ESA-Infrarotteleskop wieder voll einsatzfähig
von Stefan Deiters astronews.com
15. Januar 2010
Das europäische Weltraumteleskop Herschel ist
wieder vollständig einsatzfähig. Gestern bestätigte das Kontrollzentrum in
Darmstadt, dass das Heterodyne Instrument for the Far Infrared (HiFi)
an Bord des Teleskops wieder arbeitet. Seit August war das Instrument wegen
eines Defekts abgeschaltet gewesen. Mit HiFi sollen hochaufgelöste Spektren
aufgenommen werden, die Details über die chemische Zusammensetzung der
beobachteten Objekte verraten.
Wieder voll einsatzfähig: das
ESA-Weltraumteleskop Herschel.
Bild: ESA / D. Ducros |
Das europäische Weltraumteleskop Herschel war im Mai
vergangenen Jahres gestartet worden. Nach einer Kalibrierungs- und Testphase
begannen die drei Instrumente an Bord mit ihren Untersuchungen, doch mit dem
Heterodyne Instrument for the Far Infrared (HiFi) gab es bald Probleme.
"Groningen, wir haben ein Problem" meldete das Kontrollzentrum der ESA in
Darmstadt am 3. August 2009 an das niederländische SRON, das für den Bau des
Instrumentes verantwortlich war. HiFi befand sich offenbar in einem Zustand, den
sich niemand auf Anhieb erklären konnte.
HiFi wurde zunächst einmal deaktiviert, um zu verhindern, dass - solange der
wahre Grund des Fehlers nicht gefunden ist - auch die Reservesysteme des
Instrumentes Schaden nehmen. Nach mehreren Monaten glauben die Ingenieure in den
Niederlanden aber nun, die Ursache für den Defekt gefunden zu haben.
Die Techniker vermuten, dass durch einen Fehler in einem Speicherelement, der
eventuell durch die Einwirklung von kosmischer Strahlung verursacht wurde, eine
verhängnisvolle Kettenreaktion einsetzte, die schließlich dazu führte, dass eine
Diode durch eine Überspannung zerstört wurde. Auch HiFi verfügt, wie nahezu alle
Instrumente auf Raumsonden, über einen kompletten Satz von Reservesystemen.
Bevor dieser aber aktiviert werden konnte, musste das Team am SRON zunächst
einmal sicherstellen, dass sich ein solches Ereignis nicht wiederholen kann.
Dies geschah durch eine Änderung der Software des Instrumentes.
"Es stellte sich heraus, dass wir ein sehr komplexes technologisches Puzzle
auf Grundlage von nur begrenzten Informationen zu lösen hatten und dies auch
noch unter Zeitdruck", so HiFi-Projektleiter Peter Roelfsema vom SRON. "Aber es
war für alle Beteiligten auch eine Frage der Ehre, schnell eine Lösung zu
finden. Wissenschaftler auf der ganzen Welt warteten gespannt auf die ersten
Beobachtungen. Es gibt in der Weltraumforschung keine Garantien. Instrumente,
die unter den extremen Bedingungen im All arbeiten müssen, sind immer
verwundbar. Wir sind aber nun zuversichtlich, dass HiFi alle geplanten
Beobachtungen machen kann."
Inzwischen wurden die Reservesysteme von HiFi aktiviert. Gestern bestätigte
das Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt, dass das Instrument funktioniert. Mit
HiFi sollen detaillierte Spektren ganz verschiedener Objekte - von Kometen bis
zu Sternentstehungsregionen und Galaxien - aufgenommen werden. Da bislang die
anderen beiden Instrumente von Herschel, PACS und SPIRE, die
Beobachtungszeit von HiFi nutzen konnten, wird das wiederhergestellte Instrument
in den kommenden Monaten 50 Prozent der Beobachtungszeit erhalten. Herschel soll
insgesamt 3,5 Jahre lang den Infrarothimmel erkunden.
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