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Wenn man nach Leben auf fremden Welten sucht, muss man aufpassen, dass man bei der Suche nicht Leben vom eigenen Planeten importiert. Aus diesem Grunde empfahl das Space Studies Board des amerikanischen National Research Council unlängst, besonders bei Erkundungen des Jupitermonds Europa vorsichtig zu sein und auch die NASA-Sonde Galileo kontrolliert zum Absturz zu bringen. Noch steht das Aus für die kleine NASA-Sonde Galileo noch nicht unmittelbar bevor, doch in Amerika denkt man schon über ein wissenschaftlich vernünftiges Ende des Raumschiffes nach. Die Mission der Sonde, die in den vergangenen Jahren durch fast halsbrecherische Vorbeiflüge an den Jupitermonden auf sich aufmerksam machte, wurde Anfang des Jahres bereits zum zweiten Mal verlängert. Nunmehr soll die Mission der Sonde Ende dieses Jahres auslaufen und zwar mit Beobachtungen der Magnetosphäre des Jupiter - in Kooperation mit der Cassini-Sonde, die sich gerade auf dem Weg zum Saturn befindet. Obwohl Galileo bisher einwandfrei funktioniert und der mehrfachen der ursprünglich geplanten Strahlungsmenge getrotzt hat, dürften irgendwann einmal erste Alterserscheinungen zu verzeichnen sein. Ist Galileo nicht mehr manövrierbar besteht eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Sonde mit einem der Monde kollidiert - dies Simulationen. In einer Empfehlung des Space Studies Boards des National Research Council werden nun die unterschiedlichen Optionen für ein kontrolliertes Ende Galileos abgewogen. In Übereinstimmung mit einer vom selben Gremium herausgegebenen Schrift über den Schutz des Jupitermondes Europa vor fremder Verschmutzung, sprechen sich die Experten dafür aus, die Jupitersonde auf einen Kollisionskurs mit Jupiter oder dem Mond Io zu bringen. Das die NASA beratende Gremium aus Spezialisten hatte unterschiedliche Optionen abgewogen - unter anderem auch den Austritt aus der Jupiterumlaufbahn in eine Sonnenumlaufbahn. Da hier aber eine minimale Chance bestünde, dass Galileo dann mit der Erde kollidiert, müsste vorher ein aufwendiges und kostspieliges Verfahren anlaufen, um eventuelle Gefährdungen auszuschließen. Unter den Jupitermonden sollte nach Ansicht der Experten Europa den größten Schutz genießen. Das selbe Gremium hatte zuvor schon zur besonderen Vorsicht bei Missionen zu diesem Jupitertrabanten gemahnt, um zu vermeiden, dass eventuell vorhandene Lebensspuren auf Europa während einer Mission durch irdische Bakterien verunreinigt werden. Bei Ganymede und Callisto haben die Experten weniger Bedenken und Io sei so lebensfeindlich, dass wohl kein Anlass bestehe, hier die Richtlinien zum Schutz von Planeten anzuwenden. Das gleiche würde auch für Jupiter selbst gelten: "Selbst wenn man davon ausginge, dass irgendein irdischer Organismus die Zerstörung Galileos in der Jupiteratmosphäre überleben würde, könnte er nur - wenn überhaupt - in der Atmosphäre überleben," so der Bericht über das mögliche Ende der Galileo-Mission. "Aber jeder freifliegende Organismus würde innerhalb kürzester Zeit in eine Region transportiert, die absolut lebensfeindlich ist und seine Überlebenschancen sind daher gleich null." Für den weiteren Betrieb empfiehlt das Gremium die Funktion von Galileo ständig zu überwachen um im Ernstfall die nötigen Schritte einleiten zu können, die die Sonde auf einen direkten Kollisionskurs zum Jupiter lenken. Für künftige Missionen zum Mond Europa spricht sich die Mehrheit der Experten für erhöhte Sicherheitsstandards aus, da ja schließlich über längere Zeit gesehen "jede Verschmutzung von der Oberfläche in die Tiefe des Eises und eventuell in den darunter liegenden Ozean befördert würde."
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