Simulierte Marsmission hat begonnen
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
3. Juni 2010
Eine sechsköpfige Crew befindet sich seit heute auf einer
simulierten Mission zum Mars: Gegen Mittag wurde der Eingang zu den
Versuchscontainern im Moskauer Institut für Biomedizinische Probleme (IBMP)
geschlossen. Wie in einem Raumschiff soll die Besatzung nun autonom agieren und
nur über Funk Kontakt mit dem Kontrollzentrum halten. In 250 Tagen wird der
simulierte Mars erreicht sein.

In diesen Containern in Moskau wird die
Marsmission simuliert.
Foto: ESA [Großansicht] |
Heute Mittag begann für sechs "Astronauten" eine virtuelle Reise
zum Mars. 520 Tage erleben sie auf engstem Raum in einem fest verschlossenen
Container im Moskauer Institut für Biomedizinische Probleme (IBMP) Strapazen und
Isolation eines Langzeitfluges. Damit hat der Hauptteil
des Mars 500-Experimentes begonnen. Es ist das längste jemals durchgeführte
Weltraum-Simulationsexperiment. Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) und anderen deutschen Forschungseinrichtungen wie der
Berliner Charité sowie Universitäten aus Erlangen, München, Mainz, Bonn und Köln
sind mit Experimenten an Bord vertreten.
Für die sechsköpfige Crew mit Männern aus Russland, Europa und China beginnt
nun eine lange Phase, in der sie vollkommen auf sich alleine gestellt sein
werden. Für den virtuellen Hinflug
benötigen sie 250 Tage, 30 Tage sind für den "Aufenthalt" auf dem Mars
eingeplant, danach tritt die Crew einen 240-tägigen Rückflug zur Erde an.
Das
Experiment findet, wie bereits die 105-Tage-Studie im Jahr 2009, in einer
speziellen Versuchsanlage des IMBP in Moskau statt. Mit Ausnahme von
Schwerelosigkeit und Strahlung werden die Bedingungen im All möglichst real
simuliert. Die Crew erlebt Isolation, Verpflegung und Notfälle wie bei einer
realen Langzeitmission. Während der 520 Tage sind rund 100 Versuche in den
Bereichen Psychologie und Psychophysiologie, klinischer Diagnostik, Physiologie
und Mikrobiologie geplant.
Ob auf dem Weg zum Mars oder zu einem anderen Planeten, während einer
Langzeitmission wird von der Crew eine hohes Maß an Autonomie gefordert. Ohne
Hilfe von außen müssen die Männer die technischen Systeme warten und instand
halten. Von besonderem Interesse für die Wissenschaftler sind die Auswirkungen
der Isolation auf die psychische und physiologische Gesundheit und
Leistungsfähigkeit der Crew.
Deutsche Wissenschaftler untersuchen bei dieser
Langzeitmission die Gruppendynamik und psychophysiologische Leitungsfähigkeit
der Crew. Sie untersuchen auch wie sich Astronauten im Krankheits- oder Notfall
versorgen können. Eine weitere Forschergruppe untersucht, wie sich Mikrobiologie
und Gesundheit einer Crew in geschlossenen Systemen entwickelt. Weiterhin
beobachten deutsche Wissenschaftler den Salz- und Flüssigkeitshaushalt, die
Blutdruckregulation und den Knochenstoffwechsel der Besatzung. Zur Untersuchung
ernährungsphysiologischer Fragen liefern acht deutsche Unternehmen in
Zusammenarbeit mit der Universität Erlangen ausgewählte Produkte zur Versorgung
der Mannschaft.
Die Erlebnisse der beiden europäischen Teilnehmer werden regelmäßig in einem
Missionstagebuch auf der Webseite der europäischen Weltraumagentur ESA
veröffentlicht. Die Besatzung folgt einem strikten Dienstplan, die Werktage
sind, wie auch auf einem Raumschiff oder auf der ISS, in Arbeits- und Ruhezeiten
sowie in Freizeit eingeteilt. Das Wochenende ist in der Regel
frei - wenn die Besatzung nicht gerade mit unerwarteten Problemen zu kämpfen hat.
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