Technologie aus Potsdam für das LBT
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
19. November 2013
Am Large Binocular Telescope in Arizona werden derzeit zwei
Komponenten montiert, die von Wissenschaftlern in Potsdam entwickelt worden sind.
Sie sollen einmal Licht zu einem leistungsfähigen Spektrographen weiterleiten,
der derzeit noch in Potsdam gebaut wird. Doch die neuen Komponenten, die fast so groß
wie ein Kleinwagen sind, können noch mehr.
Installation der
PFUs am Large Binocular Telescope (LBT) in
Arizona. Die PFU (mittig) wird unter Beobachtung
der AIP-Wissenschaftler angehoben. Links sieht
man einen der großen LBT-Spiegel.
Foto: AIP [Großansicht] |
Zwei Hochleistungsinstrumente aus Potsdam-Babelsberg sind zur Installation am
Large Binocular Telescope (LBT) im US-Bundesstaat Arizona, dem größten
Spiegelteleskop der Welt, angekommen. Die sogenannten Permanent Fibre Units,
kurz PFUs, dienen sowohl zur Teleskopsteuerung als auch zur Weiterleitung des
über die Teleskop-Spiegel eingesammelten Sternenlichts an das Potsdam
Echelle Polarimetric and Spectroscopic Instrument, einen in Potsdam
entwickelten Spektrographen.
Die PFUs wurden komplett durch Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker des
Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) in Babelsberg entwickelt und
konstruiert. Nach der erfolgreichen Verschiffung und Anlieferung an ihren
Bestimmungsort in 3.200 Metern Höhe in Arizona, werden die beiden
Steuerelemente, jedes so groß wie ein Kleinwagen, nun auf der
Beobachtungsplattform des Teleskops installiert. Für Ende November ist das
"First Light" geplant, die hochempfindlichen Optiken werden dann das erste Mal
dem Sternenlicht ausgesetzt.
Erst durch die PFUs kann in naher Zukunft der Spektrograph PEPSI, der noch in
den Werkstätten des AIP gefertigt wird, in Betrieb gehen und Forschern aus aller
Welt zur Verfügung stehen. "Die Kunst der beiden PFUs besteht darin, das
Sternenlicht von den beiden 8,4 Meter durchmessenden LBT-Hauptspiegeln in zwei
mikroskopisch dünne Glasfaserkabel mit einem Durchmesser von nur 0,1 Millimetern
einzuleiten", erklärt Prof. Klaus G. Strassmeier, Leiter der Projekte PEPSI und
PFU und einer der Direktoren des AIP. "Alle Lichtspektren vom
ultravioletten bis ins infrarote, in allen Lagen des Teleskops und bei möglichst
allen Witterungen, die ganze Nacht lang, während sich die Erde dreht, werden durch
die PFUs fließen und das ohne Verlust eines Photons - oder zumindest nur
weniger."
Die PFUs werden es PEPSI nicht nur ermöglichen, Spektren mit einer sehr
hohen Auflösung zu gewinnen. Dank des ausgefeilten elektronischen und optischen
Aufbaus in ihrem Inneren ist es mit den PFUs auch möglich, Abbildungsfehler der
durch Schwerkraft und thermische Ausdehnung bedingten Deformation der beiden
großen Hauptspiegel zu kompensieren.
Zudem verbessern die Potsdamer Instrumente die Nachführung des Teleskops.
Aufgrund der Erdrotation ist es notwendig Teleskope nachzuführen, also die
Erdrotation auszugleichen, um so das beobachtete Objekt stets im Fokus zu
halten. "Um die Nachführung sicherzustellen, leiten die PFUs über eine Auswahl
spezieller Lichtteiler einen Anteil des aufgenommen Sternenlichts an je zwei
CCD-Sensoren weiter", erläutert PEPSI Projektwissenschaftler Dr. Ilya Ilyin.
Dieser Lichtsensor registriert dann minimalste Helligkeitsänderungen und
Verschiebungen, so dass das stellare Beobachtungsobjekt immer im Teleskopfokus
bleibt.
Das Large Binocular Telescope (LBT) ist Teil des Mt. Graham
International Observatory in Arizona. Es besteht aus zwei kreisrunden
Spiegeln, die jeweils einen Durchmesser von 8,4 Metern haben. Die gesamte
Auffangfläche entspricht damit der eines Einzelspiegels von 11,8 Metern
Durchmesser. Damit ist das LBT in Bezug auf die Lichtsammlung das
leistungsfähigste Teleskop in der Welt auf einer einzelnen Montierung.
Verschiedene Instrumente zur Bündelung des Lichts der beiden Spiegel im
sogenannten Interferometrie-Modus befinden sich in der Entwicklung. Sie sollen
eine Bildauflösung ermöglichen, die etwa zehnmal über der des Weltraumteleskops
liegt.
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