Eindrucksvoller Blick in die Milchstraße
von Stefan Deiters astronews.com
2. Oktober 2009
Die europäische Weltraumagentur ESA hat jetzt eine
eindrucksvolle Aufnahme veröffentlicht, die mit zwei der drei Instrumente an
Bord des Infrarot-Weltraumteleskops Herschel gemacht wurde. Sie zeigt
die Aktivität in einer Wolke aus kaltem Gas in der Nähe der galaktischen
Scheibe. Der wissenschaftliche Regelbetrieb von Herschel soll in Kürze
beginnen, ein Instrument bereitet allerdings noch Sorgen.
Herschels Blick in die Milchstraße.
Bild: ESA und die SPIRE & PACS Konsortien [Großansicht] |
Das europäische Infrarot-Weltraumteleskop Herschel
visierte am 3. September eine Region aus kaltem Gas im Sternbild "Kreuz des
Südens" in der Nähe der galaktischen Scheibe an. Dabei sammelte sowohl der
Spectral and Photometric Imaging REceiver (SPIRE) als auch die
Photoconductor Array Camera and Spectrometer (PACS) Daten. Die beobachtete
Region ist einige Tausend Lichtjahre von der Erde entfernt.
Die Beobachtungen in fünf verschiedenen Wellenlängenbereichen wurden
farbkodiert, damit man das sehr kalte Material (rot) vom etwas wärmeren Material
in der Umgebung (blau) unterscheiden kann. So wurden Strukturen in dem kalten
Gas deutlich, die man bislang nicht sehen konnte. Die Astronomen erhoffen sich
aus diesen Daten Informationen über die Menge, die Masse, die Temperatur und die
Zusammensetzung des Gases sowie Hinweise darauf, ob das kalte Gas schon dabei
ist, zu neuen Sternen zu kollabieren.
Überraschend war für das Team, dass man in einer kalten und eigentlich
dunklen Region eine so ungeheure Aktivität würde beobachten können. Tatsächlich
sieht man wie sich das Material zu langen Filamenten zusammenfindet, die von neu
entstandenen Sternen zum Leuchten gebracht werden. Da die Aufnahme aus mehreren
Wellenlängenbereichen kombiniert wurde, ist es einfach, auch die Filamente
auszumachen, in denen gerade neue Sterne entstehen.
Normalerweise ist die Beobachtung in der Scheibenregion unserer Milchstraße
nicht einfach, da sich auf der Sichtline auch zahlreiche Molekülwolken befinden,
die eine detaillierte Untersuchung erschweren. Im Infraroten konnte Herschel
aber durch den Staub, der eine Beobachtung im sichtbaren Bereich des Himmels
behindert, hindurchschauen. Von der Erde aus wären solche Beobachtungen nicht
möglich gewesen. Das beobachtete Material hat Temperaturen von weniger als minus
170 Grad Celsius.
Bei dem für die Aufnahme verwendeten Beobachtungsmodus werden zwei der drei
Herschel-Instrumente zusammen verwendet. Das Team plant mit dem
Instrumentenduo große Teile der Milchstraße zu scannen. Herschel war am
14. Mai 2009 zusammen mit dem Planck-Teleskop, welches die kosmische
Hintergrundstrahlung untersuchen soll, an Bord einer Ariane-Trägerrakete
gestartet (astronews.com berichtete). Es soll innerhalb der kommenden Wochen den
wissenschaftlichen Regelbetrieb aufnehmen.
Mit dem dritten Instrument an Bord, dem Heterodyne Instrument for the Far
Infrared (HiFi), gibt es allerdings seit Anfang August Probleme. Damals
hatte man eine Fehlfunktion bemerkt und das Instrument abgeschaltet. Ursache für
das Problem war offenbar ein Fehler in der Stromversorgung. Es gibt dafür an
Bord ein Ersatzsystem, doch wollen die Experten dieses nicht aktivieren, bevor
sie genau verstanden haben, wie es zu der Fehlfunktion kommen konnte.
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