Den Gründen für Bluthochdruck auf der Spur
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Erlangen-Nürnberg astronews.com
19. Mai 2010
Im Juni soll in Moskau eine internationale Crew eine simulierte Mission zum
Mars beginnen. Die Wissenschaftler erhoffen sich davon neue Informationen
über die Auswirkungen, die eine solche Langzeitmission auf die Menschen
haben kann. Doch auch ganz irdische Probleme sollen während der 520 Tage
untersucht werden - etwa die Ursachen für zu hohen Blutdruck.
In diesen Modulen soll ab Juni eine
520-tägige Mission zum Mars simuliert werden.
Bild: ESA |
Zu hoher Salzkonsum ist schuld an Bluthochdruck - diese These wollen
Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in
einem deutsch-russischen Kooperationsprojekt prüfen. Anfang Juni beginnt
in Moskau die Simulation einer Expedition zum Mars, bei der sich sechs
Probanden für die Dauer von 520 Tagen in eine enge "Raumkapsel"
einsperren lassen (astronews.com berichtete). Dabei werden sie
hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen, was das Projekt der Erlanger
Forscher erst ermöglicht: Nur unter diesen Bedingungen können sie die
Salzmenge, die die sechs zu sich nehmen, genau kontrollieren. Das
Experiment ist die weltweit längste Stoffwechselstudie am Menschen, die
es je gab.
Etwa 15-20 Millionen Menschen in Deutschland leiden an zu hohem Blutdruck
schätzt die Arbeitsgruppe aus Wissenschaftlern des Interdisziplinären Zentrums
für Klinische Forschung der Universität Erlangen-Nürnberg und der Medizinischen
Klinik 4 - Nephrologie und Hypertensiologie des Universitätsklinikums Erlangen,
die die Langzeitstudie konzipiert hat. Das führt zu Herzinfarkten und
Schlaganfällen und ist damit eines der häufigsten Gesundheitsprobleme in
Deutschland.
Als Hauptursache für Bluthochdruck gelten schon länger ungesunde
Ernährungsgewohnheiten und zu hoher Konsum von gewöhnlichem Kochsalz. Würde man
die Salzmenge in der Nahrung jedoch reduzieren, könnte das langfristig
Herz-Kreislauferkrankungen und Arteriosklerose vorbeugen. Diesen Ansatz
verfolgen die Forscher der FAU. Unter Alltagsbedingungen könnten sie die Studie
nicht durchführen, weil der Großteil des Kochsalzes in industriell gefertigten
Lebensmitteln, wie Brot, Wurst oder Tiefkühlpizza versteckt und damit nicht zu
kontrollieren ist. Im Verlauf des Mars500-Experiments werden sie über Monate
hinweg die Kochsalzzufuhr der sechs Teilnehmer verringern, zunächst von zwölf
auf neun und später auf sechs Gramm pro Tag.
Schon 2009 konnten die Wissenschaftler bei einem ähnlichen Projekt erste
Erkenntnisse gewinnen. Damals hatten sich fünf Testpersonen für 105 Tage in eine
verschlossene "Raumkapsel" auf eine simulierte Marsmission begeben. Selbst bei
diesen völlig gesunden Probanden stellten die Erlanger einen deutlich
niedrigeren Blutdruck fest, nachdem sie den Salzgehalt der Nahrungsmittel
reduziert hatten.
Die Langzeituntersuchung ist die aufwändigste von mehreren deutschen
Teilprojekten, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) für das
Mars500-Experiment ausgesucht hat und die vom Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie finanziert wurden. An dem Mars-Experiment sind europäische,
russische, amerikanische, und chinesische Wissenschaftler beteiligt.
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