EXTRASOLARE PLANETEN Gasplanet
um Doppelstern?
von Stefan
Deiters
astronews.com
4. November 1999
Was bisher für unmöglich gehalten wurde, könnte ein Team von
Astronomen aus Israel, Australien und den USA jetzt entdeckt haben: einen
Planeten, der um ein Doppelsternsystem kreist. Zumindest sei dies die
Deutung der Lichtkurve eines sogenannten Microlensing-Ereignisses,
heißt es in einem Artikel, der in der heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature
erschienen ist.
Künstlerische Darstellung eines jupiterähnlichen Planeten um
ein Doppelsternsystem. Bild: MPS/Orit Bergmann,
Guy Friedman (Zappa Digital Arts) |
Die Microlensing Planet Search Collaboration (MPS) hat ein
ehrgeiziges Ziel: Sie will anhand von Störungen in Lichtkurven, die auf Microslensing-Ereignisse
zurückgehen, auf die Existenz von Planeten schließen. Beobachtet man
einen weit entfernten Stern kann es passieren, dass ein anderer Stern die
Sichtlinie von der Erde zu dem entfernten Stern durchläuft. Durch die
Gravitation des durchlaufenden Sterns wird das Bild des weit entfernten
Sterns in mehrere Einzelbilder zerteilt, die allerdings bei Ereignissen in
unserer Galaxis nicht getrennt werden können (der sogenannte
Gravitationslinsen-Effekt). So beobachtet man auf der Erde lediglich, dass
der eigentlich beobachtete Stern plötzlich heller wird.
Die Änderung der Helligkeit des beobachteten Stern - gemeinhin in
einer Lichtkurve des Sterns festgehalten - läuft theoretisch sehr gleichmäßig
ab. Wenn allerdings um den Stern, der die Sichtlinie durchläuft, auch
noch ein Planet kreist, kommt es zu Störungen der gleichmäßigen
Lichtkurve. Und nach genau diesen Abweichungen sucht das MPS-Team.
Im Falle des Microlensing-Ereignisses MACHO-97-BLG-41 hatten die
Astronomen zunächst große Probleme: Die gemessene Lichtkurve ließ sich
weder mit einem störenden Einzelstern, noch mit einem Doppelsternsystem
erklären. So versuchte das Team ein
Dreifach-System als Lösung. Ihre Modelle deuteten dann auf eine kleine Sensation hin: Als beste
Lösung präsentierten sie nämlich zwei Objekte mit 0.6 und 0.18
Sonnenmassen - also zwei kleine Sterne
(sogenannte K- und M-Zwerge) - und ein drittes Objekt mit etwa
dreifacher Jupitermasse - also ein Planet. Die beiden Sterne sind 1.8
AU voneinander
entfernt (also 270 Millionen Kilometer), der Planet umrundet die Sterne in
einer Entfernung von 7 AU (oder rund einer Milliarde Kilometer).
Wegen der außergewöhnlichen Gravitationskräfte in einem
Doppelsternsystem hielt man es bisher für unmöglich, dass hier Planeten
entstehen können. Der jetzt entdeckte Planet, ist der erste jupiterähnliche Planet, der durch den Gravitationslinsen-Effekt entdeckt
wurde und zugleich der erste Planet, der ein Doppelsternsystem umkreist.
Die Wissenschaftler spekulieren, dass durch die Nähe der beiden Sterne
und die große Entfernung des Planeten, die Entstehung von Planeten in
diesem System möglich wurde.
Allerdings haben andere Wissenschaftler auch andere Erklärungen für
die beobachtete Lichtkurve: So könnte der ursprünglich beobachtete Stern
selbst zu einem Doppelsternsystem gehören und daher für die Änderung in
der Lichtkurve verantwortlich sein. Dieser Verdacht und andere Theorien sollen nun mit weiteren
Beobachtungen geprüft werden. Sollten sich die Beweise jedoch weiter verdichten,
hätte dies weitreichende Konsequenzen: "Etwa die Hälfte bis zu zwei
Drittel aller Sterne in der Nachbarschaft unserer Sonne sind
Doppelsterne", so Morris Aizenman von der amerikanischen National
Science Foundation, die das Projekt unterstützte. "Wenn Planeten
auch ein Paar von Sternen umkreisen können, würde das bedeuten, dass es
viel mehr Planetensysteme geben könnte, als wir bisher angenommen
haben."
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