Spannung vor dem doppelten Mondcrash
von Stefan Deiters astronews.com
7. Oktober 2009
Am Freitag gegen 13.30 Uhr MESZ soll es soweit sein: Zunächst wird die
Oberstufe einer Centaur-Rakete in einen Krater in der Nähe des
Mondsüdpols stürzen und vier Minuten später eine kleine Begleitsonde, die
den ersten Einschlag zuvor noch aus der Nähe verfolgt. Die NASA, die die
Ereignisse live auf ihrer Webseite übertragen will, erhofft sich den
Nachweis von Wasser auf dem Erdtrabanten.
Einschlag Freitag gegen 13.30 Uhr MESZ: die
Mission LCROSS.
Bild: NASA |
Die Spannung bei der NASA steigt: Nur noch rund 48 Stunden sind es, bis die Lunar Crater Observation and Sensing
Spacecraft (LCROSS) ihr Ziel erreichen wird: den Krater Cabeus in der Nähe
des Südpols des Mondes. In der Südpolarregion des Erdtrabanten gibt es Krater,
die ständig im Dunklen liegen und in denen sich - so die Hoffnung der
Wissenschaftler - Eis befinden könnte. Erst unlängst hatten entsprechende
Messungen aus dem Orbit neue Hoffnungen genährt, dass die Chancen für ein
Aufspüren von Wasser nicht so schlecht sind (astronews.com berichtete).
Den Einschlag erwartet die NASA am 9. Oktober um 13.31 Uhr MESZ und
19 Sekunden. Dann wird die Oberstufe einer Centaur-Rakete in den
Mondkrater Cabeus stürzen und dabei eine Staubwolke aufwirbeln, in der
sich - so die Hoffnung - Spuren von Wassereis befinden. 30 bis 100
Sekunden nach dem Einschlag sollte die Wolke am deutlichsten zu sehen
sein. Die Centaur-Oberstufe wird verfolgt und beobachtet von
einer kleinen Sonde, die zunächst aus nächster Nähe Messungen
durchführen soll und dann um 13.35 Uhr MESZ und 45 Sekunden selbst auf
dem Mond einschlagen wird.
Die aufgewirbelte Staubwolke sollte so hell sein, dass sie auch von
der Erde aus zu beobachten sein wird. Zahlreiche große Teleskope werden
zur fraglichen Zeit auf den Mond gerichtet sein (astronews.com
berichtete), zugleich sind auch Amateurastronomen aufgerufen, sich an
der Beobachtungskampagne zu beteiligen. Man benötigt allerdings ein
Teleskop mit einem Durchmesser von mindestens 25 Zentimetern um auch nur
die Spur einer Chance zu haben, etwas zu sehen. Von Europa aus wird das
Ereignis nicht zu beobachten sein.
Doch auch an diejenigen, die den Mond selbst nicht beobachten können
oder kein ausreichend großes Teleskop haben, hat die NASA gedacht: Auf
ihrer Webseite wird die amerikanische Weltraumbehörde aktuelle
Informationen von der Mission übertragen. Geplant sind Live-Bilder von
der Kamera an Bord der Sonde, die Visualisierung von aktuellen
Telemetrie-Daten der Sonden sowie eventuell erste Bilder von
Beobachtungen eines Teleskops auf dem Mauna Kea auf Hawaii.
Schon in der Vergangenheit hatte man Sonden in die Südpolarregion des
Mondes stürzen lassen und dann in der aufgewirbelten Staubwolke nach
Wasser gefahndet. Die Suche blieb bislang erfolglos. LCROSS ist
allerdings die erste Mission, die ausschließlich zu diesem Zweck
konstruiert wurde. Die Centaur-Oberstufe als Impaktor sollte
für eine deutlich sichtbare Staubwolke sorgen und auch der Zielkrater
wurde auf Grundlage neuster Daten ausgewählt. Erst vor einigen Tagen gab
es - wie berichtet - noch eine letzte Änderung. Die LCROSS-Mission war am 18. Juni 2009 zusammen mit dem Lunar Reconnaissance Orbiter
gestartet.
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