Neues vom eisigen Jupitermond
von Stefan Deiters astronews.com
14. Dezember 2007
Der Jupitermond Europa fasziniert die Forscher seit sie
einen großen Ozean unter seiner Eisdecke vermuten. Eventuell könnte sich hier
sogar primitives Leben entwickelt haben. Für die weitere Erforschung des eisigen
Trabanten fehlt es nicht an Ideen: Sie reichen von einem Orbiter, der den Mond
aus einer Umlaufbahn gründlich untersucht, bis zu einem Landefahrzeug, das auch
in den Ozean vordringen könnte.
Der Jupitermond
Europa. Foto:
NSSDC / NASA |
Wie nah uns die Planeten und Monde des Sonnensystems dank moderner
Raumsonden und Teleskope schon gekommen sind, mag man auch an der Tatsache
ablesen, dass die spannendsten Forschungsergebnisse über die Monde von Saturn
und Jupiter derzeit auf einer Tagung der amerikanischen Geophysiker präsentiert
werden. Im Fokus der Konferenz in San Francisco stand unter anderem auch der Jupitermond Europa,
der Wissenschaftler schon seit längerem fasziniert, weil man unter seiner eisigen
Oberfläche einen riesigen Ozean vermutet.
"Wir haben in den vergangenen Jahren eine Menge über Europa gelernt", erzählt
William McKinnon, Professor für Erd- und planetare Wissenschaften an der
Washington University in St. Louis. "Zuvor waren wir uns fast sicher, dass es
unter der Eisdecke von Europa einen Ozean gibt, aber inzwischen ist sich die
Wissenschaftsgemeinde einig, dass dieser Ozean mit sehr großer
Wahrscheinlichkeit existiert. Jetzt sind wir bereit den nächsten Schritt zu tun
und den Ozean und die Eisdecke darüber zu untersuchen. Einige Entdeckungen und
neue Techniken können uns dabei helfen."
Schon aus einer Umlaufbahn heraus, betont McKinnon, könnte man dank Analyse des
Gravitations- und Magnetfeldes sehr viel über den Ozean lernen: Dazu zählt etwa
die Eisdicke über dem Ozean und sogar der Salzgehalt seines Wassers. Neue
Modelle hätte zudem inzwischen gezeigt, dass die Strahlung auf Europa etwa um
zwei Drittel geringer sein könnte, als man zuvor angenommen hatte. Das würde bedeuten,
dass die Bedingungen für einen Orbiter um den Mond oder gar einen Lander
deutlich günstiger wären.
Durch die neue Analyse von Daten der Jupitersonde Galileo ist es inzwischen
gelungen, Karten über die Verteilung von Kohlendioxid auf der Oberfläche von
Europa zu erstellen. Das Kohlendioxid stammt wahrscheinlich aus dem Ozean unter
der Eisdecke. Für die Wissenschaftler ist dies ein Beispiel dafür, dass man mit
besseren Instrumenten aus einem Orbit um den Mond noch so manches erfahren kann,
was Galileo verborgen geblieben ist.
Einiges gelernt hat man auch durch die Saturnsonde Cassini und deren
Untersuchungen am Mond Enceladus mit seinen aktiven Geysiren. "Europa ist ein
junger und genauso geologisch aktiver Mond wie Enceladus", erläutert McKinnon.
Galileo hätte zwar keine Anzeichen für Geysire auf dem Jupitermond gefunden,
doch hatte die Sonde nicht unbedingt die besten Instrumente an Bord, um die
verräterischen Hot Spots zu entdecken. "Nun wissen wir, nach was wir suchen
müssen, aber wir sollten auch immer das Unerwartete erwarten."
Auch von den Missionen zu unserem Nachbarplaneten Mars lässt sich einiges für
eine künftige Erforschung von Europa ableiten: So hätten die Radarinstrumente an
Bord der Sonden Mars Express und Mars Reconnaissance Orbiter
detaillierte
Informationen über die Polkappen des Mars geliefert. Ähnliche Instrumente auf
einem Europa-Orbiter könnten quasi einen Querschnitt der Eisschichten des
Mondes liefern und auch Wasser innerhalb der Eisschicht entdecken. Ob es flüssiges Wasser in der Eisschicht gibt und wie dessen Verbindung zum Ozean in
der Tiefe ist, ist entscheidend für die Frage, ob hier die Entstehung
von Leben möglich sein könnte.
Natürlich träumen die Forscher von einer Landemission auf Europa, bei der
eventuell auch ein Roboter ins Eis und den Ozean vordringen könnte. Ohne dass es
schon konkrete Pläne für eine solche Mission gäbe, sind die Wissenschaftler aber
vorbereitet: In der Antarktis, wo sich auch Seen unter der Eisdecke finden
lassen, testen sie nicht nur ihre Vorstellungen von den Bedingungen auf Europa
sondern ab Februar 2008 auch einen Tauchroboter, dessen Weiterentwicklung irgendwann einmal den
Ozean im Inneren des Jupitermondes erkunden könnte.
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