Die Bedingungen auf dem Jupitermond Europa könnten
Leben nicht nur ermöglichen, sondern es sogar fördern. Diese These
vertritt der amerikanische Professor Richard Greenberg nach Auswertung von
zahlreichen Bilder, die die NASA-Sonde Galileo von dem eisigen
Jupitertrabanten gemacht hat.
Jupitermond Europa.
Foto:
NSSDC/NASA |
In der Februar-Ausgabe des Magazins American Scientist
erläutert Greenberg, Professor für Planetenwissenschaften und Mitglied des
Imaging-Teams der Galileo-Sonde, seine Theorie, nach der die Kombination
diverser Faktoren zu lebensfördernden Nischen auf dem Jupitermond führen
könnten. Der Trabant des Gasriesen wurde in den vergangenen vier Jahren
wiederholt von der NASA-Sonde Galileo fotografiert und offenbarte dabei eine
verkrustet Oberfläche aus gefrorenem Wasser.
Eine Kombination aus Gezeiteneffekten, erwärmtem Wasser und ein periodischer
Kontakt mit der Oberfläche könnte nach Ansicht von Greenberg Leben nicht nur
ermöglichen, sonders sogar eine Evolution von Leben fördern. "Das bedeutet, dass
diese Bedingungen sogar recht gastfreundlich für Leben wären."
Der Forscher hat mit seinem Team seit 1997 die Bilder der NASA-Sonde Galileo
studiert. Kombiniert mit Kenntnissen über die Geologie der Erde ergab sich
daraus ein recht detailliertes Bild über die Umweltbedingungen auf dem eisigen
Mond. Um Leben zu ermöglichen würde man, so Greenberg, flüssiges Wasser
benötigen. Die gewaltigen Gezeitenkräfte, die Jupiter auf Europa ausübt, sollten
ausreichen, um genügend Wärme zu produzieren, um das Wasser auf Europa flüssig
zu halten. "Damit ist den Spekulationen über Leben Tür und Tor geöffnet."
Allerdings sei mehr nötig, um Leben zu ermöglichen: Die Gezeiten dürften nach
Ansicht Greenbergs dabei auch eine wichtige Rolle spielen. Dieses Auf und Ab des
Wassers auf dem Jupitermond dürften Höhen von 500 Metern erreichen. Durch die
Anziehungskraft des Gasriesen wird der Mond in seiner Gesamtheit sogar in die
Länge gezogen. "Alles auf und unter der Oberfläche ist von den Gezeiten
bestimmt." Diese würden auch für eine gute Durchmischung von Substanzen sorgen,
die Leben ermöglichen.
Ferner seien aber auch stabile Bedingungen für Leben notwendig: Durch die
gekoppelte Rotation von Europa um Jupiter zeigt über Tausende von Jahren die
selbe Seite des Mondes in Richtung des Gasriesen. Aber über längere Perioden
dürfte jede Nische einmal zufrieren. "Das würde es für einen Organismus
erfordern, sich irgendwie anzupassen."
Greenberg stellte bei seinen Auswertungen zudem fest, dass es weitaus
häufiger einen Austausch zwischen Oberfläche und Unterwelt des Mondes geben muss
als bislang angenommen. "Der Ozean wechselwirkt mit der Oberfläche und es könnte
eine Art Biosphäre geben, die von den Tiefen des Mondes bis unter die Kruste
reicht." Anzeichen für diesen Austausch seien die Brüche im Eis, durch die immer
wieder Wasser aus den unteren Schichten nach oben gespült werden würde.
Das mögliche Leben auf Europa könnte den einfachen Lebewesen im Ozean der
Erde ähneln, das sich durch Photosynthese ernährt. Auch dort würde es zuweilen
bei sehr tiefen Temperaturen überleben können. Es ist sogar möglich,
dass Mikroorganismen über Millionen von Jahren gefroren im Eis liegen. Sie
könnten im Falle des Jupitermondes wieder zum Leben erweckt werden, wenn erneut
warmes Wasser sie umspült.