Staubige Galaxien überall
Redaktion
/ Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft astronews.com
17. Dezember 2009
Dank der Leistungsfähigkeit des neuen europäischen
Weltraumteleskops Herschel gelang es Astronomen nun das schwache
Infrarotglimmen im All in einzelne Quellen aufzulösen. Die Strahlung
stammt von unzähligen staubigen Galaxien. Die ESA veröffentlichte parallel
einen eindrucksvollen Blick in ein Sternentstehungsgebiet und wird die
besten Herschel-Bilder künftig auf einer eigenen Webseite präsentieren.
Das "GOODS-N"-Feld im Großen Wagen bei den
Wellenlängen 100 und 160 Mikrometer. Galaxien bei
hoher Rotverschiebung (also größeren
kosmologischen Entfernungen) oder mit einem
höheren Anteil an kaltem Staub sind rot
dargestellt, nahe Galaxien erscheinen blau.
Bild: ESA [Großansicht] |
Der gesamte Himmel schimmert im Infrarotlicht. Wissenschaftler aus dem Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik haben nun mit ihren Kollegen aus anderen Institutionen diese schwache kosmische Strahlung in einzelne Quellen aufgelöst - offenbar ferne Galaxien. Dabei werteten die Forscher erste Beobachtungen mit dem
Photoconductor Array Camera and Spectrometer (PACS)-Instrument an Bord des europäischen Weltraumteleskops
Herschel aus. Von den Ergebnissen erhofft man sich ein besseres Verständnis von der Entwicklung der
Galaxien.
Mitte der 1990er-Jahre entdeckten Wissenschaftler mit dem amerikanischen COBE-Satelliten ein schwaches Glimmen im fernen Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums.
Es erreicht die Erde aus allen Himmelsrichtungen mit derselben Intensität. Die Forscher vermuteten, dass es sich um die Strahlung vieler Galaxien des frühen Universums handelt, die etwa die gleiche Energiemenge im fernen Infrarot abgeben, wie wir sie auch im sichtbaren Licht von ähnlich weit entfernten Sternsystemen empfangen.
Die mit unseren Augen wahrnehmbare Strahlung liefert Informationen über Sterne in Galaxien, fernes Infrarotlicht dagegen wird von kaltem Staub abgestrahlt, der neu entstandene Sterne verdeckt.
Und offenbar gibt es eine erstaunlich große Zahl staubiger Galaxien. Sie zu identifizieren war jedoch schwieriger als erwartet: Deren Strahlung wird von der Erdatmosphäre verschluckt und lässt sich nur mit Teleskopen im Weltraum auffangen.
Bisher konnten die Satelliten-Observatorien im kosmischen Hintergrund lediglich das ferne Infrarotlicht der hellsten Galaxien registrieren. Um Informationen über die schwächeren Objekte zu erhalten, mussten sich die Astronomen auf indirekte Nachweise durch Beobachtungen bei kürzeren Wellenlängen verlassen.
Der im Mai 2009 gestartet Satellit Herschel der europäischen Raumfahrtbehörde ESA
verfügt über das größte jemals gebaute Weltraumteleskop mit einem
Spiegeldurchmesser von 3,5 Metern. Das Bordinstrument PACS macht detailreiche
Bilder des Himmels bei Wellenlängen von 70 bis 160 Mikrometer - genau in jenem Bereich, in dem der kosmische Infrarothintergrund am hellsten strahlt.
"Nach der Testphase unseres Instruments konnten wir es kaum noch erwarten, die ersten tiefen Beobachtungen im fernen Infrarot zu machen", sagt Albrecht Poglitsch vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München und leitender PACS-Wissenschaftler.
Während insgesamt 30 Stunden im Oktober beobachtete PACS einen kleinen Himmelsausschnitt im Großen Wagen, etwa ein Viertel so groß wie die Fläche des Vollmonds.
"Schon mit diesen ersten Beobachtungen gelang es uns, etwa 60 Prozent des kosmischen Infrarothintergrunds in einzelne, gut nachgewiesene Quellen aufzulösen", sagt Dieter Lutz vom wissenschaftlichen Konsortium aus fünf europäischen Instituten, die diese Daten gesammelt haben.
Die Messungen seien indes nur der Anfang. "Wir werden bald noch empfindlichere Beobachtungen haben. Damit können wir im Detail verstehen, in welcher Phase der Entwicklung des Alls wir diese Galaxien finden und was ihre Eigenschaften sind", sagt Lutz.
Die Leistungsfähigkeit von Herschel zeigt auch ein neues, gestern von der ESA
veröffentlichtes Bild einer Wolke im Sternbild Adler. Dank Herschel
gelang erstmals ein Blick auf die von Staub verdeckte Aktivität in dieser 65
Lichtjahre durchmessenden Region. In den Staubfilamenten verbergen
sich nach Schätzung der Astronomen rund 700 neu geborene Sterne. Das Bild ist
als unser heutiges Bild des Tages zu sehen. Die ESA schaltete gestern auch eine
Online Showcase of Herschel Images genannte Webseite frei, auf der künftig die
schönsten Bilder des Teleskops gesammelt und erläutert werden sollen.
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