichten. Doch dann entdeckten Astronomen tatsächlich
exotische Welten, die nicht nur einen, sondern zwei Zentralsterne umrunden.
Mit dem Fund war allerdings noch nicht erklärt, wie diese Welten in einer
Umgebung entstehen können, die die Bildung von Planeten eigentlich unmöglich
machen sollte, etwa wegen der gravitativen Störungen, die die beiden Sonnen auf
ihre Umgebung ausüben. Wie sollen sich hier aus kleinsten Partikeln langsam
immer größere Objekte und schließlich Planeten bilden? Oder ist das vielleicht
doch möglich?
Dieser Frage haben sich nun Astronomen um Dr. Zoe Leinhardt von der
University of Bristol angenommen. Mithilfe von Computermodellen haben sie
die Entstehung von Planeten um ein Doppelsternsystem simuliert. Sie stellten die
Geschehnisse um das Sternenduo Kepler-34 mithilfe von einer Million
Planetenbausteinen nach und verfolgten deren gravitative Wechselwirkungen und
Kollisionen.
"Unsere Simulationen zeigen, dass die Scheibe rund um den Doppelstern eine
sehr feindliche Umgebung ist, sogar für große und gravitativ sehr starke
Objekte", erklärt Leinhardt. "Wenn man Daten über Kollisionen und auch über die
physikalische Wachstumsrate von Planeten berücksichtigt, zeigt sich klar, dass
Kepler-34(AB)b es sehr schwer gehabt hätte, dort zu wachsen, wo wir ihn heute
sehen."
Die Wissenschaftler vermuten daher, dass sich Kepler-34(AB) und vermutlich
auch alle anderen bislang bekannten Planeten, die um zwei Sonnen kreisen, in
deutlich größerer Entfernung von ihren Zentralsternen entstanden und
anschließend ins Innere des System gewandert sind. "Planeten um zwei Sonnen
haben die Fantasie vieler Science-Fiction-Autoren und Filmemacher angeregt", so
Stefan Lines, der Erstautor eines Fachartikels über die Simulationen, der in der
Zeitschrift The Astrophysical Journal erschienen ist. "Unsere Arbeit
zeigt nun, wie besonders diese Planeten tatsächlich sind."
Die Entdeckung von Kepler-34(AB)b wurde im Januar 2012 bekannt gegeben. Der
mit dem Weltraumteleskop Kepler aufgespürte Planet liegt rund 4.900
Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schwan. Es handelt sich um einen
Gasriesen in Größe unseres Saturn, der seine beiden sonnenähnlichen
Zentralsterne alle 28 Tage umrundet.
Wegen der Bewegung der beiden Zentralsterne umeinander dürfte das Klima auf
dem Planeten extrem schwanken. Das wirft die Frage auf, ob sich auf solchen
Planeten, selbst wenn sie erdähnlich und weiter von ihren Sonnen entfernt wären,
ein Klima einstellen könnte, das die Entstehung von Leben ermöglichen würde.
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