LUCIFER macht erste Bilder
Redaktion
/ Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft astronews.com
22. April 2010
Nach zehn Jahren Entwicklungszeit konnte jetzt mit LUCIFER 1 ein innovatives
Instrument am Large Binocular Telescope auf dem Mount Graham in
Arizona in Betrieb genommen werden. Das Gerät ermöglicht detaillierte
Beobachtungen im Infraroten und wurde von einem Konsortium deutscher
Institute gebaut. Ein zweites identisches Gerät soll Anfang nächsten Jahres
einsatzbereit sein.
Schnappschuss einer Geburtsstätte von Sternen in unserer Milchstraße: die
massereiche Sternentstehungsregion in der gigantischen Molekülwolke S255 in etwa
8.000 Lichtjahre Entfernung von der Erde. Solche Wolken sind im optischen
Bereich nicht durchsichtig. Das infrarote Licht hingegen kann den Staub
durchdringen - das LUCIFER-Bild zeigt den Haufen neugeborener Sterne und seine
komplexe Umgebung daher in ganzer Pracht.
Bild: MPG / Arjan Bik [Großansicht] |
Zehn Jahre haben deutsche, amerikanische und italienische Astronomen entwickelt, gebaut und getestet - jetzt ist LUCIFER 1 fertiggestellt. Das erste von zwei innovativen Instrumenten, jedes eine Kamera für Bilder und Spektren, hat seinen Betrieb am
Large Binocular Telescope (LBT) auf dem Mount Graham in Arizona aufgenommen. Mit LUCIFER 1 wollen die Forscher tiefe Einblicke in das Universum gewinnen - von unserer Milchstraße bis hin zu den fernsten Galaxien. Das Gerät wurde von einem Konsortium deutscher Institute gebaut. Sein Zwilling soll Anfang 2011 zum Einsatz kommen.
Infrarotlicht eröffnet den Astronomen ein wichtiges Fenster zu einer Welt, die im Sichtbaren verborgen bleibt. LUCIFER mustert das All in diesem Spektralbereich. Dank des innovativen Designs werden die Forscher etwa die Geburtsstätten von Sternen, die sich normalerweise hinter dichten Staubwolken verbergen, in hoher Detailschärfe unter die Lupe nehmen. Das Instrument bietet zudem sehr große Flexibilität: Beispiel dafür ist ein Roboterarm, der Masken für die Spektroskopie selbst bei den notwendigen, extrem kalten Betriebstemperaturen austauscht; denn um im nahen Infrarot sehen zu können, muss das Instrument auf minus 213 Grad Celsius gekühlt werden.
LUCIFER und sein Zwilling sind in den Brennpunkten der beiden 8,4-Meter-Spiegel des Large Binocular Telescope (LBT) montiert. Die Mehrzweckinstrumente kombinieren ein großes Gesichtsfeld mit hoher Auflösung und bieten jeweils drei unterschiedliche Kameras für Bilder und Spektren in verschiedenen Auflösungen. Neben seinen herausragenden Eigenschaften für die Aufnahme von Bildern mit gegenwärtig bis zu 18 Filtern erlaubt LUCIFER die simultane Spektroskopie von etwa zwei Dutzend Objekten im Infraroten durch lasergefertigte Schlitzmasken. Der erwähnte Roboter entnimmt die Masken aus einem Magazin und platziert sie mit absoluter Präzision in der Brennebene.
"In Kombination mit der großen Lichtstärke des Teleskops sind die Astronomen nun in der Lage, die spektralen Fingerabdrücke der schwächsten und am weitesten entfernten Objekte im Kosmos zu sammeln", sagt Richard Green, der Direktor des LBT.
"Nach der Fertigstellung der adaptiven Sekundärspiegel des Teleskops zur
Korrektur atmosphärischer Turbulenzen wird LUCIFER seine volle
Leistungsfähigkeit zeigen und Bilder liefern, wie man sie bisher nur von
weltraumgebundenen Observatorien kennt."
Walter Seifert von der Landessternwarte Heidelberg, Nancy Ageorges vom
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching
und Marcus Jütte vom Astronomischen Institut der Ruhr-Universität in
Bochum waren verantwortlich für die erfolgreiche Inbetriebnahme von LUCIFER 1 und verbrachten mehr als ein halbes Jahr am LBT für verschiedene Tests und Beobachtungen, um die Kombination aus Teleskop und Instrument effizient zum Laufen zu bringen.
"Von Beginn an gab es eine große gemeinsame Begeisterung aufgrund der Aussicht, mit dem Instrument Wissenschaft auf Weltniveau machen zu können. Nun sprechen die ersten Bilder für sich", sagt Holger Mandel, der verantwortliche Wissenschaftler für LUCIFER. Und Thomas Henning, Vorsitzender der deutschen LBT-Partner, ergänzt:
"Bereits die ersten Beobachtungen von Sternentstehungsgebieten geben uns einen
Eindruck vom enormen Potenzial des neuen Instruments."
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