Erste Bilder begeistern Astronomen
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
19. Juni 2009
Noch hat das ESA-Weltraumteleskop Herschel seinen Arbeitsorbit
nicht erreicht. Nach dem Entfernen einer Schutzabdeckung am vergangenen
Wochenende wagte das Team aber trotzdem schon einen ersten Blick in die
Weiten des Alls. Das heute von der ESA präsentierte Ergebnis übertraf die
Erwartungen der Wissenschaftler und lässt für den Regelbetrieb weitere
eindrucksvolle Aufnahmen erwarten.
Das erste Bild des europäischen
Weltraumteleskops Herschel zeigt das Gebiet der
Galaxie M51. Sie liegt circa 31 Millionen
Lichtjahre entfernt.
Foto: ESA / PACS Consortium [Großansicht]
Vergleich einer Herschel-Aufnahme von M51
(rechts) mit einem Bild, das das
Spitzer-Weltraumteleskop gemacht hat.
Foto: NASA /
JPL-Caltech / SINGS (links), ESA / PACS
Consortium (rechts) [Großansicht] |
Das europäische Weltraum-Teleskop Herschel hat seine erste Aufnahme
eines Objekts im Weltall gemacht. Wissenschaftler sprechen von einer
vergleichsweise hohen Qualität des von Herschels PACS-Kamera
aufgenommenen Bilds. Dieses zeigt das Gebiet der Galaxie M51, also die bekannte
Whirlpool-Galaxie. Obwohl noch nicht alle Einstellungen des Teleskops optimiert
sind, übertrifft es bereits die Erwartungen. Herschel war am 14. Mai
2009 zusammen mit dem Planck-Teleskop, welches die kosmische
Hintergrundstrahlung untersuchen soll, mit einer Ariane-Trägerrakete
gestartet.
Der deutsche Anteil an Herschel wurde maßgeblich durch das Deutsche Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Technologie (BMWi) finanziert. Deutsche Wissenschaftler und Ingenieure sind
wesentlich an dieser Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA)
beteiligt. So wurde PACS unter Leitung des Max-Planck-Instituts für
extraterrestrische Physik (MPE) entwickelt.
Schon während des bereits mehrere Wochen dauernden Fluges zu seinem etwa 1,5
Millionen Kilometer entfernten Zielorbit um den Lagrange-Punkt L2 wurden die
Systeme und Instrumente des Weltraumteleskops auf ihre Funktion geprüft. Alle
Geräte arbeiten einwandfrei und werden nach einem festgelegten Plan in Betrieb
genommen. Der ersten Aufnahme war am 14. Juni 2009 die Öffnung des so genannten
Cryocovers voraus gegangen (astronews.com berichtete), einer mit Sprengbolzen
verschlossenen Schutzabdeckung des gekühlten Bereichs von Herschel. Der
Deckel öffnete sich wie geplant und gab den drei Messinstrumenten die Sicht in
den Weltraum frei.
Herschel ist das erste Weltraumobservatorium, das den kompletten
Wellenlängenbereich des Fernen Infrarot bis zum Sub-Millimeter-Bereich (60 bis
670 Mikrometer) abdeckt. Da Herschel dieses Spektrum teilweise zum
ersten Mal untersuchen wird, erwarten die Astronomen eine Fülle neuer
Entdeckungen.
Wissenschaftler werden mit dem Teleskop die Bildung und Entwicklung von
Galaxien seit Beginn des Universums untersuchen. Auch wird Herschel
dazu beitragen, die Beschaffenheit von Kometen sowie Planetenatmosphären und
-oberflächen in unserem Sonnensystem zu entschlüsseln.
Für diese Aufgaben besitzt Herschel drei wissenschaftliche Instrumente: das
abbildende Photometer/Integral Field Spektrometer PACS (Photodetector Array
Camera and Spectrometer), das hochauflösende Heterodyn-Spektrometer HIFI (Heterodyne
Instrument for the Far Infrared) und das abbildende
Photometer/Fourier-Transform-Spektrometer SPIRE (Spectral and Photometric
Imaging REceiver). Der Hauptspiegel des Teleskops hat einen Durchmesser von
dreieinhalb Metern. Herschel ist damit das bislang größte
Weltraumteleskop, im Spiegel-Durchmesser etwa eineinhalbmal größer als
Hubble. Der Spiegel besteht aus Gewichtsgründen aus dem keramischen
Material Siliziumkarbid, das zum ersten Mal bei einem Spiegel dieser Größe
eingesetzt wird.
Herschel soll rund drei Jahre in Betrieb bleiben. Die
Lebenserwartung des Satelliten wird hauptsächlich durch das verfügbare Helium
zur Instrumentenkühlung und den Treibstoff zur Lage- und Bahnregelung begrenzt.
Da die Ariane 5 ECA-Trägerrakete Herschel und Planck
sehr exakt auf ihre Bahnen gebracht hat, musste Herschel weniger
Treibstoff für Bahnkorrekturen verbrauchen als geplant.
|