Simulierte Marsmission wieder gelandet
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
14. Juli 2009
Das 105-tägige Raumflug-Simulationsexperiment Mars500 mit deutschen
Beiträgen ist in Moskau zu Ende gegangen. Am 14. Juli 2009 verließ die
Mannschaft, darunter auch der Bundeswehr-Angehörige Oliver Knickel, das
Modulsystem im Institut für Biomedizinische Probleme (IBMP) der Russischen
Akademie der Wissenschaften. Die sechs Probanden werden in den kommenden
Tagen gründliche Untersuchungen absolvieren, bevor sie zu ihren Angehörigen
zurückkehren.
Die Mars500-Mannschaft nach der Hälfte der
Experiment-Laufzeit, oben rechts der Deutsche
Oliver Knickel.
Foto: ESA [Großansicht] |
Im Mittelpunkt der Mars500-Studie steht die Frage: Wie kann
die physische und psychische Leistungsfähigkeit eines Menschen unter den
extremen Bedingungen einer Langzeit-Weltraummission aufrechterhalten werden? Das
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist neben dem IBMP und der
Europäischen Weltraumorganisation ESA maßgeblich an Mars500 beteiligt.
DLR-Forschungsinstitute steuerten mehrere Experimente bei. Darüber hinaus
gewährte das DLR in seiner Funktion als nationale Raumfahrt-Agentur dem Projekt
im Auftrag der Bundesregierung finanzielle Förderung.
"Mit den ersten Ergebnissen von Mars500 sind wir hochzufrieden",
sagte der DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Johann-Dietrich Wörner in Moskau. "Das
DLR hat sich bei diesem Projekt mit großem Engagement eingebracht. Die
Zusammenarbeit mit den Partnern ESA und IBMP war überaus fruchtbar. Das DLR hat
mehrere Experimente zu Mars500 beigesteuert, deren Ergebnisse helfen
werden, zukünftige bemannte Langzeitmissionen zu gestalten. Zudem haben wir
Mars500 massiv mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie (BMWi) gefördert", sagte Wörner weiter.
Voraussichtlich im März 2010 wird das Experiment mit einer realitätsnahen
Flug- und Aufenthaltsdauer auf dem Mars von 520 Tagen in die zweite Phase gehen.
Eigens hierfür wurde eine virtuelle Marsoberfläche konstruiert, auf der sich
drei "Kosmonauten" 20 Tage lang aufhalten werden.
Die Auswertung der Messergebnisse der vom DLR geförderten "elektronischen
Nase", eines Sensorsystems zur Detektion mikrobakterieller Verunreinigung,
verläuft zur Zufriedenheit der Beteiligten. Die von der Schweriner Firma
Airsense Analytics konstruierte Apparatur funktionierte einwandfrei. Im
Rahmen der 105-Tage-Studie wurden keine gravierenden Veränderungen der
künstlichen Atmosphäre im Modulsystem gemessen. Im nächsten Schritt arbeiten
DLR, IBMP und das ebenfalls beteiligte Zentrum für Umweltforschung und
nachhaltige Technologien der Universität Bremen nun daran, einen
Langzeit-Einsatz der elektronischen Nase auf der Internationalen Raumstation ISS
vorzubereiten.
Eine positive Zwischenbilanz ziehen auch die Wissenschaftler der Universität
Erlangen-Nürnberg. Sie konnten über eine Dauer von mehreren Monaten
Stoffwechselprodukte und Blutdruckwerte der Mars500-Teilnehmer sammeln. Bei der
streng kontrollierten Nahrungsmittelzufuhr wechselten sich Hochsalz- und
Niedrigsalzphasen ab. Die Auswertung ist bereits angelaufen. Es scheint sich der
Eindruck zu bestätigen, dass eine Reduzierung der täglichen Salzzufuhr von zwölf
auf neun Gramm geeignet ist, den menschlichen Blutdruck nachhaltig zu senken.
Bei dem Mars500-Container handelt es sich um ein röhrenförmiges
Modulsystem mit einer Wohn- und Arbeitsfläche von 180 Quadratmetern. Hinzu
kommen Kühlzellen für die Nahrungsmittel, die größtenteils von deutschen
Zulieferern zur Verfügung gestellt werden, sowie eine Quarantänestation. Das
Gravitationsfeld und der Luftdruck sind unbeeinflusst, der Sauerstoffgehalt wird
in regelmäßigen Abständen angeglichen. Der Funkverkehr zur "Bodenstation" und
zurück erfolgt mit bis zu 40-minütiger Verzögerung.
In der nun abgeschlossenen ersten Phase bestand die Mars500-Crew aus
folgenden Mitgliedern: Oliver Knickel (Deutschland), Cyrille Fournier
(Frankreich), Commander Sergey Ryazanskiy, Aleksey Baranov, Aleksey Shpakov und
Oleg Artemiev (alle Russland). "Die Mission wurde erfolgreich abgeschlossen",
meinte Knickel in Moskau. "Das ist eine große Leistung, auf die ich sehr stolz
bin. Ich hoffe, dass die wissenschaftlichen Daten, die mit unserer Hilfe in den
letzten Monaten gesammelt wurden, helfen werden, eine Mission zum Mars möglich
zu machen."
|