Kann es in Regionen Leben geben, in die nie ein Sonnenstrahl
fällt? Die Antwort auf diese Frage hat unmittelbar mit der Möglichkeit der
Existenz von Leben in den unterirdischen Ozeanen zu tun, die man
beispielsweise auf dem Jupitermond Europa vermutet. Die Untersuchung
zweier amerikanischer Forscher, die das Wissenschaftsmagazin Science
heute veröffentlicht, kommt zu dem Schluss, dass in der Dunkelheit Leben
theoretisch auch heute noch möglich wäre.
Gibt
es noch heute Leben unter Europas Eiskruste? Foto:
NASA/JPL/NSSDC |
"Das meiste Leben auf der Erde hängt stark von der Photosynthese ab",
erläutert Christopher Chyba vom SETI-Institut. "Das erste Glied der
Nahrungskette ist die Umwandlung von Sonnenlicht in chemisch gespeicherte
Energie durch Chlorophyll. Aber auf Europa wird der riesige Ozean durch große
Schichten von Eis verdeckt, so dass Photosynthese nicht funktionieren kann.
Dafür könnte es allerdings andere Wege geben, um einfaches Leben in der dunklen
Ozean zu ermöglichen."
Die Raumsonde Galileo fand während ihrer Erkundungen im Jupitersystem
deutliche Hinweise für einen Ozean unter der eisigen Oberfläche des Mondes
Europa (astronews.com berichtete), aber auch für verborgene Meere auf Kallisto
und Ganymed. Wasser, der Grundstoff allen Lebens, sollte also vorhanden sein,
doch ist noch eine zusätzliche Energiequelle nötig. Chyba und sein Kollege Kevin
Hand von der Stanford Universität haben dafür eine interessante Möglichkeit
gefunden: Im Erdozean wird Energie durch bestimmte Reaktionen frei, bei denen
beispielsweise Kohlenstoff und Sauerstoff eine Verbindung eingehen. Ein
wichtiges Hilfsmittel für diese Reaktion ist molekularer Sauerstoff - ein
Produkt der Photosynthese. Bei den Jupitermonden könnte dieser molekulare
Sauerstoff aber durch das Bombardement der Eisschicht mit Partikeln entstehen,
die in Jupiters Magnetosphäre beschleunigt worden sind. Auf diese Weise könnte
molekularer Sauerstoff oder etwas Wasserstoffperoxid in den dunklen Ozean
gelangen.
"Wie können uns zwar zur Zeit nicht sicher sein, ob die Stoffe es tatsächlich
in das Wasser schaffen - selbst wenn man recht lange wartet", so Chyba. "Aber
sollten sie es nicht schaffen, wären da noch andere Methoden, um molekularen
Sauerstoff zu erzeugen." Ein Weg wären beispielsweise Zerfallsprodukte von
radioaktiven Stoffen, die im Eis und im Wasser vorhanden sein könnten. "Wir
wissen zwar nicht, ob Leben in den Ozeanen dieser Monde existiert", betont Chyba,
"aber was wir sagen können ist, dass wenn die Ozeane da sind, dann sehr
wahrscheinlich auch die Zutaten da sind, die die nötige Energie für Leben
liefern könnten."