Dafür dass der
Jupitermond Europa unter seiner eisigen Kruste einen flüssigen Ozean
beherbergt, gibt es immer mehr Hinweise. Doch damit in dieser Tiefe sich
irgendwelche Organismen entwickeln und überleben können, ist Energie nötig.
Das Eis, so haben nämlich Untersuchungen von Richard Greenberg von der
Universität von Arizona ergeben, hat eine Dicke von rund sechs Kilometern. Doch
selbst wenn das Eis dünner wäre, als die Daten der US-Raumsonde Galileo
vermuten lassen, würde es immer noch ausreichen, um das Sonnenlicht zu
blockieren.
Allerdings ist Europas Eiskruste zerfurcht durch Risse, die durch die
Gravitation des Jupiter entstehen, den der Mond alle 3,5 Tage einmal umläuft.
Wenn sich dadurch einer der Brüche im Eis öffnet, könnte Wasser fast 90
Prozent des Weges an die Oberfläche gelangen. An der Oberfläche würde Eis im
Beinahe-Vakuum verdampfen aber auch gefrieren. Dadurch könne es einen Fluss von
Wasser innerhalb der Brüche geben, der auch dafür sorgt, dass es eine
ständige Durchmischung gibt.
Der Zugang zur Oberfläche ist dabei von entscheidender Bedeutung, so der
Wissenschaftler. Hier könne nämlich die Sonnenenergie Moleküle aufspalten und
Verbindungen produzieren, die für Lebewesen als Energiespender dienen könnten.
Oder vielleicht könnte sogar genug Sonnenlicht in die oberen Eisschichten
gelangen, um Photosynthese zu erlauben.
"Es könnte beispielsweise Organismen geben, die einen Meter im Eis
leben und ihre Wurzeln in den Brüche ausgestreckt haben, wo sie kleine Blätter
entfalten", spekuliert Greenberg. "Wenn es in den Brüchen Leben geben
würde, würde es sich sicherlich überall finden lassen, weil es dort recht
lebensfreundlich ist." Einige Organismen könnten an einem Platz bleiben,
andere sich mit dem Wasser auf und ab bewegen.
Im Gegensatz zu unserem Mond, der immer die gleiche Hälfte zur Erde zeigt,
dreht sich Europa ganz langsam relativ zum Jupiter. Daher werden auch die
Brüche auf der Oberfläche langsam an anderen Stellen auftauchen und alte
Brüche zufrieren. Organismen wären so gezwungen, sich eine neue Spalte im Eis
zu suchen oder im gefrorenen Zustand zu überleben. "Das sind schon ideale
Bedingungen für Evolution", so Greenberg.