Planet der drei Sonnen
von Stefan
Deiters
astronews.com
18. Juli 2005
Amerikanische Astronomen haben einen Planeten in einem 149 Lichtjahre entfernten
Dreifach-System aufgespürt. Zum ersten Mal gelang es, eine ferne Welt auch in
einem recht engen Mehrfach-System nachzuweisen. Die Existenz des Gasriesen in
unmittelbarer Nähe der einen Sonne bringt allerdings eine wichtige Theorie der
Forscher ins Wanken.
So stellt sich ein Künstler den Blick von einem hypothetischen
Mond um den neu entdeckten Planeten auf die drei Sonnen des
Systems vor. Bild: NASA / JPL-Caltech |
"Am Himmel dieses Planeten würden sich zuweilen spektakuläre Dinge abspielen,
etwa ein Dreifach-Sonnenuntergang", erläutert Dr. Maciej Konacki vom
California Institute of Technology in Pasadena, der den Planeten mit Hilfe
des Keck I-Teleskops auf Hawaii gefunden hat. "Bislang wusste man nicht, ob
Planeten wirklich in einem solch komplexen System entstehen können." Und
auch sein Kollege Dr. Shri Kulkarni unterstreicht die Bedeutung des Fundes: "Das
ist eine gute Nachricht für alle Planeten. Sie können offenbar in recht
unwirtlichen Systemen existieren, die bislang weitgehend unerforscht sind."
Nach Ansicht von Astronomen sind Mehrfach-Sternensysteme recht häufig: Sie
gehen davon aus, dass rund jeder zweite Stern im Universum zu einem
Mehrfachsystem gehört. Und auch bei unserem nächsten Nachbarn, dem Stern Alpha
Centauri, handelt es sich um ein Dreifach-System. "Mehrfach-Systeme waren aber
bislang bei Planetenjägern nicht sonderlich beliebt", erläutert Konacki, "sie
sind nämlich recht schwer zu beobachten und man nahm außerdem an, dass sich in
solchen Systemen kaum Planeten bilden können."
Der jetzt entdeckte Planet gehört zu einer häufigen Klasse von Exoplaneten,
den so genannten "Heißen Jupitern". Es handelt sich dabei um Gasriesen, die
ihren Zentralstern in äußerster Nähe und damit sehr schnell umrunden. Der neu
entdeckte Planet benötigt für eine Umrundung seiner Sonne nur 3,3 Tage. Die
beiden anderen Komponenten des Dreifach-Systems umrunden den Zentralstern alle
25,7 Jahre und drehen sich alle 156 Tage einmal umeinander. Und dies alles
spielt sich auf kleinstem Raum ab: Die beiden umeinander kreisenden Sonnen
würden sich in unserem Sonnensystem etwa dort befinden, wo der Ringplanet Saturn
um die Sonne kreist.
Der Fund bringt eine Theorie über die Entstehung der "heißen Jupiter"
durcheinander: Astronomen hatten nämlich bislang angenommen, dass diese
Gasriesen in weiter Entfernung von ihrer Sonne entstehen und dann langsam immer
näher an das Zentralgestirn wandern. Aber "in diesem engen System, wäre weiter
draußen einfach kein Platz mehr, für die Entstehung eines Gasriesen", so Konacki.
Astronomen haben bis heute Planeten in rund 20 Doppelsternsystemen und einen
weiteren in einem Dreifach-System entdeckt. Allerdings waren die Entfernungen
zwischen den Partnern in all diesen Systemen erheblich größer als in dem jetzt
aufgespürten.
Forscher entdecken Planeten um ferne Sonnen, in dem sie nach einem Wackeln
eines Sterns suchen, das von einem umlaufenden Planeten erzeugt wird, dessen
Anziehungskraft bei einem Umlauf um die Sonne quasi an dieser zieht. Das
Verfahren ist besonders geeignet, um recht massereiche Planeten zu finden, die
ihrer Sonnen relativ nah sind. Dann ist nämlich das Wackeln am größten. In engen
Doppel- und Dreifachsystemen ist die Sache schwieriger, weil hier die einzelnen
Komponenten nicht aufgelöst werden können, das Licht der Sterne sich also
vermischt.
Konacki hat nun durch detaillierte Modelle der Mehrfach-Systeme dieses
Problem zu umgehen versucht. Er bestimmte so, welches Licht von welchem Stern
kommt. Dadurch gelang es erstmals, den Planeten um HD 188753 nachzuweisen. Der
Stern ist rund 149 Lichtjahre von der Erde entfernt und war der einzige von 20
bislang untersuchten Systemen, in denen Konacki tatsächlich einen Planeten
entdecken konnte. Die Masse der drei Sonnen von HD 188753 entspricht in etwa der
unserer Sonne, einige sind etwas masseärmer. Der Planet ist etwas massereicher
als Jupiter.
So interessant der Fund für die Planetenjäger auch sein mag, er stellt die
Forscher auch vor ein großes Problem: Sie müssen nämlich nun erklären, wie ein
so massereicher Planet so dicht an seiner Sonne entstehen konnte. Die bislang
akzeptierte Theorie kann da nicht mehr helfen.
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