Ozean könnte irdischen Meeren gleichen
von Stefan Deiters astronews.com
6. März 2013
Zwei amerikanische Astronomen glauben, dass sich auf der
eisigen Oberfläche des Jupitermonds Europa Spuren des unter dem Eis vermuteten
Ozeans finden lassen. Dieser dürfte den salzigen Meeren der Erde sehr ähnlich
sein, was den Jupitermond für die Suche nach Leben noch interessanter machen
würde. Die Forscher hatten neue Infrarotbeobachtungen von Europa ausgewertet.
Der Ozean unter
der eisigen Oberfläche des Jupitermonds Europa
könnte den Ozeanen der Erde gleichen.
Bild: NASA/JPL-Caltech |
Könnte man an der Oberfläche des Jupitermonds Europa lecken, so fasst eine
Pressemitteilung des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA die jetzt
vorgestellte Studie von Mike Brown vom California Institute of Technology
und JPL-Mitarbeiter Kevin Hand zusammen, würde man den Ozean im Untergrund
schmecken. Die Untersuchung der Wissenschaftler, die in einem Fachartikel der
Zeitschrift Astronomical Journal erscheint, würde den bislang besten
Beweis dafür liefern, dass salziges Wasser aus dem gewaltigen Ozean unter
Europas eisiger Kruste auch an die Oberfläche des Monds gelangen kann.
Brown und Hand haben die Oberfläche des Jupitermonds mithilfe des Spektrometers
OSIRIS untersucht, dass am Keck-II-Teleskop auf Hawaii montiert ist.
Die so gewonnenen Daten dürften mit zu den besten Daten seit dem Besuch der
Sonde Galileo im Jupitersystem zählen. Sie liefern Hinweise auf einen
chemischen Austausch zwischen Ozean und Oberfläche, was den unter dem Eis
vermuteten Ozean zu einem chemisch deutlich interessanteren Ort machen würde.
Der Austausch zwischen Ozean und Oberfläche bedeutet, "dass Energie in den Ozean
gelangt, was sehr wichtig für die Frage sein kann, ob es dort möglicherweise
Leben gibt", erläutert Brown. "Es bedeutet aber auch, dass man, wenn man sich
für den Inhalt des Ozeans interessiert, einfach zur Oberfläche gehen und dort
eine Probe abkratzen kann."
Schon seit langem vermuten Wissenschaftler, dass sich unter einer dünnen
Eiskruste des Jupitermonds ein bis zu 100 Kilometer tiefer Ozean verbirgt. Auch
über die Zusammensetzung der Eiskruste wird schon länger diskutiert. Das
Infrarot-Spektrometer an Bord der NASA-Sonde Galileo konnte dazu jedoch
keine Daten liefern, die eine eindeutige Identifizierung von Materialien auf der
Oberfläche erlaubten.
Anders sieht es jetzt bei den Keck-II-Beobachtungen aus, die Brown und
Hand ausgewertet haben. Dort fand sich die spektrale Signatur von Epsomit, einer
auch als Bittersalz bekannten Magnesiumsulfat-Verbindung. Der Stoff könnte durch
Oxidation eines Minerals entstanden sein, das sehr wahrscheinlich aus dem Ozean
unter dem Eis stammt.
Die Wissenschaftler hatten die Verteilung von reinem Wassereis auf der
Oberfläche des Mondes kartiert. An vielen Stellen entdeckten sie dabei Typen von
Eis, die
nicht aus Wasser bestanden. In einer Region, in der sie die höchste
Konzentration von Nichtwasser-Eistypen nachweisen konnten, stießen sie dann auf
eine merkwürdige, nie zuvor gesehene Signatur im Spektrum. Im Labor versuchten
sie nun die Umweltbedingungen auf dem Eismond nachzustellen, um so den Stoff
identifizieren zu können, der für die Signatur verantwortlich ist. Zahlreiche
Verbindungen probierten sie aus, am Ende blieb nur Magnesiumsulfat als
Verdächtiger übrig.
Das Magnesiumsulfat ist, so die Vermutung von Brown und Hand, durch Bestrahlung
von Schwefel, der vom vulkanischen Jupitermond Io stammt, und Magnesiumchlorid
aus dem Ozean von Europa entstanden. Chloride von Natrium und Kalium, die man
auch auf der Oberfläche von Europa erwarten würde, lassen sich schwer
nachweisen, da sie keine deutliche spektrale Signatur im Infraroten haben. Nur
Magnesiumsulfat lässt sich erkennen.
Die Wissenschaftler halten es für möglich, dass der Ozean unter der Oberfläche
Europas den salzigen Ozeanen auf der Erde sehr ähnlich ist. Dies würde natürlich
faszinierende Schlussfolgerungen über die Möglichkeit von Leben erlauben. "Wenn
wir irgendetwas über Leben auf der Erde gelernt haben, dann, dass es dort, wo es
flüssiges Wasser gibt, in der Regel auch Leben gibt", so Hand. "Und natürlich
sind unsere Ozeane salzig. Vielleicht ist der salzige Ozean von Europa genauso
ein wunderbarer Ort für Leben."
Korrektur (8. März 2013): Dieser
Artikel wurde nachträglich überarbeitet. In einer früheren Version wurde als
Mehrzahl von "Eis" das Wort "Eise" verwendet, was grammatikalisch nicht korrekt
ist. Im Artikel wird nun der Begriff "Eistypen" und "Typen von Eis" verwendet.
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