Mit einem
Zweiten sieht man besser
Redaktion
astronews.com
22. Oktober 2004
In der
vergangenen Woche wurde auf dem Mount Graham in Arizona nach acht Jahren Bauzeit
das weltweit größte optische Teleskop eingeweiht: Beim Large Binocular
Telescope (LBT) sind gleich zwei 8,4 Meter Spiegel gemeinsam montiert. So
erreicht das LBT eine Bildschärfe, die zehnmal über der des Hubble-Weltraumteleskops
liegt.
Das Large Binocular Telescope im Größenvergleich Bild:
idw / Leibniz-Gemeinschaft |
Am 16. Oktober wurde auf dem Mount Graham in Arizona das weltweit größte
optische Teleskop eingeweiht. Zwei gemeinsam montierte Spiegel von je 8,4 Meter
Durchmesser und eine ausgefeilte in Deutschland entwickelte Steuerung
ermöglichen Astrophysikern, Astronomen und Kosmologen einen hochauflösenden
Blick ins Weltall. Das neuartige Gerät arbeitet mit seinen beiden separaten
Spiegeln ähnlich wie ein Feldstecher und übertrifft in seiner erwarteten
Leistungsfähigkeit alle im Betrieb befindlichen Teleskope.
Acht Jahre Bauzeit und 100 Millionen Euro hat eine internationale
Gemeinschaft aus Deutschland, den USA und Italien aufgewandt. Von deutscher
Seite sind die Leibniz-Gemeinschaft mit ihrem Astrophysikalischen Institut
Potsdam und die Max-Planck-Gesellschaft mit drei Instituten (die
Max-Planck-Institute für Astronomie, extraterrestrische Physik und
Radioastronomie) sowie die Landessternwarte Heidelberg federführend vertreten.
Der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft würdigte das wissenschaftliche
Großprojekt als vorbildliches Beispiel internationaler und
organisationsübergreifender Zusammenarbeit. Hans-Olaf Henkel freute sich, "dass
deutsche Wissenschaftler international begehrte Partner sind und die
Zusammenarbeit zwischen den deutschen Wissenschaftsorganisationen reibungslos
funktioniert."
Spezialität der deutschen Wissenschaftler sind die hoch komplizierten
Messinstrumente des Teleskops und Steuerungseinheiten, welche die Erdrotation
ausgleichen und die Sekundärspiegel bis zu zweitausend Mal pro Sekunde
verformen, damit Störungen aus dem Luftflimmern in der Atmosphäre ausgeglichen
werden. So könnten die Forscher mit dem LBT aus 2,5 Millionen Kilometern
Entfernung noch das Licht einer Kerze sehen. Die Bildschärfe ist bis zu zehnmal
besser als beim Weltraumteleskop Hubble.
Diese Genauigkeit ist notwendig,
um weit in die Vergangenheit des Kosmos zu blicken und womöglich die ersten
Sterne nach dem Urknall zu finden. Zudem hoffen die Forscher, erstmalig Planeten
in anderen Sonnensystemen direkt nachweisen und charakterisieren zu können.
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