Riesiger Kamerachip für Astronomen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Astrophysikalischen Instituts Potsdam astronews.com
28. Januar 2010
Astronomen haben einen extrem großen CCD-Chip entwickelt, der für
Untersuchungen von besonders lichtschwachen Objekten verwendet werden soll.
Auf einer Fläche von 95 mal 95 Millimetern sind 112 Megapixel untergebracht.
Der Chip soll einmal dem Spektrographen PEPSI als Detektor dienen, der 2011
am Large Binocular Telescope installiert werden
wird.
112 Megapixel STA1600A CCD im AIP Kühlgefäß.
Die Einheit hat 16 Ausgabeverstärker auf zwei
Videoboards.
Foto: Mike Lesser, ITL / AIP |
Wissenschaftler und Ingenieure des Astrophysikalischen Instituts
Potsdam (AIP) der Universität von Arizona und der Firma STA in
Kalifornien haben einen extrem großen CCD (charged coupled device)
Detektor für besonders lichtschwache Astronomie entwickelt, gebaut und
erfolgreich im Kühlgefäß installiert. Der Detektor arbeitet in den
ersten wissenschaftlichen Labortests absolut fehlerfrei. Der Detektor
ist der größte seiner Art der je gebaut wurde. Er besteht aus 10.560 x
10.560 Pixeln, die je 9 x 9 Mikrometer (9 Tausendstel eines Millimeters)
groß sind. Zusammengenommen ergibt das in etwa eine Größe von 112
Millionen Pixeln bzw. 112 MPix auf einer Fläche von 95 Millimetern mal
95 Millimetern.
Der Detektor muss in einem nahezu perfekten Vakuum arbeiten, bei einer
Temperatur von -130 Grad Celsius, um die Bewegung der natürlichen Moleküle und
Atome des Materials so gering wie möglich zu halten. Zwei solcher Detektoren
werden zukünftig gleichzeitig am Potsdam Echelle Polarimetric and
Spectroscopic Instrument, kurz PEPSI, arbeiten und einen extrem schwachen
Lichtstrom aufspüren können, der aus nur wenigen Photonen pro Sekunde und
Wellenlängeneinheit besteht, also etwa eine Milliarde lichtschwächer ist als
alles was, man mit dem bloßen Auge noch erkennen kann.
PEPSI wird 2011 am Large Binocular Telescope (LBT) in Arizona, dem
mit zwei 8,4 Meter großen Spiegeln derzeit größten optischen und bodengebundenen
Teleskop weltweit, installiert und dann der leistungsfähigste Spektrograph sein,
der für Astronomen verfügbar ist. Das Kernstück der Einheit wurde von Richard
Bredthauer und seinem Team der Semiconductor Technology Associates (STA) in
Kalifornien, USA, entworfen und wurde für seine lichtschwache Sensitivität vom
Imaging Technology Laboratory (ITL) der University of Arizona
von Michael Lessers Gruppe bearbeitet.
Dazu wurde der lichtempfindliche Bereich der Einheit stark verdünnt. Dieser
Prozess dauerte zwei Jahre, denn es musste eine Atomschicht nach der anderen von
der Oberfläche der dünnen Scheibe abgenommen werden, bis nur noch wenige hundert
Silikonatomeinheiten übrig blieben. So erhält der Detektor eine sehr hohe, so
genannte Quanteneffizienz von 96 Prozent im sichtbaren Licht. Das bedeutet, dass
der Detektor nur vier Prozent der ankommenden Photonen nicht erfassen kann.
Früher verpasste selbst eine exzellente astronomische Fotoplatte bis zu 98
Prozent der ankommenden Photonen.
In den Laboren des AIP in Potsdam wurden das Kühlgefäß und der Kopf der CCD
Kamera mit hoher Präzision gebaut. "Die Anforderungen an die Dichte des Vakuums
und an die Festigkeit des Materials waren bei dieser Einheit gerade wegen der
Größe und der Wärmeempfindlichkeit auf der Oberfläche der CCDs besonders hoch",
erklärt Professor Klaus G. Strassmeier, einer der Verantwortlichen des PEPSI
Projektes und zudem einer der Direktoren des AIP.
"Man muss sich vorstellen, dass die Abweichung einer solch überdimensionalen
CCD Oberfläche trotzdem nur ein Hundertstel eines Millimeters von einer Kante
zur anderen sein darf. Das ist als ob man 112 Millionen Zahnstocher in den Boden
steckt, um die Oberfläche eines Fußballfeldes zu bedecken und man darf nur
1Millimeter von einer Ecke zur anderen abweichen, und man hat nur einen Versuch
pro Zahnstocher", beschreibt Prof. Strassmeier. Wenn der Detektor in naher
Zukunft Sternenlicht am LBT sieht, sollen PEPSI und seine beiden 10k CCDs
kosmische Magnetfelder vermessen und erdähnliche Exoplaneten ausfindig machen.
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